Spirituosen Ein Genuss in gewissen Grenzen

Die Deutschen tranken im Jahr 2022 nicht häufiger aber auch nicht seltener Spirituosen. Dennoch beabsichtigt die Bundesregierung, die Warengruppe stärker zu regulieren.

Mittwoch, 02. August 2023 - Getränke
Martin Heiermann
Artikelbild Ein Genuss in gewissen Grenzen
Bildquelle: Waldemar Behn

Der Konsum pro Kopf von Spirituosen lag 2022 wie 2021 in Deutschland bei rund 5,2 Litern. Das sind die aktuellen Zahlen des Ifo Instituts. Im internationalen Vergleich des Spirituosen-Pro-Kopf-Konsums belegte die Bundesrepublik vor drei Jahren, also 2020, – aktuellere Zahlen liegen derzeit noch nicht vor – den Platz 48. Damit liegt der deutsche Konsum hochprozentiger Getränke beispielsweise hinter dem in Südkorea, Belarus, Lettland, Estland, oder Bulgarien. Diese Zahlen gehen auf eine Marktforschung des IWSR Magazine in London zurück. Der Pro-Kopf-Verbrauch aller alkoholhaltigen Getränke, also inklusive der von Bier, Wein und Sekt, betrug hier zu Lande im vergangenen Jahr 120,1 Liter und stieg damit im entsprechenden Vorjahresvergleich um 1,6 Liter beziehungsweise um 1,4 Prozent.

Bundesregierung beabsichtigt Regulierungen
Vielleicht haben diese Zahlen und Entwicklungen die Bundesregierung veranlasst, in Koalitionsvertrag Restriktion bei Marketing und Werbung für alkoholhaltige Getränke zu vereinbaren. Davon wären sicherlich auch Spirituosen über die gesamte Breite des Sortiments betroffen. Schon jetzt bereitet sich der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure, BSI, auf solche Regulierungen vor. Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick teilt mit, in dieser Sache intensiv mit dem Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft, ZAW, zu kooperieren. Beide Verbände legen Wert darauf, „dass die freiwilligen Verhaltensregeln des Deutschen Werberats über die kommerzielle Kommunikation für alkoholhaltige Getränke umfassend bei den Mitglieder des BSI eingehalten werden.“ Darüber hinausgehende Milestones wurden vom BSI im „Code of Conduct“ ebenfalls für die Mitgliedsunternehmen formuliert. Es geht um Prävention, Verbraucherinformation und Selbstregulierung. Bei der Prävention spielen die Themenfelder Familie, Jugendschutz, und Arbeitsplatz eine Rolle. Auch zur Verhinderung von Schäden in der Schwangerschaft gibt es Verabredungen im Koalitionsvertrag: Die Alkohol-Prävention bei schwangeren jungen Frauen soll verstärkt werden. „Diesbezüglich arbeitet der BSI sehr aktiv im ‚Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung‘ mit der Präventionsinitiative ‚Verantwortung von Anfang an! – 9 Monate 0 Promille‘ zusammen“, betont Wiesgen-Pick.

Rückläufiger Gesamtabsatz
Solche vorausschauenden Maßnahmen sind sicherlich notwendig. Denn durch Regulierungen kann der bestehende Trend eines rückläufigen Absatzes sicherlich noch verstärkt werden. Bereits jetzt sind nach Analysen des Marktforschers Circana, bekannt als Information Resources, die Entwicklungen weniger positiv. So sank der Absatz an Spirituosen im gesamten Handel im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf rund 551 Millionen Standard-Flaschen mit einem Inhalt von 0,7 Liter. Rund 76 Prozent des Gesamtabsatzes mit Spirituosen wurden 2022 demnach über den Lebensmittel-Einzelhandel getätigt. Die größten mengenmäßigen Marktanteile verbuchten im vergangenen Jahr Klare Spirituosen mit einem Anteil von rund 37,7 Prozent. Knapp dahinter lagen Liköre mit rund 35,7 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt von Whisk(e)ys mit fast zehn Prozent.

Zu den Gewinnern im Vergleich zum Vorjahr zählten 2022 nach Angaben des Marktforschers vor allem Liköre – darunter Fruchtliköre und Cocosliköre – sowie Whisk(e)ys, Tequila und Jagertee, aber auch Grappa, Raki, Ouzo, Brandy und Doppelkümmel sowie Armagnac. Das Umsatzvolumen im Einzelhandel betrug im zurückliegenden Jahr rund 4,9 Milliarden Euro und lag damit auf Vorjahresniveau. Spirituosen erwirtschaftetet entsprechend gut ein Viertel des Gesamtumsatzes der im Einzelhandel mit alkoholhaltigen Getränke, inklusive Bier, Wein und Sekt, erzielt wurde.

Genauere Angaben zur Kategorie Ready-to-Drinks, die derzeit in den Convenience Stores besonderes gut nachgefragt sind, konnte der BSI und seine Geschäftsführerin nicht machen. Auch bei den Marktforschungsinstitute gebe es dazu „wenig Zahlen“. Das gelte auch für alkoholfreie Spirituosen. Hierzu habe der Verband „wenig Einschätzungen“.