Blick über die Grenze Österreich setzt Zeichen - Seite 2

Zu behaupten, der österreichische Convenience-Markt sei weiter entwickelt als der deutsche, wäre vermessen. Aber es gibt im Nachbarland Ansätze, die durchaus auch für den deutschen Markt interessant sind – vor allem was die Kooperationen zwischen Handel und Mineralölgesellschaften angeht. Ein Blick über die „Grenze“ lohnt sich also.

Sonntag, 03. August 2014 - Kleinfläche
Martin Eschbach
Artikelbild Österreich setzt Zeichen - Seite 2
Mit Merkur inside ist Rewe International in österreichischen BP-Shops vertreten.

In Deutschland wäre eine Anpassung an das Preisniveau der Supermärkte und Discounter für das Convenience-Geschäft katastrophal. Das Shop-Geschäft trägt nur deshalb erheblich zum Einkommen der Tanksellen-Betreiber bei, weil die Preiswelt hier noch einigermaßen in Ordnung ist. Mancherortsallerdings auch deutlich überzogen, was wiederum auch der ganzen Branche schadet, denn ist der Ruf erst ruiniert... Ob mit Rewe to go ein annehmbarer Mittelweg gelingt, wird man sehen.

Doch nicht nur in Sachen Preisgestaltung ist Vorsicht geboten. Auch die Belieferung der C-Stores wird sich dann erheblich verändern, wenn zunehmend Lebensmittel-Marken in diesem Markt mitmischen wollen. Den großen Ketten ist es wohl kaum zu verübeln, wenn sie die Logistik selbst übernehmen wollen. Auch sie könnten sich Kooperations-Partner suchen und gemeinsame Sachen machen. Oder gleich versuchen, den größten Convenience-Händler in Deutschland zu übernehmen. Jedenfalls machten in den vergangenen Wochen Gerüchte die Runde, dass Händler, darunter angeblich auch Edeka und Rewe, Kauf-Interesse für Lekkerland gezeigt hätten. In Frechen werden diese Ambitionen jedoch ganz klar dementiert (siehe Meldung Seite 6).

Doch zurück nach Österreich, denn hier sorgen nicht nur die Großen Handelsmarken dafür, dass sich die C-Stores verändern. Auch Mittelständler wollen am Markt partizipieren und mischen ordentlich mit. Im April hat die Doppler-Gruppe ihre ersten eigenen Nahversorger-Outlets Tankstellen unter der Bezeichnung Nah & Frisch Punkt in Wels und Altmünster eröffnet (siehe Bericht Seite 33). Das Konzept hat Doppler gemeinsam mit den Kooperations-Partnern Julius Kiennast und Wedl entwickelt, „um den Konsumenten im Vergleich zum klassischen Tankstellenshop ein weiteres Waren-Sortiment zu bieten“, teilt Julius Kiennast, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens, mit. Kiennast und Wedl sind zwei Großhandelshäuser, die gemeinsam wiederum den Dienstleister Shop Top Service ins Leben gerufen haben und unter dieser Bezeichnung C-Stores in Österreich beliefern. Die Idee, mit Handelsunternehmen im Tankstellen-Geschäft zu kooperieren, wird in Österreich inzwischen also weiter gesponnen und hat auch den Mittelstand erreicht. Auch, weil man anscheinend bereit ist, ein höheres Risiko einzugehen. Die verantwortlichen Manager sowohl bei den Mineralölgesellschaften als auch bei den Lebensmitteleinzelhandels- Marken in Österreich sind bereits heute davon überzeugt, dass das Nahversorgungs-Zeitalter begonnen hat und eine entsprechende Umstrukturierung und Neuorientierung im Convenience- Markt von Nöten ist. In Deutschland werden die Test-Ergebnisse von Rewe to go in den Aral-Stationen wahrscheinlich den Ausschlag geben, wenn entschieden wird, wo die Reise hingeht.

Fotos: Shutterstock, MERKUR inside

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Bild öffnen Mit Merkur inside ist Rewe International in österreichischen BP-Shops vertreten.
Bild öffnen Antonia Udwardi hat als Redakteurin bei Regal auch den österreichischen Convenience-Markt im Blick und berichtet regelmäßig.