Tabakwaren-Produktrichtlinie Schön war gestern - Händler wehren sich

Endlich liegen sie vor – Studien zu den möglichen volkswirtschaftlichen Folgen der geplanten Tabakprodukt-Richtlinie (TPD). Eine weitere hat untersucht, ob bzw. in welcher Weise bildliche Warnhinweise Raucher wirklich abschrecken.

Dienstag, 02. Juli 2013 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Schön war gestern - Händler wehren sich
Christian Biermann, Shop-Inhaber in Magdeburg
Händler wehren sich

Shopbetreiber harren nicht der Dinge, sondern demonstrieren, wie aus ihrer Verkaufsstätte ein Gruselkabinett werden könnte, wenn die Tabkpprodukt-Richtlinie Realität wird. Warum sollte eine einheitliche Länge und Breite der Zigaretten zu weniger Rauchern führen? Was hat das Verbot der vornehmlich von älteren Rauchern konsumierten Mentholzigaretten mit Jugendschutz zu tun? Nur zwei von vielen Fragen, auf die der Magdeburger Shop-Betreiber Christian Biermann keine Antwort findet. Um sich eine Vorstellung davon zu machen, was auf ihn, seine Mitarbeiter und Kunden zukommen könnte, gestaltete er für einen Tag sein Tabakwarenregal um.

Sein Fazit: Abbildungen von schwarzen Lungen und Zähnen auf den Zigaretten-Verpackungen vergraulen dann nicht nur Raucher, sondern auch Nichtraucher. 2006 hat Biermann den Shop72 übernommen. Von den zwei Filialen großer Supermarkt-Ketten in der Nachbarschaft konnte er sich bisher durch Service und Angebot abheben. Neben Tabakwaren bietet er auch Lotto und eine große Auswahl an Pressetiteln an. „Die überwiegende Mehrheit meiner Kunden kommt seit Jahren regelmäßig zu mir in den Kiosk. Sie wissen ihren Laden um die Ecke zu schätzen“, sagt Biermann. „Wenn ich ihre Wünsche nicht mehr erfüllen kann, verliere ich auch die Stammkundschaft.“ Werden zum Beispiel charakteristische Zusatzstoffe verboten, können passionierte Mentholraucher ihren Bedarf nur noch auf dem Schwarzmarkt decken. Dass dieser seit Beginn der verstärkten Grenzkontrollen nicht mehr so boomt wie zuvor, bewertet Biermann positiv: „Die Leute kaufen wieder legal. Das ist ein wichtiger Faktor für uns Tabakhändler im Magdeburger Raum. Wenn sich die vorgeschlagenen Einheitszigaretten aber so leicht fälschen lassen wie befürchtet, wird auch der Schmuggel wieder zunehmen“, ist der Magde‧burger überzeugt.

Im Gespräch mit seinen Kunden ist er vor allem auf Unverständnis für die geplanten Neuerungen gestoßen. Und er selbst ist überzeugt, dass „das aktuelle System aus Information, Prävention und der Kontrolle durch uns Händler funktioniert.“

Im Frühjahr hatte auch der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels e.V. (BTWE) sowie das Branchenbündnis „Entscheiden sie selbst!“ eine Aktion gestartet. „Dann ist der Laden weg“ war das Motto, unter dem Verbraucher und Händler gegen die TPD protestieren konnten. Innerhalb von sechs Wochen kamen knapp 210.000 Unterschriften zusammen, die der BTWE an den Vorsitzenden des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Bundestag, Michael Goldmann, übergab. Dieser versprach, das Anliegen in den politischen Beratungsprozess aufzunehmen.

Zusätzliche Infos:

www.rolandberger.com
www.jti.com
www.reemtsma.com
www.tabakwelt.de

 

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