Vegane Alternativen Milchersatz: Was schmeckt, das bleibt

Joghurt, Käse oder Milch: Vegane Alternativprodukte boomen. Die Branche ist erfinderisch, doch am Ende entscheidet der Geschmack über den Erfolg des Produkts.

Donnerstag, 31. Oktober 2024 - Nahversorgung
Sabine Wygas
Artikelbild Milchersatz: Was schmeckt, das bleibt
Bildquelle: Alpro

Auch wenn Tierwohl und Nachhaltigkeit beim Griff zu Milchalternativen im Fokus stehen, ist für den Kauf laut einer aktuellen Studie der Marktforscher von Yougov der Geschmack ausschlaggebend – auch im Convenience-Markt. Damit das Produkt keine Eintagsfliege bleibt, zeigt die Industrie enormen Einfallsreichtum. Das Ziel: sensorisch so nah wie möglich an die Milchprodukte herankommen.

So setzt die Molkerei Bauer bei den veganen Drinks
 Joghurt-Alternativen und Puddings der Marke „Zum Glück“ auf Marillenkerne, einem Nebenprodukt aus der Landwirtschaft. Die Aprikosenkerne erinnern geschmacklich an Mandeln und setzen einen nussigen Akzent. Die veganen Ersatzprodukte der Molkerei Müller basieren dagegen auf Kokosmilch. Zott hat das vegane Sortiment um einen Schokopudding auf Mandelbasis erweitert. Und Danone brachte jüngst einen Lemon Cheesecake-Joghurt auf Sojabasis unter der Marke Alpro auf den Markt. Vegane Naturjoghurts haben laut aktueller Studien einen Marktanteil von mehr als fünf Prozent. Die Fruchtvarianten kommen auf etwa vier Prozent, pflanzliche Desserts sind mit nur 1,2 Prozent Marktanteil am schwächsten vertreten.

Verbraucher testen zunächst außer Haus
„Es zeigt sich ein starkes Wachstum im ‚Away From Home‘-Segment. Der Trend entwickelt sich zunehmend zum Mainstream, und neben unabhängigen Cafés und großen Kaffeeketten bieten auch immer mehr Tankstellen, Bäckereien und andere Gastronomiebetriebe pflanzliche Produkte an“, beobachtet Nicole Wiewiora, Senior Brand Managerin bei Alpro. Studien belegen zudem, so Wiewiora weiter, dass fast ein Drittel der Konsumenten angeben, vegane Produkte zunächst außerhalb getestet und anschließend für den Heimgebrauch erworben zu haben.

„Unsere Zielgruppe nennen wir die ‚Health Enthusiast‘ – sie interessieren sich für einen gesunden Lebensstil und für Produkte, die dazu passen“, führt Wiewiora weiter aus. Innerhalb der Zielgruppe gibt es demnach Konsumenten, die eher auf die holistische Gesundheit und andere, die mehr auf Zahlen, Daten und Fakten achten. Neben dem gesundheitlichen Aspekt zähle für die Zielgruppe vor allem der Geschmack. „Zusätzlich zu Alpro Barista Hafer und dem Alpro Barista ‚This is not M*lk‘ haben wir nun zwei neue Geschmacksrichtungen in der Range: Karamell und Vanille. Ein Highlight, denn sie sind die ersten Alpro Barista-Produkte mit Geschmack auf dem deutschen Markt.“, so Wiewiora . Diese Drinks sind mit Calcium, Vitamin B2 und Vitamin D2 angereichert und arm an gesättigten Fettsäuren.

„Neu führen wir seit Mai 2024 die Rewe Bio & vegan Mililk Hafer-Barista zum Selbermixen. Der Artikel ist biozertifiziert, glutenfrei und deutschlandweit verfügbar“ erklärt
Fabian Voichita, als Senior Buyer bei Rewe im Eigenmarkenbereich zuständig für den Einkauf veganer Milchalternativen. Damit lasse sich der CO2-Fußabdruck von Hafermilch deutlich senken. Denn klassische Milchalternativen haben einen extrem hohen Wasseranteil. „Bei Mililk handelt es sich um ein Blatt aus Hafer, das in Wasser gelöst wird. Wir transportieren kein Wasser mehr, das heißt, wir benötigen im Verhältnis von neun Lkw-Ladungen mit Milchalternative nur einen Lkw Mililk. Im Vergleich zu Pulver ist der Energieaufwand bei der Herstellung von Mililk zudem deutlich geringer“, führt Voichita weiter aus . Die Kunden müssten keine schweren Milchkartons mehr tragen, der anfallende Verpackungsmüll werde reduziert und die Produkte zeichnen sich besonders durch ihre lange Haltbarkeit von bis zu zwei Jahren aus. Ein mutiger Schritt, denn laut einer aktuellen Epap-Markforschungsstudie spaltet die Do-it-yourself-Pflanzenmilch die Gemüter. Jeder Zehnte hat sie schon einmal selbst angerührt. Weitere 41 Prozent haben das Produkt zwar noch nicht getestet, sind jedoch offen dafür. Allerdings kann sich fast die Hälfte der Befragten, rund 49 Prozent, nicht vorstellen, das Pflanzenmilch-Pulver zu verwenden. Und so erfreuen sich auch die klassischen Hafermilchvarianten weiter großer Beliebtheit. „Wir beobachten aktuell, dass die Bedeutung von Hafer auf dem bereits hohen Niveau weiter zunimmt“, bestätigt Voichita. Zudem gewinnen die Funktionalitäten der Milchalternativen, wie zum Beispiel ihr Aufschäumverhalten, an Bedeutung. Und der Mandeldrink feiere derzeit ein Comeback. „Das liegt vermutlich an verschiedenen Social Media-Kampagnen, die die Absätze beim Mandeldrink in Kombination mit Fitnessprodukten antreiben“, erklärt Voichita.

Alternativen bei Tank & Rast
Auch Tank & Rast hat sein Angebot an Kaffeespezialitäten in den Segafredo- und Lavazza-Kaffeebars um den veganen Barista Hafer von Alpro erweitert. „Dadurch haben unsere Gäste die Möglichkeit, bei ihren Kaffeespezialitäten wie Cappuccino oder Latte Macchiato auf Wunsch eine pflanzliche Alternative zu wählen. Ebenfalls haben unsere Partner im Kaffeesegment – Coffee Fellows und Starbucks – weitere vegane Kaffeespezialität im Angebot, beispielsweise Getränke mit Soja-, Mandel- und Haferdrink als Alternative zu Kuhmilchvarianten sowie vegane Snacks bei Bagels oder Kuchen“, erklärt Jennifer Schmidt-Brekenfeld, Director Systems Operations bei der Autobahn Tank & Rast Gruppe.