Impulseis Ein Eis geht immer

Deutschland mag zwar nicht das Mutterland der kalten Süßigkeit sein, dennoch liebt der Deutsche seine Eiscreme wie kaum eine andere Nascherei und greift auch in Convenience-Stores zu.

Montag, 14. Februar 2022 - Tiefkühlkost & Eis
Silke Hoyer
Artikelbild Ein Eis geht immer
Bildquelle: Mars Wrigley

Eis zählt unabhängig vom Wetter zu den beliebtesten Snacks in der Unterwegsversorgung. Das zeigen die Zahlen. Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, BDSI, ist der Gesamtmarkt für industriell hergestelltes Eis in Deutschland 2020 auf 575,5 Millionen Liter gewachsen. Das sind 14 Liter mehr als noch 2019. Der Absatz von Impulseis betrug 25,6 Liter. „2021 werden sich aber aufgrund der Corona-Situation und aufgrund des schlechten Wetters im vergangenen Sommer die Absätze um etwa 4,5 Prozent und die Umsätze um etwa 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr verringern. Der Pro-Kopf-Verbrauch wird ebenfalls leicht zurückgehen“, schätzt Ernst Kammerinke, Geschäftsführer des BDSI.

Verbraucher sind vorsichtig
Auch wenn es bisher keinen erneuten Lockdown gibt, sind die Verbraucher im dritten Jahr der Pandemie vorsichtig und bleiben lieber unter sich. Dieser Rückzug ins Private wirkt sich auch auf den Eiskonsum aus. Denn Eis kommt immer dann ins Spiel, wenn man sich zu Hause etwas gönnen möchte. Der Take-Home-Markt und das Delivery-Segment konnten wachsen, aber die Verkäufe im Convenience-Markt haben gelitten.

Aber es sind auch neue Geschäftsideen aus der Krise entstanden. So haben die Eis-Newcomer Philipp Niegisch und Boris König aus Berlin eine ganz besondere Form der Eiscreme-Zubereitung entwickelt: In ihrem Foodtruck Woop Woop bereiten sie Speiseeis aus frischen Zutaten zu, die sie mit Stickstoff auf minus 196 Grad runterkühlen und somit das Eis direkt vor den Augen der Kunden zubereiten. Durch die schnelle Kühlung wird das Eis besonders cremig, da es nicht kristallisiert. Der Stickstoff ist unschädlich. 80 Prozent der Atemluft bestehen aus Stickstoff. Die klassischen Eissorten sind im Angebot, aber auch ungewöhnliche Kombinationen sind möglich. Der Kunde darf sich seine Zutaten selbst zusammenstellen. In der zweiten Staffel der Kultsendung „Die Höhle der Löwen“ haben die Erfinder für die Investorenjury Eis hergestellt und konnten die beiden Jurymitglieder Lenke Steiner und Frank Thelen für sich begeistern.

Andere Eishersteller sind ebenfalls nicht untätig geblieben und stehen für die kommende Eissaison mit vielen neuen Eiskreationen in den Startlöchern. Eis mit Spekulatiusstückchen, Brownies oder gesalzenem Karamell, mit kandierten Macadamia-Nüssen, Latte-Macchiato oder Toffee-Creme, mit Rosmarin, Chili oder Basilikum – den kreativen Ideen sind kaum Grenzen gesetzt. Die neuen Eisvarianten setzen auf die Kombination altbewährter Zutaten mit neuen, Geschmacksrichtungen. 2021 beispielsweise war Mango-Chilli-Eis die Variante des Jahres.

Bei der Eis-Innovation O-Mochi des Kölner Startup SD Sugar Daddies verschmelzen japanische Tradition mit italienischem Genuss. Mochi sind ursprünglich japanische Reiskuchen mit Sesam- oder Bohnenfüllung. 2021 landete das exotische Dessert aber auch in der Eistruhe. Die Reisteighülle bleibt dabei gefroren weich und klebrig, während das Eis langsam beim Essen schmilzt. „Wir befüllen den traditionellen glutenfreie Reisteig mit Gelato nach italienischer Art. Unsere O Mochis gibt es in den Sorten Erdbeere, Vanille, Kokos, Matcha, Kakao und Pistazie im Lebensmittelhandel, Tankstellen- und Convenience-Stores“, sagt Paul Richrath, einer der Gründer von Sugar Daddies.

Süße Marken werden zu Eis-Genuss
Ein weiterer Trend zeigte sich bereits in den vergangenen Jahren: gebrandete Schokoladenprodukte, die in Eis-Genuss überführt werden. „Auf diese Weise können Konsumenten ihre Lieblingsschokoriegel ohne Qualitätsabstriche auch eiskalt genießen“, sagt Carsten Simon, General Manager bei Mars Wrigley in Deutschland. Zu den Topsellern von Mars Wrigley gehören die Eis-Riegel Snickers, Snickers White, Twix, Mars, Bounty sowie Snickers Stieleis. Das Thema gesundheit betrachten Verbraucher inzwischen ganzheitlicher, deshalb gewinnen natürliche Inhaltsstoffe bei Eiscreme an Bedeutung. „Ein Großteil des Wachstums in der Kategorie Dessert und Eiscreme ist darauf zurückzuführen, dass Marken gesündere oder vegane Optionen ausbauen“, so Cecile Gauriau vom Eishersteller Chaucer Food. Auf dem Vormarsch sind Eissorten im Idealfall mit regionalem Geschmack, wie zum Beispiel die Sorten von Eis Greisslers: Weinviertler Kiwi, Apfel-Uhudler oder Dirndln. Auch veganes Speiseeis macht einen wachsenden Anteil an Markteinführungen aus. Mit einem Anteil von sieben Prozent in den vergangenen zwölf Monaten stellt dies mehr als eine Verdopplung gegenüber dem Anteil von drei Prozent vor fünf Jahren dar. Darauf reagiert die Branche. „2021 haben wir uns auf unsere veganen Sorten konzentriert: Wir haben verschiedene Sorbets auf Rezepturen umgestellt, die frei von tierischen Produkten sind. 2022 wollen wir hier weiterarbeiten“, so Gunnar Widhalm, Unilever Austria. Ähnlich erfolgreich sei Fruchteis, ob es als Eiscreme oder Sorbet daherkomme.

Ordnung muss sein – vor allem in der Eistruhe

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Kunden im Durchschnitt innerhalb von 7,6 Sekunden für oder gegen den Eis-Kauf im C-Store entscheiden. Auf diese Entscheidung können die Betreiber positiven Einfluss nehmen, indem sie Orientierung bieten – zum Beispiel mit Ankermarken in der Truhe.
Hier bietet Lekkerland Hilfe: „Unsere Planogramme, die wir auf Truhengrößen und Standorte abstimmen, berücksichtigen diese Ankermarken, zu denen beispielsweise Klassiker wie Magnum oder Cornetto, aber auch jüngere Eis-Lieblinge wie die Snickers-Riegel zählen. Darüber hinaus sortieren die Planogramme das Angebot nach Produktfamilien: Den Anfang macht dabei Stieleis, die unterwegs beliebteste Eisvariante. Es folgen Waffelhörnchen und dann Riegeleis“, sagt Axel Zinser von Lekkerland. Im Rahmen des Eis-Konzeptes „Ice, cool & lekker“ stellt Lekkerland nach eigenen Angaben die modernsten am Markt verfügbaren Truhen, in knallrotem Design, zur Verfügung – in der Größe, die zum Shop pass. Das gilt auch für die Preisauszeichnungen, die Teil des Pakets sind: Die Erfahrung zeige, dass Kunden auf den Eiskauf verzichteten, wenn sie nicht sehr schnell Infos über den Preis bekämen.