Wachsende Relevanz Pflanzliche Alternativen 
stehen hoch im Kurs

Vegan ist längst nicht mehr nur Fleischersatz. Die Hersteller nehmen dabei vermehrt auch Nischen in unterschiedlichen Kategorien und neue Konsumentengruppen ins Visier.

Montag, 09. September 2024 - Nahversorgung
Sabine Wygas
Artikelbild Pflanzliche Alternativen 
stehen hoch im Kurs
Bildquelle: Dr. Oetker

Pflanzlich basierte Lebensmittel, die Fleisch-, Fisch-, Milchprodukte oder Eier bezüglich Textur, Geschmack oder Aussehen ähneln und ersetzen, boomen. In keinem Land der Welt kommen laut aktueller Studien jährlich mehr vegane Produkte auf den Markt als hier zu Lande. Sie sind oft auch relevant für den Convenience-Markt. Denn die Anzahl der Veganer in Deutschland wächst laut Studien jedes Jahr kontinuierlich zwischen zwölf und 25 Prozent. Auch Flexitarier schätzen eine vegane Ernährung.

Ein spezielles Segment innerhalb des pflanzlichen Markts sind pflanzliche Fertiggerichte: Sie entsprechen dem eng getakteten Lebensstil moderner Konsumenten, die auf schnell zubereitetes, leckeres und nahrhaftes Essen setzen. Da der Markt jedoch zunehmend gesättigt ist, müssen die Hersteller auch Nischen finden, um sich in einer zunehmend wettbewerbsintensiven Landschaft zu behaupten. „Wir wollen es unseren Verbrauchern leichter machen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – zum Beispiel indem sie sich öfter pflanzlich ernähren. Deshalb sind wir stolz darauf, ihnen eine große Anzahl veganer Produkte anbieten zu können“, sagt Daniela Emonts-Gast, Senior Executive Manager Consumer Marketing bei Dr. Oetker.

Daher verfolge das Unternehmen das Ziel, dass jeder Kunde im Sortiment das Passende findet. Die Einführung von Bistro Baguette Spicy BBQ Vegan oder der La Mia Pinsa Spinat Vegan erweitere die vegane Auswahl. Beide Produkte seien, wie die Ristorante Pizza Margherita Pomodori mit dem Peta Vegan Award 2024 in der Kategorie „Bestes veganes Tiefkühlgericht“ ausgezeichnet worden. Zudem biete Dr. Oetker vegane Produkte unter anderem in der „Love it!“ -Range an. Sie reicht von pflanzlichen Puddings und Puddingpulver, über vegane Backmischungen bis hin zu veganem Geliermittel.

Angebote in Tankstellen- und C-Stores
Doch nicht nur viele Hersteller stellen sich auf vegetarische und vegane Konsumgewohnheiten einen wachsenden teils der Verbraucherschaft ein. Auch Convenience-Großhändler Lekkerland reagiert: „Die Verbraucher fragen auch unterwegs verstärkt vegane Produkte nach und erwarten ein entsprechendes Angebot in Tankstellen- und Convenience Shops“, beschreibt David Safar, Vice President Buying & Category Management Food bei dem Frechener Unternehmen, die Entwicklung . „Entsprechend umfasst unser Sortiment vegane Artikel in verschiedenen Bereichen, beispielsweise Backwaren und Snacks, aber auch Food-Produkte wie Riegel. Im Bistro-Bereich können unseren Kundinnen und Kunden wie Tankstellen heute zu jeder Tageszeit ein veganes Angebot bereithalten“, so Safer weiter. Lekkerland halte in vielen Produktkategorien, etwa bei Süßwaren und Eis, mittlerweile ein breites veganes Angebot etablierter Marken bereit. Es gebe vegane Nuss- oder Schokoriegel, außerdem verschiedene vegane und vegetarische zuckerfreie Müsliriegel, vegane Fruchtgummi-Varianten und natürliche salzige Snacks wie Nussmischungen oder vegane Chips.

Allerdings, so räumt Safar auch ein, haben „vegane Artikel im Unterwegskonsum aktuell eine geringere Relevanz als im Lebensmitteleinzelhandel“. Zudem seien vegetarische Produkte derzeit deutlich stärker gefragt als vegane. Hinzu komme, dass in urbanen Gegenden ist die Nachfrage nach veganen Produkten stärker ausgeprägt sei als in ländlichen Regionen.

Vegan für die Jüngsten
Damit auch nachwachsende, junge Konsumenten an vegane und vegetarische Produkte herangeführt werden, launcht Rügenwalder – in diesem Marktsegment gut aufgestellt – seit einigen Monaten die veganen „Abenteuer Spaß“-Produkte speziell für Kinder, die jetzt unter anderem um vegane Nuggets erweitert wurden. „Diese entsprechen bezüglich ihres Salz-, Fett und Zuckergehalts den Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, WHO, für Kinderprodukte und sind damit eine echte Innovation am Markt“, erklärt Claudia Hauschild, Leiterin Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeitsmanagement.

Die neuesten Produkte im Convenience-Bereich sind laut Hauschild die veganen Mühlen Crispies Typ Brezel & Typ Western Style. Die besonders knusprige Panade sei bei den Konsumenten sehr beliebt. „Wir beobachten, dass in den vergangenen Jahren der Trend immer mehr dahin geht, weniger zu kochen beziehungsweise, dass insbesondere die jüngere Generation auf schnelle und einfache Lösungen in der Küche zurückgreift.“ Hier nehme man sich zum einen weniger Zeit fürs Kochen und zum anderen nehme auch die Expertise, wie man kocht, ab. Produkte, die nur wenige Minuten in der Pfanne brauchen, hätten eine gewisse Gelinggarantie, auf die gerne zurückgegriffen werde.

Alpro setzt bei seinen Produktranges auch auf neue Verpackungsvarianten. „Ab September erweitern wir unser Sortiment um zwei Bestseller in der 500-Milliliter-Größe, ideal zum Probieren. Der haferbasierte Drink ‚This is not M*lk‘ mit 3,5 Prozent Fett orientiert sich in seinen ernährungsphysiologischen und geschmacklichen Eigenschaften an Kuhmilch“, erklärt Nicole Wiewiora, Senior Brand Managerin bei Alpro. Seit April gebe es den „This is not M*lk Drink“ auf Haferbasis auch in einer Barista-Variante. Das Produkt sei mit Vitamin D und Calcium angereichert. Für Kaffeeliebhaber biete das Unternehmen den „Barista Hafer” in einer praktischen Probiergröße an, der Geschmack und Aufschäumbarkeit vereine. „Den Trend zu einer flexitarischen Ernährungsweise sehen wir auch in den nächsten Jahren. Die pflanzlichen Alternativen bei Getränken, vor allem Haferdrinks, verzeichnen ein starkes Wachstum und haben noch viel Potenzial“, so die Alpro-Brand-Managerin. Hafer sei die dominierende Zutat auf dem Markt und wachse weiter. Nach dem starken Wachstum der vergangenen Jahre nun aber etwas langsamer. „Dafür sehen wir eine Beschleunigung im Wachstum von Mandel- und Kokosdrinks.“ Alpro biete viele Alternativen. Der Hersteller habe das Ziel, die Vielfalt dieser Ernährungsweise zu repräsentieren und mit kleineren Verpackungen mehr Menschen zum Probieren einzuladen, meint Wiewiora. Seit dem Frühjahr ist der Alpro Iced Coffee im 250 Milliliter-Tetrapack erhältlich, in den Geschmacksrichtungen Karamell-Soya und Geröstete Mandel auch im To-Go-Format.

Klassiker als vegane Alternative
Auch beim Eis vergrößert sich die vegane Auswahl. Im aktuellen Magnum-Sortiment finden sich zwei pflanzliche Produkte. „Mit unseren veganen Alternativen bieten wir einen absoluten Klassiker – Magnum Mandel – und eine Neuheit – Magnum Chill Blueberry Cookie – an. Dieser wurde dieses Jahr als Teil unserer Hauptkampagne neu eingeführt“, erklärt Dorena Böse, Brand Manager Magnum DACH. Haupttreiber beim Verzehr veganer Produkte seien Gesundheit und Wohlbefinden, gefolgt von Nachhaltigkeit sowie Ethik und Tierwohl. „Die Verbraucher erwarten, gerade von Marken wie Magnum, die gleichen oder sehr ähnliche Standards bei Geschmack und Textur wie bei den klassischen Produkten“, so Böse. Die Käufer veganer Speiseeisprodukte seien überwiegend Flexitarier, die sich mehr pflanzliche Alternativen wünschen, ohne auf Genuss zu verzichten. Insbesondere die jüngere Generation, die einen nachhaltigen Lebensstil anstrebt und experimentierfreudig in der Ernährung ist, zeige eine hohe Affinität zu diesen Produkten. „Aber auch bei Menschen, die unter Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz leiden und dennoch den klassischen Eisgenuss erleben möchten, werden solche pflanzlichen Alternativen immer beliebter“, sagt Böse. So werde das Unternehmen das vegane Portfolio entsprechend weiterentwickeln.

Das hat sich auch Lekkerland vorgenommen. „Wir bauen unser Sortiment an veganen – ebenso wie an vegetarischen – Artikeln kontinuierlich aus, unter Berücksichtigung aktueller Trends und der Nachfrage der Konsumenten“, betont Vice President David Safar. Das gelte sowohl für Artikel der Industriepartner als auch für die Eigenmarken. So gehören zu den frischen, verpackten und verzehrfertigen Snacks der Eigenmarke Go Fresh vegane und vegetarische Alternativen wie ein Wrap Falafel.