Bier / Bier-Mix Alkoholfreies lässt die Branche hoffen

Die wachsende Begeisterung für Bier ohne oder mit wenig Promille hellt die Stimmung bei den Bierbrauern auf. Aber nur ein wenig. Das Segment bietet eine Vielfalt von mehr als 700 Marken.

Montag, 13. Dezember 2021 - Getränke
Thomas Klaus
Artikelbild Alkoholfreies lässt die Branche hoffen
Bildquelle: Veltins

Die Corona-Pandemie hat eine Menge durcheinandergewirbelt und auch einige negative Auswirkungen auf die deutschen und internationalen Brauereien und ihren Bierausstoß. Zu den eher positiven Folgen gehört das gestiegene Gesundheits- und Ernährungsbewusstsein der Menschen. Und das spielt den Herstellern und Anbietern alkoholfreier beziehungsfreier alkoholreduzierter Biere kräftig in die Karten.

Manche Verantwortliche in den Convenience-Shops werden jedenfalls die Ohren spitzen bei einem Absatz von mehr als 660 Millionen Litern alkoholfreier Biere, die trotz der Pandemie im vergangenen Jahr hier zu Lande verkauft wurden. 2010 lag dieser Anteil erst bei 430 Millionen Litern. Das bedeutet ein Plus beim Marktanteil von 53 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts.

Das alkoholfreie Wachstum geht weiter
Auch beim Deutschen Brauer-Bund, DBB, ist man davon überzeugt, dass das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist. Dort wird von einem „dynamischen Wachstum“ geredet. Kaum eine andere Lebensmittel-Kategorie habe sich vergleichsweise flott entwickelt. Die zehn Prozent alkoholfreier Marktanteil im Handel insgesamt in Deutschland dürften wesentlich schneller erreicht sein, als bisher prognostiziert, heißt es. 2020 waren es immerhin bereits fast sieben Prozent. Unter anderem im Interesse der Convenience-Shops will der DBB vermehrt für die Vorzüge des alkoholfreien Biergenusses trommeln und auf die Vielfalt angesichts von mehr als 700 Marken hinweisen. Deshalb hat der Deutsche Brauer-Bund in diesem Sommer und Herbst alkoholfreie Biere in das Zentrum einer umfangreichen Online-Kampagne gerückt. Das ist ein Novum.

Weniger Bierkonsum und höhere Rohstoffpreise
Solche wachsenden Segmente, die auch künftig Potenzial versprechen, haben die Bierbrauer und ihre Partner branchenübergreifend tatsächlich nötig. Denn Bier verliert insgesamt mehr und mehr an Zuspruch: Der Pro-Kopf-Verbrauch lag im vergangenen Jahr nur noch bei 94,6 Litern. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 99,7 Liter pro Kopf und vier Jahre zuvor, 2015, immerhin noch 105,9 Liter. Eine Talfahrt, die die Freude am Alkoholfreien zusätzlich steigert.

Zudem lässt die Rohstoffknappheit auch die Brauwirtschaft nicht kalt. Der Veltins-Generalbevollmächtigte Michael Huber ist einer derjenigen, die zu diesem Thema Klartext sprechen. So habe zum Beispiel der Mangel an Holz zu „wagemutigen Palettenpreisen“ und die Begrenztheit beim Granulat zu Problemen bei der Produktion von Mehrwegkästen geführt. Ein weiterer Problemfall seien die Engpässe beim Weißblech; für Kronkorken ist dieses Material bekanntlich unerlässlich. Das Unternehmen Veltins selbst sieht sich jedoch in Sachen Rohstoffe noch immer recht gut aufgestellt, sagt Huber. Langfristige Kontakte würden Verfügbarkeit und Liefersicherheit gewährleisten, versichert er.

Preiserhöhungen für 2022
Die zum Teil dramatische Rohstoffsituation hat darüber hinaus Konsequenzen für die Preise. Zusammen mit anderen Faktoren, wie vor allem dem sprunghaften Anstieg bei den Energiekosten, – Brauen verlangt einen besonders hohen energetischen Aufwand – führt sie zu Preiserhöhungen im Frühjahr 2022. Veltins hat diese ebenso angekündigt wie zum Beispiel Krombacher und die Radeberger Gruppe. Die letzte Preiserhöhungs-Runde liegt allerdings vier Jahre zurück. Der Zeitraum im Frühjahr des kommenden Jahres bedeutet immerhin, dass noch vor Ostern Ware zu alten Konditionen bestellt werden kann, bevor das für Bier freundlichere Frühsommergeschäft startet.