Ladenbau Mit Sicherheit gute Geschäfte

Kundenorientierte Erlebniswelten zu schaffen, das ist eine der ganz wesentlichen Aufgaben im modernen Ladenbau. Aber es geht stets um mehr, als nur um die Inszenierung von Produkten oder um die möglichst einzigartige Shop-Einrichtung.

Mittwoch, 12. November 2014 - Kleinfläche
Artikelbild Mit Sicherheit gute Geschäfte

Aktuelle Ladenbau-Konzepte haben eine ganze Reihe von Kriterien zu erfüllen: Die Einrichtung sollte optisch und haptisch ansprechend sowie hochwertig sein, um den Kunden zum längeren Verweilen einzuladen und zum Kauf anzuregen. Das reicht aber nicht aus. Sie muss unbedingt auch funktional sein und kosteneffizient sowie just-in-time hergestellt werden können. Zudem spielt der Sicherheitsaspekt eine wesentliche Rolle, um Kunden und Mitarbeiter im Shop zu keiner Zeit zu gefährden. Und nicht zuletzt auch, um die angebotene Ware vor Diebstahl und Einbruch zu schützen. Alles in allem, ein Spagat, der da von einem professionellen Ladenbauer verlangt wird.

Der Mehrwert einer Ladeneinrichtung entscheidet sich oft genug an Kleinigkeiten. Ob die jeweilige Lösung alltagstauglich ist, verbirgt sich manchmal in Details, weiß etwa Rolf Vatter, Geschäftsführer beim Ladenbau-Unternehmen Johann Weimann mit Sitz in Selmsdorf bei Lübeck, zu berichten. Er ergänzt: „Sicherheit wird insgesamt bei uns groß geschrieben.“ Grundsätzlich mit Stoppern ausgestattete Schubladen, um das Einklemmen der Finger zu vermeiden, gehören ebenso dazu, wie etwa wetterfeste gefertigte Metallregale für Tankstellen, die rollbar sind. Damit diese sicher an Ort und Stelle verbleiben, sind sie mit Feststellmechanismen versehen. Außerdem spielt bei Outdoor-Möbeln der Diebstahlschutz eine große Rolle. Sie können daher zusätzlich mit einer abschließbaren Jalousie ausgestattet werden.

Sicherheit bedeutet darüber hinaus, dass das reale Produktgewicht bei der Konstruktion von Mobiliar berücksichtigt wird, damit Regalböden die späteren Traglasten auf Dauer halten können. Kippsicherungen für Wandmodule aber auch mit Kindersicherung versehene Steckdosen gehören zu einer sicheren Ladeneinrichtung.

Am Anfang jeder Planung im Shop steht eine Risiko- und Schwachstellenanalyse. Voraussetzung dafür ist zunächst die genaue Kenntnis des Gebäudes. Dann sind versicherungsrelevante Richtlinien sowie die baurechtlichen und technischen Normen zu berücksichtigen. Nur so lassen sich nachträglich notwendig werdende Baumaßnahmen ausschließen. Außerdem kann die Sicherheitstechnik quasi unsichtbar in das jeweilige Shop-Design integriert werden.

Eine planerische Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. In der Praxis wird die aber noch immer bei vielen Projekten sträflich vernachlässigt, wie der dlv, Netzwerk Ladenbau e.V., Würzburg, anmahnt. So komme es durchaus vor, dass grundsätzliche Sicherheitselemente, wie eine Alarmanlage, in der Shop-Planung schlichtweg vergessen werden. Überhaupt müssen Händler bzw. Shop-Betreiber, Planer und Ladenbauer bei der Erstellung eng zusammenarbeiten. Nur so können Kenntnisse über mögliche Lücken im Vorfeld erkannt werden. Der Umgang mit bereits bestehenden Sicherheitseinrichtungen und neue Betrugs- und Diebstahlsmaschen können nur gemeinsam zusammengebracht und nur gemeinsam aufeinander abgestimmt werden: Mit Möbel, Schließ- und Sicherheitssystemen, mit intelligenter Videoüberwachung und der Integration von Alarmanlagen.

Fotos: Aichinger, Walz, Schaefer


Unabdingbar ist auch das Wissen um versicherungsrechtliche Erfordernisse und die dazugehörigen rechtlichen Grundlagen. Immer noch glauben zu viele Geschäftsbetreiber, dass ihre Versicherung alle Schäden, die durch Diebstahl oder Raub entstehen, ersetzt. Im Kleingedruckten der Police finden sich aber nicht selten Ausschließungsgründe, die man kennen sollte. Doch die Betreiber müssen sich deshalb nicht gleich zu professionellen Sicherheitsexperten ausbilden; hier empfiehlt sich eine Zusammenarbeit mit entsprechend spezialisierten Fachfirmen.

Eine kostenlose Beratung durch die Präventionsabteilung der kriminalpolizeilichen Beratungsstellen vor Ort kann jederzeit angefordert werden. Umfassende Sicherheitskonzepte, das klingt für den kostenorientierten Unternehmer oft übertrieben aufwändig und kostenintensiv. Tritt der Ernstfall ein, kann es teurer werden. Insbesondere bei hochpreisigen Produktgruppen, wie etwa Tabakwaren. Hier können durch Einbruch schnell sehr hohe Verluste entstehen. Diese sollten daher bei der Ladengestaltung in puncto Sicherheit ganz besonders im Fokus stehen.

Während in immer mehr Shops der Tabakwarenvorrat in einem Tresor gelagert wird, bleibt der Warenbestand im Laden nach Geschäftsschluss zumeist völlig unverschlossen und von außen verlockend einsehbar. Eine Schwachstelle, die einen nächtlichen Blitzeinbruch provozieren kann. Mit brachialer Gewalt verschaffen sich die Einbrecher Zugang zum Laden. Sie kippen die einzelnen Regale einfach nach vorne und räumen so in Sekundenschnelle den teuren Warenbestand ab. Geradezu ein Ding der Unmöglichkeit ist es, wie vielfach empfohlen wird, jeden Abend den gesamten Zigarettenbestand wegzuräumen.

Als sicherste und praktikabelste Lösung bietet sich ein im Boden verankerter, einbruchhemmender Sicherheitsschrank mit Stahlrollo und massiver Verriegelung an. Die Ware bleibt verkaufsstark präsentiert am Platz. Bei Ladenschluss wird lediglich das Rollo heruntergezogen und verschlossen. Abschreckung schon von außen für potentielle Einbrecher inbegriffen, denn so schnell kommt hier kein Krimineller mehr zum Zug. Der Sicherheitsschrank wurde 2001 von Werner Schaefer, Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebs in Remagen-Oberwinter entwickelt und hat sich seither in zahlreichen Tankstellen-Shops, bislang überwiegend im Rhein-Main-Gebiet, bewährt. Dank seiner modularen Bauweise kann er aber in einer Vielzahl von Shops eingesetzt werden.

„Der Schrank ist nicht zu knacken“, sagt Andrea Doetsch, zuständig für die Shop-Planung bei der Erich Doetsch Mineralölhandels KG, Andernach. Die Innenarchitektin betreut ein Tankstellennetz von 110 ED-Tankstellen. Sie weiß auch, dass die notwendige Investitionssumme häufig gescheut wird. Wer sich aber durchrechnet, wie hoch der präsentierte Warenwert ist, der binnen weniger Minuten, genau wie die Täter, auf Nimmerwiedersehen verschwinden kann, der steht einer solchen Anschaffung schon deutlich aufgeschlossener gegenüber. Insbesondere, wo verlorener Versicherungsschutz mit dieser Investition in vielen Fällen wiedererlangt werden kann.

Fotos: Aichinger, Walz, Schaefer


Neben aller notwendigen Sicherheitstechnik spiegelt sich der Anspruch des Kunden an das Produkt im besten Fall im Ladenbau wider. „Verlangt wird ein professionelles Umfeld, hygienische Verfahren und Abläufe, Qualität der angebotenen Produkte und nicht zuletzt ein exzellenter Service,“ so Josef Walz, Niederlassungsleiter bei der Si-Q Objekt GmbH, Sigmaringen. Funktional und sicher alleine reicht nicht.

Eine Rückbesinnung auf die alten Werte ist hier das Stichwort. Der Used Look, gesehen bei Temma oder Emmas Enkeln holt die gemütliche und entspannte Atmosphäre vergangener Zeiten selbst in den Convenience-Shop der hektischen Großstadt. Die Hinwendung zu Kleinflächen und zum Nahbereich, so eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, Berlin, finde aktuell bereits bei vielen Handelsunternehmen statt und werde sich weiter fortsetzen, sozusagen als Trend hin zur Rückbesinnung auf das Tante-Emma-Format vergangener Jahrzehnte.

Convenience-Shops, die emotional aber auch funktional überzeugen können und es dem Kunden ermöglichen, in der Nähe des Wohn- und Arbeitsorts zu möglichst jeder Tages- und Nachtzeit einkaufen zu können, haben gute Perspektiven für die Zukunft. Dabei werden authentische Konzepte vom Kunden honoriert. Erfolgsfaktoren sind ein attraktives Ambiente und eine gute Orientierung, dank der die Ware schnell zu finden ist. Der Kunde möchte seinen Einkauf zügig erledigen können und gleichzeitig etwas geboten bekommen. Heute werden Erfahrungen aus dem Neuromarketing beim Ladenbau berücksichtigt und die Sinne des Kunden über verschiedene Ebenen angesprochen.

Kürzere Fristen

Die Zeiten werden immer schnelllebiger – und damit auch das Konsumverhalten der Verbraucher. Der Markt reagiert darauf mit kürzeren Zyklen bei der Umgestaltung der Warenangebote und deren Präsentation. So werden in immer engeren Zeiträumen das Produktumfeld, sprich die Ladeneinrichtung, sowie die Art der Warenpräsentation an aktuelle Trends angepasst. Alle 8,6 Jahre wird bei Lebensmitteln im Schnitt in den Ladenbau investiert. Die Gesamtinvestitionen des Handels in den Aus-, Um- und Neubau seiner Geschäfte lagen in 2013 bei 6,8 Mrd. Euro und erhöhten sich damit nochmals um 700 Mio. Euro zum Vergleichsjahr 2010. Allein in die Einrichtung neuer Geschäfte investierten die Handelsunternehmen im letzten Jahr 1,75 Mrd. Euro. Das ergab der EHI Laden-Monitor 2014, dessen Ergebnisse auf der EuroShop in Düsseldorf präsentiert wurden.

Fotos: Aichinger, Walz, Schaefer

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