Tankstellen auch in Deutschland haben eine Zukunft, trotz der anstehenden Energiewende. Davon scheint jedenfalls die Führung der britischen Prax Gruppe auszugehen, einem internationalen Energiekonzern, der nun auch in Deutschland Fuß gefasst hat. Denn das Unternehmen mit Sitz in London hat Ende vergangenen Jahres die Übernahme der Oil-Tankstellen nicht nur hier zu Lande, sondern auch in Österreich, der Schweiz und in Dänemark erfolgreich abgeschlossen.
Insgesamt wurden 340 Tankstellen verkauft. Das teilte die Mineralölgesellschaft nun mit. Die Übernahme ist die Umsetzung einer Vereinbarung über den Kauf des Tankstellen- Geschäfts der Mabanaft, einer Tochtergesellschaft der Firmengruppe Marquard & Bahls in Hamburg, die bereits im Oktober 2023 von beiden Unternehmen beschlossen worden war. Mabanaft hatte Anfang der Nullerjahre die 340 Stationen, durch den Erwerb mehrerer Tankstellen-Gesellschaften, zusammengeführt und im Anschluss daran eine kleine Tankstellen-Gruppe unter der Marke Oil geformt. Später expandierte das Unternehmen in die Schweiz und nach Dänemark. Nun orientiert sich die Mabanaft in eine andere Richtung: Künftig sollen vor allem die Geschäftsfelder Chemie sowie erneuerbare Energien und Elektrifizierung fokussiert werden.
Eintritt in vier Märkte
Anders die Prax-Gruppe: das hier zu Lande wenig bekannte Unternehmen schaffte mit der Oil-Übernahme den Eintritt in vier neue Einzelhandelsmärkte. Der Schritt signalisiert laut
Sanjeev Kumar Soosaipillai, Chairman und CEO der Prax Group, „die Absicht der Gruppe, ihre Pläne als führendes, nachhaltiges und geografisch vielfältiges integriertes Energieunternehmen weiter voranzutreiben“. Die Übernahme der Oil-Tankstellen soll das Engagement für den Aufbau einer transformativen Lieferkette bekräftigen. Wie die Strategie genauer aussehen wird, wollte der Konzern auf Anfrage von Convenience Shop nicht erläutern. Das Unternehmen bezog keine Stellung zu Plänen oder zur Positionierung im Convenience-Markt beziehungsweise zum Aufbau von E-Ladepunkten an den Stationen. Ein Stück weit wird die Strategie der Prax-Gruppe aber deutlich, durch den Vertrag zum Erwerb einer 37,5-prozentigen Beteiligung an der Raffinerie im brandenburgischen Schwedt von Shell Deutschland. Weitere Anteile gehören Rosneft Deutschland und der Italienische ENI. Der Prax Group geht es also offenbar auch darum, in Zentraleuropa Teile der Wertschöpfungskette zu kontrollieren.