Erstmals seit über zwanzig Jahren war der Generalbevollmächtigte der Brauerei C. & A. Veltins bei der Vorstellung der Unternehmenszahlen des vergangenen Jahres nicht mehr dabei. Huber verlies Ende 2024 die Familienbrauerei. Die Gesamtverantwortung übernommen hat damit Dr. Volker Kuhl, der lange Jahre bereits als Geschäftsführer Marketing und Vertrieb mit Huber zusammenarbeitete. Doch auch dieses Mal konnten Kuhl und sein Vertriebsdirektor Handel Rainer Emig auf eine positive Entwicklung 2024 zurückblicken. Gegen den rückläufigen Trend im Gesamtmarkt hat die Brauerei Veltins demnach deutlich mehr Bier verkauft und damit einen Höchstwert in der Unternehmensgeschichte erreicht. „Noch nie hat die Brauerei Veltins so viel Bier gebraut wie 2024“, sagte Geschäftsführer Volker Kuhl. Der Ausstoß sei im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent auf rund 3,36 Millionen Hektoliter Bier geklettert, teilte das Unternehmen mit Sitz im sauerländischen Meschede-Grevenstein mit. Der Umsatz der Familienbrauerei mit seinen 737 Beschäftigten stieg um 4,1 Prozent auf 459 Millionen Euro. Dass der Umsatz im vergangenen Jahr stärker zulegte als die Produktionsmenge, habe an einem veränderten Konsumverhalten gelegen: Demnach kauften die Menschen mehr Veltins-Produkte, die etwas teurer waren als andere, günstigere Produkte der Brauerei.
Neue Marken ergänzen traditionelle
Veltins begründete die positive Entwicklung unter anderem mit einem „stabilen Markenmix“. Während traditionelle Marken weiterhin sehr gefragt seien, seien auch neue Marken gut verkauft worden. Besonders profilieren konnte sich das Helle der Marke Pülleken. Das Produkt – relativ neu im Markt – konnte in den vergangenen zwölf Monaten beim Absatz 20,5 Prozent zulegen und steigerte entsprechend damit seinen Ausstoß auf 328.800 Hektoliter. Doch auch der Klassiker, das Veltins-Pils, legte zu und verzeichnete über alle Gebinde hinweg ein Absatzplus von 2,2 Prozent, so die Brauerei. Nicht so gut schnitten die Bierspezialität Grevensteiner, mit einem Minus von 22,3 Prozent, und die Biermix-Range V + mit einem Rückgang von 6,5 Prozent ab. An beiden Marken will die Brauerei jedoch festhalten, zumal die Entwicklung bei den unterschiedlichen Varianten des Mixes recht uneinheitlich verlief. Hoffnungen setzen die Sauerländer darüber hinaus auf die Neuheit Veltins Helles Lager, die im vergangenen Geschäftsjahr immerhin fast 30.000 Hektoliter an die Konsumenten und Konsumentinnen bringen konnte. Ganz überwiegend in Mehrweg-Gebinden wurden die Veltins-Marken 2024 verkauft. Ihr Anteil liegt nach Unternehmensangaben bei rund 93 Prozent. Allerdings konnte die Dose leicht zulegen.
Eine Ursache für das wiederholt gute Abscheiden der Veltins-Marken gegen den Trend im deutschen Biermarkt sieht Geschäftsführer Kuhl aber auch in der Kontinuität der Geschäftsbeziehungen, die die Brauerei zu ihren unterschiedlichen Kundengruppen aus Handel und Gastronomie pflegt. Es gebe bei der Vertriebsmannschaft wenig personelle Fluktuation. Entsprechend gut sei die Vertrauensbasis und die Kenntnis der Kundschaft, vermutete Kuhl.
Für das laufenden Jahr plant die Sauerländer Brauerei keine Preiserhöhungen, so die Verantwortlichen. Veltins hatte zuletzt 2023 die Preise angehoben. Der Export-Anteil von Veltins lag bislang bei knapp fünf Prozent der Produktionsmenge.
Ausstoß-Minus im Januar
Wettbewerber Krombacher vermeldete im Januar ein Ausstoß-Minus von 1,1 Prozent auf 5,675 Millionen Hektoliter. Dennoch betonte das Unternehmen, in einem insgesamt sehr herausfordernden Umfeld im Jahr 2024 die Marktführerschaft als Deutschlands beliebteste Biermarke weiterhin gefestigt zu haben. Insbesondere im Bereich der alkoholfreien Erfrischungsgetränke sei die Krombacher Gruppe im vergangenen Jahr insgesamt relevant gewachsen. Der Anteil der alkoholfreien Getränke innerhalb der Gruppe betrage nun rund 40 Prozent. In einem insgesamt rückläufigen Biermarkt musste auch der Marktführer leichte Verluste hinnehmen. So konnte lediglich das Krombacher Alkoholfrei Pils, die Fassbrause und sonstige Sorten unter dem Krombacher-Dach zulegen. Alle anderen Segmente verzeichneten ein Absatzminus. So habe sich die bereits seit einigen Jahren verfolgte Strategie als richtige erwiesen, neben dem Flaggschiff Krombacher Pils, vor allem auch auf die Sortenvielfalt unter der Dachmarke Krombacher zusetzen. Das habe sich in den zurückliegenden zwölf Monaten beispielsweise durch die positive Entwicklung der alkoholfreien Produkte Krombacher Spezi und der Fassbrause gezeigt. Entsprechend werde die Markenkommunikation für die Kernmarke 2025 noch stärker in den Fokus gerückt. Das Markenprofil soll weiter geschärft und die Sortenvielfalt als wichtiger Zukunftsbaustein ausgebaut werden.
Leicht gestiegen gegenüber Vorjahr
Bei anderen Brauereien lief es im vergangenen Jahr etwas besser, beispielsweise bei der Haus Cramer Gruppe, zu der die Brauerei Warsteiner gehört. Der Absatz nach Hektolitern sei 2024 gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Er lag um 0,5 Prozent höher als im Jahr 2023. Eine absolute Zahl zum Absatz nennt die Gruppe nicht. Einer Branchenschätzung zufolge waren es 3,6 Millionen Hektoliter. Besonders positiv habe sich im Inland die Biermarke Oberbräu Hell entwickelt. Der Absatz des hellen Vollbiers stieg in 2024 gegenüber dem Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich. Generell sei die Getränkegruppe mit der Entwicklung ihrer Marken, auch bei den Regionalbieren Paderborner und Herforder sowie verschiedenen Bieren der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg, zufrieden. Besonders erfreulich sei der Aufwärtstrend der Warsteiner Natur-Radler-Range.