Blick über die Grenze Österreich setzt Zeichen - In aller Munde

Zu behaupten, der österreichische Convenience-Markt sei weiter entwickelt als der deutsche, wäre vermessen. Aber es gibt im Nachbarland Ansätze, die durchaus auch für den deutschen Markt interessant sind – vor allem was die Kooperationen zwischen Handel und Mineralölgesellschaften angeht. Ein Blick über die „Grenze“ lohnt sich also.

Sonntag, 03. August 2014 - Kleinfläche
Martin Eschbach
Artikelbild Österreich setzt Zeichen - In aller Munde
Mit Merkur inside ist Rewe International in österreichischen BP-Shops vertreten.
In aller Munde

Was ist in Österreich anders? Das wollten wir von Antonia Udwardi, Redakteurin bei Regal, dem großen österreichischen Fachmagazin für den Lebensmittel-Einzelhandel, wissen.

Frau Udwardi , wie schätzen Sie den Convenience-Markt in Österreich derzeit insgesamt ein?

Antonia Udwardi: Convenience ist derzeit wortwörtlich in aller Munde. Lebensmittel-Ketten investieren gewaltig in Sortimentsausbau, eigene Kühlmöbel sowie Marketingmaßnahmen, um dieses Sortiment zu pushen. Dabei sind Frische und Qualität die obersten Prämissen.

Für Frische und Qualität sorgt in österreichischen Tankstellen-Shops also vor allem auch der Lebensmittel-Einzelhandel. Ist das eher von Vorteil?

Udwardi:Für das Convenience-Geschäft ist das sicherlich ein Vorteil, da mit dem Supermarkt-Sortiment gleichzeitig auch mehr Frische in den Tankstellen-Shops Einzug hält.

Was machen die Lebensmittler in Sachen Shop-Geschäft anders?

Udwardi: Die Preissituation hat sich etwas geändert. So bietet etwa Spar in den Spar express Tankstellen-Shops seine Eigenmarken zum selben Preis wie im Supermarkt an. Und auch BP setzt mit seinem Shop-Konzept Merkur inside auf ein neues Preisgefüge. Natürlich muss dadurch die Frequenz um einiges steigen, was auch der Fall ist. Und was neben dem Preis auffällt, sind der Ladenbau und – wie schon angesprochen – das Frische-Sortiment. Hier setzen die Lebensmittel-Ketten auf ihr bestehendes Know how.

Wird sich dadurch das Sortiment insgesamt in C-Stores in Österreich verändern, beispielsweise weniger Süßwaren und Zigaretten?

Udwardi: Nicht unbedingt. Zigaretten und Süßwaren sind auch weiterhin gefragt. Auf Grund der Sortiments-Auswahl und des Preisgefüges entwickelt sich der Tankstellen-Shop aber immer mehr zur Einkaufsstätte. Nicht umsonst musste etwa ein Großteil der Non Food-Produkte – sprich Autopflege etc. – für Frischeprodukte Platz machen.

Eine der wenigen Tankstellen-Marken, die das Shop-Geschäft in Österreich noch mit eigener Marke selbst steuert, ist die OMV. Glauben Sie, dass auch hier mittelfristig eine Lebensmittelmarke im Shop „den Ton angeben wird“?

Udwardi: Die OMV möchte sich mit ihrem Viva-Konzept als Dienstleistungszentrum etablieren und verzichtet gezielt auf eine Marken-Shop-Kooperation mit einer Lebensmittelmarke. Ich denke, dass beide Modelle ihre Berechtigung haben und letztlich ohnehin der Kunde entscheidet, welcher Shop ihm das beste Preis-Leistungs-Gefüge bietet.

In Deutschland ist man hier erst am Anfang. Was können deutsche Handels-Unternehmen von den Österreichern lernen?

Udwardi: Mittlerweile rückt immer mehr Qualität vor Quantität. So haben in den letzten Jahren viele Mineralölfirmen ihr Tankstellen-Netz in Österreich verkleinert und dafür in Top-Standorte investiert. Das Bild von einem dunklen, schlecht sortierten, oftmals sogar verrauchten Shop ist überholt. Kunden fordern einen modernen Ladenbau sowie ein starkes, frisches Sortiment zu leistbaren Preisen.

Fotos: Shutterstock, MERKUR inside

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Interessant für Deutschland: Österreich setzt Zeichen
Bild öffnen Mit Merkur inside ist Rewe International in österreichischen BP-Shops vertreten.
Bild öffnen Antonia Udwardi hat als Redakteurin bei Regal auch den österreichischen Convenience-Markt im Blick und berichtet regelmäßig.