Nachhaltige Verpackungen werden im deutschen Handel immer mehr zum Standard. Allerdings ist damit auch eine nicht so gute Nachricht für die Hersteller verbunden: denn jüngst hat die aktuelle Studie „Sustainable Product Packaging“ der globalen Strategieberatung Simon-Kucher gezeigt, dass der Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher, die bereit sind, für nachhaltige Verpackungen dann auch mehr zu bezahlen, seit 2021 deutlich zurückgegangen. Verbraucher sollen bereit sein, im Durchschnitt etwa sechs Prozent mehr für nachhaltige Verpackung zu bezahlen, wenn sie überhaupt einen Aufschlag zahlen wollen. Im Jahr 2021 waren dies noch 84 Prozent, berichtet die Strategieberatung. „Für Konsumenten sind nachhaltige Verpackungen bereits heute eine Voraussetzung“, betont Daniel Bornemann, Senior Partner und Experte für die Papier- und Verpackungsindustrie bei Simon-Kucher, in diesem Zusammenhang.
Keine einfache Botschaft
Das ist sicherlich für alle Verwender und Verwenderinnen sowie die Hersteller keine einfache Botschaft, schließlich sind die Kosten für die Produktion nachhaltigerer Verpackungen bisher vielfach noch deutlich teurer als die konventionellen Verpackungen. Dass Simon-Kucher sicherlich mit Blick auf die eigenen Beratungsleistungen sagt: „Hersteller sollten jetzt handeln, um effiziente Lösungen zu entwickeln und dem Trend immer einen Schritt voraus zu sein“, ist natürlich auch verständlich und durchaus nachvollziehbar. Bisher, so zeigt die Studie, entscheiden sich 24 Prozent der Verbraucher, wenn möglich, für nachhaltige Verpackungen. Allerdings fallen wohl auch bewusste Entscheidungen gegen nachhaltige Verpackungen: 17 Prozent glauben den Aussagen zur Nachhaltigkeit nicht und 15 Prozent gaben an, zu wenig Informationen zu haben, so das nicht sehr erfreuliche Ergebnis. „Der Wunsch nach vertrauenswürdigen Aussagen zur Nachhaltigkeit von Verpackungen und der Mangel an Informationen zeigen, dass bei rund einem Drittel der Verbraucher noch ein Kommunikationsdefizit in Bezug auf nachhaltige Verpackungen besteht“, erklärt Mark-Daniel Rentschler, Senior Director bei Simon-Kucher.
Unverpackte Produkte weit vorne
Auf die Frage nach den Verpackungspräferenzen nannten die Verbraucher mit 55 Prozent am zweithäufigsten unverpackte Produkte. Wenn schon Verpackung, dann sollte diese biologisch abbaubar (51 Prozent) sowie recycelbar (56 Prozent) beziehungsweise aus recycelten Materialien hergestellt sein (51 Prozent). Nur 29 Prozent achten auf eine gute CO2-Bilanz. „Die CO2-Bilanz spielt für Verbraucher seit Jahren nur eine untergeordnete Rolle, wenn es um nachhaltige Verpackungen geht“, so Stephanie Sparber, Senior Director bei Simon-Kucher, vor allem im Vergleich zu anderen Branchen, wo die CO2-Bilanz als wichtiges Nachhaltigkeitskriterium gälte. Greifbare Nachhaltigkeits-Attribute wie Recycling fielen bei Verpackungen stärker ins Gewicht.
Fachpack schaut auf „Transition in Packaging“
Angesichts der Entwicklungen ist es kein Wunder, dass bei der diesjährigen Fachmesse Fachpack, die vom 24. bis 26. September in Nürnberg stattfindet, das Motto „Transition in Packaging“ im Mittelpunkt steht. Die Aussteller zeigen die neuesten Technologien und innovative Verpackungslösungen auch für die Lebensmittel, Getränke und Genussmittel aller Art. Im Mittelpunkt der Diskussionen wird diesmal auch die kürzlich verabschiedete EU-Verpackungsverordnung PPW stehen, die Abfall verringern und Umwelt- belastung senken soll. Unternehmen sind angehalten, in neue, umweltfreundlichere Lösungen zu investieren und eine erhöhte Transparenz für Verbraucher ist Pflicht. Kritisch sieht die Branche die praktische Umsetzbarkeit der geforderten Recyclingfähigkeit und des Einsatzes von Rezyklaten, insbesondere bei Lebensmitteln. Auch die Belastung für kleine und mittlere Unternehmen sei schwierig.