Häufiger als in den vergangenen Jahren greifen deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher zu Dosengebinden. Das gilt insbesondere, wenn sie Bier oder Biermischgetränke kaufen. Diese Kaufentscheidungen sind unabhängig davon, ob sie im Lebensmittel-Einzelhandel oder in Convenience Stores getroffen werden. Denn die Getränkedose hat viele Vorteile. Vor allem die Leichtigkeit, mit der sie zu transportieren ist, und ihre Aura von Unzerbrechlichkeit machen das Gebinde bei vielen Biertrinkern und auch Konsumentinnen beliebt. Beim Einkauf im Convenience Store, für den sofortigen Genuss, sind diese Faktoren entscheidend. Die Frage der Nachhaltigkeit spielt dann oft eine untergeordnete Rolle.
Die meisten national aufgestellten Brauereien hier zu Lande bedienen den Kundenwunsch nach leichten Getränkedosen. Aber auch regionale Player nutzen das Image des szenigen Aluminiumgebindes, um ihre Zielgruppe noch genauer ansprechen zu können. Dazu gehört beispielsweise die Kaiserdom Brauerei in Bamberg. Sie bietet vor allem für Tankstellen-Shops und Kioske Ein-Liter-Dosen mit den trendigen Sorten Kaiserdom Helles, Lager, Strong-Starkbier aber auch Pilsener im aufmerksamkeitsstarken Outfit.
Hachenburger in der Büx
Ähnlich positioniert sich die Hachenburger Brauerei im Westerwald. Vertriebsleiter Benny Walkenbach erläutert die Strategie: „Die Hachenburger Büx gehört seit Langem zu unserem Sortiment. Wie unsere Sorten im Allgemeinen, allen voran Hachenburger Pils und Hell, entwickelt sich auch die Büx als Gebinde positiv“, bilanziert er. Die Brauerei sei mit diesem Gebinde zwar etwas teurer als die nationalen Marken, man biete dafür aber auch „höchste Qualität nach Slow Brewing-Standard“. Dafür würden Biergenießer gern ein paar Cent mehr zahlen. „Deshalb können wir auch kontinuierlich neue Vertriebswege für die Büx erschließen“, sagt Walkenbach. Die Büx habe ihre Liebhaber und stelle eine Erweiterung und Abrundung des Sortiments dar. Weiterhin liege allerdings der Fokus vorrangig auf der Flasche, dem Kasten und den Mehrweggebinden.
Denn die Dose hat auch Nachteile, die mit der steigenden Nachfrage einher gehen: Rund um ihre Beschaffung ist die Situation durchaus als angespannt zu bezeichnen. Dies macht sie nicht gerade preisgünstiger. Größere Brauereien mit viel Mengenvolumen können jedoch eine solche Lage finanziell besser ausgleichen.
Das größte Dosenvolumen
Dazu gehört Carlsberg Deutschland. Das Brauunternehmen ist über alle Marken hinweg die Braugruppe mit dem größten Dosen-Volumen in Deutschland. Die Hamburger machen gegenüber dieser Zeitung auch deutlich, dass es ihr Ziel ist, diese Position weiter zu stärken und auszubauen.
Andere Brauereien agieren spezifischer. Andreas von Grabowiecki, Marketingdirektor der Haus Cramer Gruppe, erklärt: „Die 0,5-Liter-Dose ist mittlerweile das zweitstärkste Gebinde im deutschen Biermarkt.“ Der Absatzanteil der Dose habe sich laut Marktforscher Nielsen seit 2010 vervielfacht. Danach liegt der Marktanteil heute bei über zehn Prozent. „Diese positive Entwicklung spiegelt auch unsere Regionalmarke wider, denn unser Paderborner Pilsener in der Halbliterdose ist weiterhin national deutlicher Marktführer an der Tankstelle, mit einem Marktanteil von 18,5 Prozent“ erläutert von Grabowiecki mit Verweis auf Marktforscher Nielsen.
Für Paderborner und Warsteiner
Auch bei den Neuprodukten setzt der Warsteiner-Produzent auf das angesagte Convenience- Gebinde: „Das Paderborner Hell sowie Export als auch die Paderborner Limo in der Geschmacksrichtung Cola-Orange wurden in diesem Frühjahr in der 0,5-Liter-Dose auf den Markt gebracht“, so der Marketingdirektor. Und auch bei Warsteiner sei die Beliebtheit der Dose, vor allem bei den jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten gestiegen. Die Dose sei bekanntlich „das perfekte Gebinde für unterwegs – ob bei einer Wandertour oder dem Festival“. Zudem macht er darauf aufmerksam, dass die Dose Warsteiner Premium Pilsener einen neuen Look erhalten habe. Sie sei jetzt „aufgeräumter, klarer und moderner“. Auch wurde das Warsteiner Natur Radler in der 0,5-Liter Dose-gelauncht.
Dass die Dose von der Verbraucherschaft gewünscht und immer stärker nachgefragt wird, bestätigt auch Angelika Thielen, Leiterin Unternehmenskommunikation der Bitburger Braugruppe: „Daher ist sie auch für uns von großer Bedeutung, insbesondere als convenientes Gebinde für Impulskäufe im alkoholfreien Segment. Zudem kommt sie bei der jüngeren Zielgruppe sehr gut an,“ bestätigt sie. Bitburger gehe davon aus, dass die Beliebtheit der Dose auch künftig zunehmen werde. Derzeit macht das Aluminiumgebinde allerdings nur einen kleinen Teil des Bitburger Gesamtangebots aus. Die Eifeler Brauerei und ihre Tochterunternehmen, wie etwa die König- oder die Köstritzer Brauerei, setzen zu über 90 Prozent Mehrweggebinde ein.
Eine gestiegene Nachfrage in diesem Bereich verzeichnet auch die Paulaner Brauerei Gruppe. Der Dosenmarkt wachse, sagt Henner Höper, Paulaner Marketing Director . „Vor allem mit Paulaner Spezi konnten wir hier deutlich zulegen, aber auch andere Biersorten haben mit einem Wachstum von rund 20 Prozent starke Werte“, stellt er fest. Bei dem Neuprodukt, Paulaner Limo Orange, merke die Brauerei, dass die Dose sehr gut angenommen wird. Dennoch gebe es auch offensichtliche Nachteile: „ Wir wissen um die angespannte Situation bei der Beschaffung des Gebindes“, so Höper.
Helles und Natur Radler in der Dose
Um die Dose kommt auch die Erdinger Brauerei nicht mehr herum. 2023 hat das Unternehmen die Sorten Erdinger Brauhaus Helles und Brauhaus Natur Radler erstmals in der Dose auf den Markt gebracht. Dr. Stefan Kreisz, Vorsitzender der Erdinger-Geschäftsführung, weist aber auch drauf hin, dass es die Klassiker Erdinger Weißbier sowie Alkoholfrei bereits seit längerem ebenfalls in der Dose gebe: „Somit können wir alle unsere Top-Seller in dem sehr convenienten Gebinde anbieten und in den Stores für zusätzliche Kaufimpulse sorgen“, so sein Statement.
Bei vielen anderen Brauereien gehört die Getränkedose wie selbstverständlich ins Portfolio. So bei der Sauerländer-Brauerei C. & A. Veltins. Rainer Emig, Vertriebsdirektor nationaler Handel, verweist darüber hinaus auf Sonderformen. So kann der Newcomer und Topseller Pülleken in der Drittel-Liter-Dose punkten. Grundsätzlich aber gelte, dass „die Dose eine wachsende Akzeptanz besitzt, die wir durch ein sortengerechtes Produktangebot bedienen“, so Emig. Junge Biermixe wie V+, die gerade deutlich wachsen würden, seien in der Halbliter-Dose präferiert.
Auch die Karlsberg Brauerei aus Homburg an der Saar partizipiert an der steigenden Nachfrage nach der Dose: Die Marken des Bier- und Getränkeherstellers, wie beispielsweise Mixery und Ur-Pils, sind meist in der Flasche, aber auch in der Dose verfügbar. Hinzu kommen neu kreierte Innovationen wie die Ready-to-drink-Cocktails der Marke Cocktail Plant in der 0,25-Liter-Dose.
Deutschlands größte Brau-Gruppe, Radeberger, hat ebenfalls reagiert und ihr Angebot im Convenience-Gebinde ausgebaut. Radeberger fülle neben national bekannten Marken wie Jever, Radeberger und Schöfferhofer vermehrt auch regional beliebte Marken in das Aluminiumgebinde ab – von Berliner Kindl bis zu Stuttgarter Hofbräu, berichte Birte Kleppien, Pressesprecherin der Gruppe. Denn die Getränkedose gewinne an Bedeutung. Fallweise setzte Radeberger mit limitierten Sondereditionen spürbare Kaufanreize wie mit der Binding-Dose anlässlich des Jubiläums „125 Jahre Eintracht Frankfurt“. Eine Strategie, die man in Erwartung einer weiter steigenden Bedeutung der Dose fortsetzen werde. Allerdings unterstreicht Kleppien auch, dass Radeberger ein mehrwegorientiertes Unternehmen sei, dass das Gros seiner Biere in Mehrweg-Glasflaschen als Kastenware sowie in impulsstarken Kleingebinden wie Sixpacks anbiete.
Haltbarkeit und Design
Anders positioniert sich beispielsweise das Hamburger Startup Dudebev. Mit der Marke
Digga Bräu bietet es zwei Craftbiere. Gründer Lars O. Zirpins setzt zurzeit auf die Longneck-Mehrwegflasche. Man sei Mitglied der Initiative „Pfand gehört daneben“. „Zur Zeit schauen wir aber auch auf Möglichkeiten im Bereich Dose wegen guter Haltbarkeit und der Designmöglichkeiten,“ so Zirpins. Die Nachhaltigkeit spreche aber für Mehrweglösungen.