7 & I Zukunft des Retailers weiter offen

Die globale C-Branche schaut weiter auf Japan. Dort kämpft die 7-Eleven- Konzernmutter Seven & i Holding um ihre Eigenständigkeit, angesichts eines Übernahme-Angebotes von Alimentation Couche Tard.

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Bildquelle: 7 Eleven

Das noch einmal erhöhte Angebot des kanadischen Convenience-Konzerns Alimentation Couche Tard (ACT) geht nicht spurlos an der 7-Eleven Konzernmutter 7& i vorbei. Jetzt soll erstmalig unter der Führung eines Nicht-Japaners, Stephen Hayes Dacus, die Situation geklärt werden. Mit Umstrukturierungen und der weiteren Prüfung des ACT-Angebots verfolgt 7&i dabei angeblich zwei parallele Wege, um seinen Wert für Aktionäre und andere Stakeholder zu maximieren.

Seven & i-Präsident , Ryuichi Isaka, der das Vorhaben eines starken eigenen Engagements in Europa ins Spiel gebracht hatte, tritt wohl am 27. Mai 2025 von diesem Posten ab. Er bleibt anschließend noch als so genannter „Senior Advisor“ im Konzern, macht aber den Platz frei für den ersten ausländischen Manager auf dem Präsidenten-Posten: Stephen Hayes Dacus. Dieser ist seit 2022 Vorstandsmitglied und war vorher unter anderem für den japanischen Zweig des US-Einzelhandelsriesen Walmart tätig. Seit 2024 leitete er den Sonderausschuss, der mit der Bewertung des Angebots von Alimentation Couche Tard (ACT) beauftragt ist.

Krisen-Management in Tokyo
Vor dem Hintergrund des 48 Milliarden-Dollar-Angebotes der Kanadier ist wohl auch die aktuelle Entwicklung zu sehen. Als Anfang März das Gerücht kursierte, Seven & i werde das ACT-Angebot ablehnen, kam es zu einem Absturz der Seven & i Aktie an der Börse in Tokyo. Das geschah, nachdem bereits zuvor ein Management Buyout-Plan über etwa 58 Milliarden Dollar der Familie Ito gescheitert und abgesagt worden war. Der Konzern beeilte sich zwar zu versichern, man verhandle weiter mit ACT, sah sich dann aber offensichtlich dazu bewegt, ein komplett neues eigenes Transformationskonzept zu verkünden, um die Kapitalmärkte zu beruhigen. Auch versicherte man, dieses Konzepte schließe an die von Isaka verkündeten Maßnahmen an. Man tue das, so teilte das Unternehmen mit, „um den Fokus auf das Geschäft mit Convenience Stores zu verstärken und erheblichen Wert für die Aktionäre freizusetzen und auszuschütten“.

Starke strukturelle Veränderungen
Kernpunkte dabei sind erstens der schnelle Verkauf des nicht zum Kerngeschäft gehörenden Supermarkt-Geschäftes an Bain Capital für eine Summe von etwa 4,7 Milliarden Dollar. Zweitens soll das verbleibende Convenience-Geschäft zweigeteilt werden. Das soll durch einen Börsengang des US-amerikanischen 7-Eleven-Geschäftsanteils (SEI) im zweiten Halbjahr 2026 geschehen. Dabei will das Unternehmen selber die Mehrheit behalten, um weiterhin Synergien aus dem Geschäft ziehen zu können.

Benefit für Aktionäre im Mittelpunkt
Zu den Beweggründen für die geplanten Maßnahmen sagt das Unternehmen ganz deutlich, dass es um einen Benefit für die Aktionäre gehe. So sei geplant, den Erlös aus dem Verkauf der Superstore Business Group und dem Börsengang von SEI zur Finanzierung von Aktienrückkäufen zu verwenden, die das Gesamtkapital an die Aktionäre zurückgäben und so eine größere Sicherheit bei der Kapitalrückzahlung böten, erklärte 
7 & i. Man gehe davon aus, dass diese Rückkäufe mit dem Abschluss der Superstore Business Group-Transaktion beginnen und bis zum Geschäftsjahr 2030 abgeschlossen sein werden. Zudem wolle das Unternehmen „eine progressive Dividendenpolitik umsetzen, im Rahmen derer es den Dividendenbetrag pro Aktie für den Cashflow aus dem normalen Geschäftsbetrieb im Laufe der Zeit beibehalten oder erhöhen wird.“

Offenbar Teilverkauf geplant
Ergänzend zu diesen Maßnahmen will der Convenience-Spezialist nach eigenen Angaben aber auch ein großes potenzielles Desinvestitionspaket an einen „lebensfähigen, glaubwürdigen und unabhängigen Käufer“ verkaufen. All dies soll weiterhin vor dem Hintergrund seines „convenience-store business performance acceleration plan“, dessen Vorstellung 2024 ursprünglich auch zu Spekulationen über ein Engagement in Deutschland führte, ablaufen.

Stärkstes Argument des neuen Chef Dacus gegen einen Zuschlag für ACT sind vor allem Bedenken, dass man für die Übernahme des US- Geschäftes keine Genehmigung der dortigen Kartellbehörde FTC bekommen könnte. „Ich glaube nicht, dass unsere Aktionäre wollen, dass wir mehr als zwei Jahre in der Schwebe bleiben, nur damit das von den US-Gerichten abgelehnt wird“, hatte Dacus im Rahmen einer Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Transformationspläne gesagt. Am 25. März 2025 sah sich 7&i aber gezwungen, öffentliche Vorwürfe zu entkräften, man nutze solche kartellrechtliche Hürden als Vorwand, um das Angebot von ACT abzulehnen. Dies sei „ein Mythos“, so die Japaner, denn schließlich habe die FTC unter der neuen Trump-Administration kürzlich signalisiert, dass sie beim Kartellrecht weiterhin strikt vorgehen und es unter Verwendung von Richtlinien der Biden-Regierung durchsetzen werde. „7&i verfolgt zwei parallele Wege, um sicherzustellen, dass der Wert für Aktionäre und andere Stakeholder maximiert wird“, stellte das Unternehmen kürzlich klar. Darüber hinaus sei das Angebot ja bisher gar nicht abgelehnt worden. Vielmehr prüfe man derzeit gemeinsam mögliche Veräußerungen, „um die Chancen zu erhöhen, die US-Kartellbehörden zufriedenzustellen und eine mögliche gerichtliche Anfechtung zu ermöglichen“.