Zukunft muss letztlich immer wieder neu verdient werden. Dies haben wir in unserem 100-jährigen Bestehen mehrfach unter Beweis gestellt und im Jubiläumsjahr gilt dies umso mehr als Leitsatz. Denn wir werden in den kommenden zehn Jahren strukturell rückläufige Absätze bei konventionellen Kraftstoffen oder auch beim Tabak erleben – allein diese beiden Faktoren werden das bisherige Geschäftsmodell also stark beeinflussen.
Ein zentraler Ankerpunkt
Drei Überzeugungen prägen unsere Strategie für die Zukunft. Erstens: die Tankstelle ist und bleibt ein zentraler Ankerpunkt für Mobilität mit all seinen Zusatzbedürfnissen. Diese Entwicklung ist allerdings kein Automatismus, sondern muss – wie eingangs erwähnt – immer neu erarbeitet werden. Zweitens: wer jetzt nicht in neue Geschäftsfelder investiert, wird in wenigen Jahren voraussichtlich kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr haben oder wird konsolidieren müssen. Und drittens: Für eine starke Marke wie Aral bietet die Mobilitätswende mit dem richtigen Kundenangebot sehr viel mehr Chancen als Risiken: Denn die zeitökonomisch denkenden Kundinnen werden in Zukunft mehr denn je das attraktive Convenience-Angebot zu schätzen wissen, während das E-Auto in wenigen Minuten ultraschnell geladen wird. Es gilt also, diese Chance der erhöhten Verweildauer der Kunden durch ein
attraktives Angebot zu nutzen. Es ist eine historische Herausforderung, denn letztlich geht es um die Gelegenheit, die Mobilität einmal mehr neu zu gestalten. Vielleicht sogar neu zu erfinden. Aus meiner Sicht ist es ein Privileg, Teil dieser Veränderung zu sein.
Qualitätsanbieter und Innovationstreiber
Für diesen Prozess sehe ich uns bei Aral gut gerüstet, denn seit den Anfängen des Unternehmens mit der Entwicklung des ersten Super-Kraftstoffs der Welt im Jahr 1924 haben wir uns immer als Qualitätsanbieter und Innovationstreiber verstanden. Das zieht sich wie ein „blauer“ Faden durch unsere Historie, bezieht sich aber längst nicht nur auf die Kraftstoff-Entwicklung. In den 1970er Jahren waren wir mit dem „Mini-Markt” Vorreiter des Shop-Geschäfts, Anfang der 1990er Jahre haben wir mit dem „Convenience-Store“ nachgelegt und setzen seit 2016 auf ein innovatives Shop-Konzept mit Rewe To Go. Wir treiben den Ausbau weiter voran und verfügen inzwischen über mehr als 900 Standorte. Mit Rewe und Lekkerland haben wir Partner an unserer Seite, die ihre Kompetenz schon lange im Lebensmitteleinzelhandel und bei Convenience bewiesen haben. Hier treffen sich führende Anbieter und profitieren gegenseitig von der Stärke der Marken. Eine optimale Konstellation und die Basis, um Trends früh zu erkennen oder aktiv zu gestalten. Denn Kundinnen und Kunden schätzen an der Tankstelle auch das Überraschende, das Neue. Die Entwicklungs- und Produktzyklen werden immer kürzer und im Moment deutet nichts darauf hin, dass dieser Trend bald endet. Die Veränderung bleibt also unser steter Begleiter.
Ein weiteres konkretes Beispiel für den Wandel ist der Aufbau der Ladeinfrastruktur an Aral Tankstellen. Wir werden die unternehmenseigene Ladeinfrastruktur weiter ausbauen – von aktuell über 2.400 auf bis zu 20.000 Ladepunkte bis 2030 und das nicht nur an Tankstellen. Dafür investieren wir in diesem Zeitraum bis zu 100 Millionen Euro jährlich. Diese Zahlen sind auch ein Beleg für die Veränderungsdynamik, denn 2019 haben wir unsere Studie zur „Tankstelle der Zukunft“ vorgestellt. Zur Erinnerung: Damals gab es bei Aral genau null Ladepunkte für elektrifizierte Fahrzeuge. Jetzt gehören wir zu den größten Anbietern öffentlich zugänglicher Ultraschnellladepunkte in Deutschland.
Vier Modelle für die Tankstellen
Zurück zu unserer Studie: Wir haben damals vier Modelle definiert. Eines davon ist die Tankstelle in der Großstadt. Sie wird genau als das eben genannte Mobility-Hub funktionieren, in dem unterschiedliche Mobilitätsangebote zusammenlaufen. Verknüpft werden die Mobilitätsoptionen mit einem hochwertigen Einkaufsangebot. In noch städtisch geprägten Kreisen ist die Tankstelle das Eingangstor zur Innenstadt mit Umsteigemöglichkeiten zum ÖPNV. In ländlichen Kreisen rückt die Rolle als Nahversorger stärker in den Mittelpunkt. Mobilität und der Einkauf des Tagesbedarfs rücken dichter aneinander. Die Konzentration auf frische Lebensmittel und ein hochwertiges Angebot im Shop und die Ladeinfrastruktur sind Belege dafür, dass die Tankstelle der Zukunft den Planungsstatus längst verlassen hat und schon ein Stück Wirklichkeit geworden ist.
Abseits von Produkten und Dienstleistungen brauchen wir auch organisatorisch einen weiteren strukturellen Wandel. Dabei geht es ganz wesentlich um den Automatisierungsgrad. Wer hätte noch vor wenigen Jahren prophezeit, dass inzwischen viele Kunden und Kundinnen ihre Waren im Supermarkt selbst scannen oder den Check-In im Hotel in Eigenregie ohne einen Menschen an der Rezeption organisieren – und das auch selbstständig tun möchten? Diese Entwicklung spielt uns insofern in die Karten, als dass Rekrutieren und Binden von Mitarbeitenden im Zeitalter des Arbeitskräftemangels zu den großen Herausforderungen im Tankstellen-Geschäft gehört. Um erfolgreich zu bleiben, müssen wir den Arbeitsplatz Tankstelle attraktiver machen, aber gleichzeitig auch alle Möglichkeiten der Automatisierung ausschöpfen. Und schließlich wollen wir uns nicht allein über die Kunden-Frequenz oder als ein Ort für den Impulskauf definieren. Wir wollen in allen Bereichen ein hohes Qualitätsversprechen einlösen.
Aral pulse als Elektromobilitätsmarke und starke Partnerschaften, wie etwa mit Rewe To Go zeigen, dass wir uns öffnen, Ideen vorantreiben und neue Trends setzen. Das wissen unsere Kunden zu schätzen. Rund zwei Millionen Menschen kommen täglich an unsere Tankstellen, 85.000 herausgegebene Kaffees pro Tag machen uns zu Deutschlands größtem Coffee-To-Go-Anbieter und mit rund 15 Millionen Fahrzeugwäschen pro Jahr sind wir Deutschlands größter Anbieter im Waschgeschäft an Tankstellen. Das ist Auszeichnung und Ansporn und es motiviert uns, unsere starke Marktposition zu behaupten.