Eiscreme Öfter mal eine große Portion

Sonne und gutes Wetter kurbeln den Eiskonsum jedes Jahr aufs Neue an. Lassen die Temperaturen zu wünschen übrig, fällt der Griff zur eiskalten Erfrischung seltener aus. Doch wie hat sich der Eiskonsum während der Corona-Pandemie entwickelt und was tun die Hersteller dafür?

Donnerstag, 18. März 2021 - Tiefkühlkost & Eis
Silke Hoyer
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Ein leckeres Eis geht immer. Ob Stieleis, Riegel, Kugeleis, im Becher oder in der Waffel – laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie schleckten die Deutschen 2019 etwa 557 Mio. Liter Eis. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei insgesamt 8,3 Litern. Über alle Vertriebswege hinweg wurden 2,5 Mrd. Euro abgesetzt. Im ersten Halbjahr 2020 legten die Absätze von Speiseeis im Handel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben des Marktforschungsinstituts Nielsen um 4,7 Prozent und die Umsätze um 7,2 Prozent zu.

Neben dem Lebensmittel-Einzelhandel und Eis-Cafés, war der Außer-Haus-Markt, sprich Kioske, Sportstätten, Tankstellen-Shops und andere Convenience Stores, schon immer ein wichtiger Absatzkanal. Der landesweite Corona-bedingte Lockdown mit Schließung von Restaurants und Freizeiteinrichtungen sowie fortbestehenden Einschränkungen beim Ausgehen und Urlaubmachen hat sich jedoch stark auf den Außer-Haus-Verzehr von Speiseeis ausgewirkt. Nach ersten Schätzungen der Branche sind die Absätze und Umsätze von so genanntem Impulseis in Tankstellen, Kiosken, Schwimmbädern, Freizeitparks und der Eisverzehr in der Gastronomie im ersten Halbjahr 2020 zweistellig zurückgegangen. Hier verlangen die Konsumenten vor allem Markeneis der großen Hersteller. Kein Wunder also, dass Markeneis mit 88 Prozent Marktanteil die Eis-Café und Softeis-Anbieter weit hinter sich lässt.

Aber – wie auch bei anderen Sortimenten – ist die Corona-Krise mit all ihren Auswirkungen nicht spurlos an der Entwicklung des Eissortiments in den Convenience-Kanälen vorübergegangen. „Insbesondere im Frühling vergangenen Jahres war die Nachfrage in den verschiedenen Convenience-Vertriebsschienen unserer Kunden geringer als üblich, im Sommer war eine Erholung zu verzeichnen. Wie sich die Pandemie in den nächsten Wochen und Monaten konkret auswirken wird, lässt sich jedoch noch nicht gesichert sagen“, berichtet Axel Zinser, Buyer Ice Creme, Lekkerland Deutschland.

Auch das Delivery-Segment legt in der Krise zu
Die Hersteller konnten einen teilweisen Rückgang des Eisverzehrs bei den Verbrauchern und eine Verschiebung innerhalb des Sortiments und der Vertriebskanäle beobachten. „Durch die Corona-Krise hat das eigene Zuhause in den vergangenen Monaten und Wochen erheblich an Bedeutung gewonnen. Der Rückzug ins Private bleibt auch für den Lebensmittelhandel und den Convenience-Bereich nicht ohne Folgen, denn sowohl der Take-Home-Bereich als auch das Delivery-Segment wachsen durch ein verändertes Shoppingverhalten deutlich. Interessant ist, dass sich Speiseeis als Produktgruppe besonders hervortun konnte. Denn Eis kommt natürlich immer dann ins Spiel, wenn man sich zuhause etwas gönnen möchte. Viele Verbraucher schaffen sich mit solchen Verwöhn-Momenten eine kleine Auszeit vom Alltag“, sagt Bernhard Knüttel, Marketing Manager Eis bei Froneri Schöller.

Pints holen in der Pandemie auf
Zudem ist Impulseis – hygienisch verpackt – in Zeiten wie diesen passend wie nie. Traditionell liegt beim Impulseis in Convenience-Shops das Stiel-Format in der Verbrauchergunst mit Abstand vorn, gefolgt von Hörnchen und vom Riegel-Format. Infolge der Krise jedoch, haben Hörnchen- und Waffeleis sowie Eis in Großbechern – sogenannte Pints – in der Verbrauchergunst aufgeholt. Sie wurden als Alternative zum Besuch in der Eisdiele sowie für den Abend auf der Couch vermehrt in Nahversorgern und Tankstellen-Shops gekauft. Das müssen Shop-Betreiber wissen: Damit sie vor allem in der Pandemie immer auf der richtigen Seite sind und die richtigen Sorten auf Lager haben, erhalten sie beispielsweise von Lekkerland nützliche Hilfestellungen. „Unser Eis-Konzept ‚Ice, cool & lekker‘ unterstützt den Shop-Betreiber nicht nur mit dem richtigen Sortiment, sondern darüber hinaus auch durch optimale Planogramme“, sagt Axel Zinser. Denn innerhalb der kurzen Verweildauer an der Truhe sei es entscheidend, dass der Verbraucher Produktfamilien wie Stiel und Waffel sowie Markenblöcke wie Magnum, Cornetto und andere sofort klar identifizieren und eine schnelle Kaufentscheidung treffen könne. Wichtig sei für Lekkerland auch die gut sichtbare Anbringung von Werbemitteln im Umfeld der Truhe. Ebenso sei eine klare Preisauszeichnung von großer Bedeutung. „Wir stellen immer wieder fest, dass die Preisauszeichnung an der Truhe nicht verbraucherfreundlich genug gestaltet ist. Das für das Lekkerland-Eis-Konzept zur Verfügung stehende Werbemittelpaket bietet für Werbung und Preisauszeichnung optimale Lösungen an“, sagt Axel Zinser.

Aber auch durch eine sichtbar platzierte Eistruhe an frequentierten Orten – etwa an der Kasse oder im Eingangsbereich von Convenience-Stores oder Tankstellen – lässt sich mit wenig Aufwand zusätzlicher Umsatz generieren.

Neues für die Eissaison 2021
Gleichzeitig ist natürlich ein attraktiver Mix in der Truhe wichtig, auf den sich Eisliebhaber freuen können. Zurzeit bereiten deshalb die Hersteller alles vor, um den Eisfans eine abwechslungsreiche Eissaison 2021 zu bieten. Sie sind mit vielen interessanten neuen Konzepten sowie leckeren Sorten am Start und stellen damit ihre Innovationskraft auch in der gegenwärtigen Krise unter Beweis.

Wir haben inzwischen alle gelernt: In Corona-Zeiten haben vor allem To-go-Konzepte an Bedeutung gewonnen – auch beim Eis. Deshalb haben viele Hersteller in diesen Bereich neu gedacht – auch Froneri Schöller. So zählt die Marke Nuii, erst 2019 eingeführt, zu den Wachstumstreibern im Stieleis-Segment. „Bei dieser Marke setzen wir auf kreative Zusatzkombinationen und besondere Geschmacks-Erlebnisse. An diese Entwicklung werden wir auch 2021 anknüpfen und bringen die neuen Sorten Nuii Caramel White Chocolate & Texan Pecan in der Multipackung und als Impulseis an den Start. Besonderes Highlight sind die texanischen Pekannüsse, die im süß-salzigen Zusammenspiel gut zur Geltung kommen“, sagt Bernhard Knüttel.

Ferrero kommt mit Raffaello-und Rocher-Eis
Welches Potenzial im To-go-Eisgeschäft steckt, hat auch Süßwarenhersteller Ferrero erkannt. Der Produzent mit italienischen Wurzeln will, laut seinem Instagram-Account‚ jetzt, zu Ende Februar 2021, für sich eine neues Marktsegment erschließen und Eis-Innovation mit einer nicht limitierten Raffaello-Eiscreme auf den Markt bringen. Schon optisch soll sich Line-Extension von den vielen anderen Eissorten unterscheiden: Raffaello-Eis ist rund und erinnert an die beliebte Kokoskugel. Das Eis auf Kokosbasis wird von weißer Schokolade umhüllt, ist ein Impulseis am Stiel und darüber hinaus auch im Vierer-Pack erhältlich. Die Portionen enthalten sowohl kleine Kokos- als auch Crispflocken.

Unter der Marke Ferrero Rocher soll es ebenfalls ein Eis am Stiel geben: knuspriges Ferrero Rocher Eis aus Milch und Schokolade, das von Nuss und Schokolade umhüllt wird. Außerdem soll die Kreation in diesem Frühjahr auch mit dunkler Schokolade erhältlich sein.

Das Thema Eis am Stiel nimmt auch Langnese mit seiner Marke Ben & Jerry’s auf: der Ben & Jerry’s Cookie Dough Peace Pop ist das erste Ben & Jerrys am Stiel.

Mövenpick startet Mango Passion Fruit & Cream
Froneri Schöller bringt mit Mövenpick Mango Passion Fruit & Cream ein fruchtig exotisches Stieleis an den Start, das zwei beliebte Südfrüchte miteinander vereint: Mango und Passionsfrucht. Als erfrischender Mango-Passionsfrucht-Überzug umhüllen sie eine Eiscreme, die mit Passionsfrucht- und Mango-Sorbet verstrudelt ist.

Auch das Thema Nachhaltigkeit und Gesundheit ist für die Eishersteller interessant. „Unter der Marke Langnese bieten wir den Verbrauchern mit Likkies eine völlig neue Produktreihe an, die insbesondere auf die top-aktuellen Bedürfnisse und Wünsche der Verbraucher einzahlen. Die Produkte dieser Reihe bestehen zu 100 Prozent aus natürlichen Zutaten ohne künstliche Farbstoffe sowie Aromen und haben Verpackungen aus 100 Prozent recyceltem Papier. So kann der Wunsch nach Genuss ideal mit aktuellen Bedürfnissen wie dem nach Nachhaltigkeit verbunden werden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen wir auch mit Ben & Jerrys. Hier werden künftig alle Eisbecher nur noch maximal fünf Prozent Plastik enthalten, sodass sie im Altpapier recycelt werden können. Darüber hinaus setzt die Marke weiterhin auf Fairtrade-Zutaten, erweitert seine vegane Non-Dairy-Serie und reagiert auch geschmacklich auf die Wünsche der Fans“, berichtet Angela Nelissen, Vice President Refreshment – Ice Cream & Tea, DACH.

Familienpackungen im Plus
Zum Start in die neue Eissaison hat auch Froneri seine Marke Landliebe Eiscreme einem Relaunch unterzogen und fokussiert den Nachhaltigkeits-Charakter stärker. Der Umwelt zuliebe, bestehen sowohl Becher als auch der Deckel zu mindestens 95 Prozent aus Karton. Ebenso steht bei den Zutaten Nachhaltigkeit im Vordergrund. Neben der verwendeten Landliebe Milch und Sahne gilt das unter anderem auch für den Rain-forest Alliance-zertifizierte Kakao.

Durch die Corona-Krise und der damit verbundenen Take-Home-Entwicklung haben aber auch vor allem Familienpackungen im vergangenen Jahr deutlich Fahrt aufgenommen. Sie haben laut Nielsen Market-Track (Ende Juni 2020) rund 24 Prozent Anteil am gesamten Speiseeis-Markt. Damit wurde dieses Verkaufssegment im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent gesteigert.

Mit einem Johannisbeere-Sorbet auf Eis mit fettarmen Joghurt das sich durch einen „fruchtig-cremigen Geschmack, der von einer süß-säuerlichen Soße mit schwarzen Johannisbeeren abgerundet wird“, auszeichnen soll, unterstützt Froneri Schöller dieses Sortiment. Ebenso mit der neuen Sorten Mövenpick Triple Choc: Drei verschiedene Schokoladeneissorten mit unterschiedlicher Intensität, die Dank der dreifachen Abfüllung jeweils auch auf einen Blick zu erkennen sind, sollen laut Hersteller für „schokoladig-dunkle Verführung“ sorgen.

Doch bei aller Innovationsfreude für die Familienpackungen: ein kühles Eis schmeckt am besten im Freien und unter blauem Himmel, gemeinsam mit Freunden oder der Familie. Deshalb hoffen viele Hersteller und C-Shop-Betreiber auf einen Corona-freien Sommer, in dem sich das Leben wieder auf der Straße abspielt.