Vor sieben Jahren startete Philip Morris mit seinen Tabakerhitzern Iqos und Heets im Testmarkt Nagoya in Japan. Ende September dieses Jahres konnte der Hersteller weltweit bereits über 20 Millionen Nutzer mit seinem Produkt Iqos erreichen. 73 Prozent oder 14,9 Millionen dieser Nutzer, so hat der Tabakkonzern evaluiert, sind vollständig auf den Tabakerhitzer umgestiegen und haben die herkömmlichen Zigaretten hinter sich gelassen haben. Das Iqos-Gerät sei aktuell in 70 Ländern der Erde distribuiert und soll bis 2025 in hundert Ländern erhältlich sein, berichtet das Unternehmen. Trotz der herausfordernden Corona-Zeiten zeigte sich Philip Morris auf Anfrage von Convenience Shop auch mit der aktuellen Entwicklung in Deutschland „überaus zufrieden“. „Die Heets verfügen über einen stabilen Marktanteil von 2,8 Prozent im dritten Quartal“, teilt Christian Saffer, National Manager Convenience bei dem Konzern, mit.
Doch offensichtlich hat auch die Entwicklung bei Philipp Morris in Zeiten der Pandemie unter den notwendigen Maßnahmen gelitten. Wie fast im gesamten Einzelhandel in Deutschland, sei die Pandemie auch in der E-Zigarettenbranche deutlich zu spüren gewesen, urteilt das Bündnis für Tabakfreien Genuss, BFTG: „2020 und 2021 konnten die starken Wachstumsentwicklungen der Vorjahre nicht erreicht werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dustin Dahlmann. Zurzeit befinde sich die Branche aber wieder eindeutig im Aufwind: Zumindest der Fachhandel melde die Rückkehr der Stammkunden und Zuwächse im Neukundengeschäft. „Wir rechnen damit, dass sich dieser positive Trend in den kommenden Jahren weiter ausbauen wird“, prognostiziert Dahlmann.
Steigenden Nachfrage
Bei Innocigs jedenfalls, dem Unternehmen, das Dahlmann mitgegründete und in dem er als CFO tätig ist, waren die Lockdowns fordernd. Aber seit „die Stores wieder eröffnen konnten, haben sich unsere Umsätze auf solidem Niveau eingependelt“, macht sein Geschäftsführungskollege Henning Sievers deutlich. Derzeit steige die Nachfrage weiter: Bei den Liquids und E-Zigaretten – insbesondere Einsteigergeräten wie dem E-Go-Pod – konnte Innocigs ein „absolut zufriedenstellendes Ergebnis“ erzielen.
Zufrieden zeigt man sich auch bei Vovan. Der Mittelständler erlebt „in Anbetracht der ankommenden Steuererhöhung tatsächlich gerade einen leichten Umsatzzugewinn vor allem bei Produkten wie Aromen und Basen“, beschreibt Mesut Kayhan, Chief Sales Officer, die Situation. Allerdings hält er dies eher für eine Momentaufnahme: „Die Kunden möchten sich noch vor der anstehenden Steuererhöhung mit den Produkten eindecken, um kurzfristig etwas Geld einzusparen.“ Kayhan geht stark davon aus, dass der Selbstmischer-Markt unmittelbar nach der Steuereinführung drastisch einbrechen werde und die Tendenz ganz klar Richtung fertiger zehn Milliliter Nikotinliquids und vorbefüllter Pod-Systeme gehen wird.
Ganz ähnlich sieht es Henning Sievers. Die Steuer werde sicherlich die Nachfrage auf Ready-to-Vape Produkte wie die zehn Milliliter Liquids, inklusive der Innocigs Premium-Range, stärken. Grundsätzlich hält er aber die Bevorratung mit Liquids, insbesondere Shake & Vapes zum Selbstmischen, für eine kurzsichtige Strategie. Dies Situation biete allen Grund, sich jetzt Gedanken über eine sinnvolle Preisgestaltung zu machen: „Natürlich wird das Dampfen etwas teurer, doch das stärkste Argument der geringeren Schädlichkeit bleibt dem Handel erhalten. Wir haben enormes Potenzial, denn immer noch gibt es Millionen Menschen in Deutschland, die Tabak rauchen“, lässt er sich zitieren.
Dass die Frist für preisgünstigere Liquids bis ins übernächste Jahr weiterläuft, hält Dahlmann von BFTG für wahrscheinlich. Ware, die vor Anfang Juli 2022 produziert worden sei, dürfe voraussichtlich noch bis Februar 2023 ohne Steuerbanderole verkauft werden: „Es gibt also einen relativ weichen Übergang für den Handel, um die Sortimente anzupassen und die Kunden auf die Verteuerungen vorzubereiten“, sagt er. Das Tabaksteuermodernisierungsgesetz erhebt im ersten Schritt 16 Eurocent Steuern pro Milliliter Liquid. Das handelsübliche zehn Milliliter-Liquid verteuert sich also um rund 1,60 Euro.
Auf die Veränderungen 2022 hat sich Vovan mit einem neuen Produkt insbesondere für C-Stores vorbereitet. Die Kreation trägt den Namen V-Qube und ist ein Disposable Pod-System. Diese Einweg E-Zigaretten, in den C-Stores als E-Shisha2Go bekannt, sind vorbefüllte Einwegsticks, optional mit oder ohne Nikotin. Das All-in-One-Gerät könne nach der Nutzung ordnungsgemäß entsorgt und recycelt werden. „Dafür haben wir speziell ein adäquates Hersteller-Recycling-Konzept zur Verfügung gestellt“, so der Anbieter. Das Einweg-Produkt sei auch einfach in der Bedienung.