Convenience Shop: Frau Meinert, nach dem Closing der Übernahme des deutschen Tankstellen-Geschäftes von Total Energies durch das kanadische Unternehmen Alimentation Couche Tard, Ende Dezember, wartet sicherlich viel Arbeit auf Sie. Welche Hausaufgaben sind denn jetzt von Ihrer Seite zunächst zu erledigen?
Josefine Meinert: Hausaufgaben, würde ich vielleicht nicht sagen. Die macht man ja in der Regel zu Hause und für sich. Aber natürlich haben Sie Recht. Vor uns aber auch hinter uns liegt jede Menge Arbeit. Glücklicherweise sind wir ein starkes und erfahrenes Team und für die anstehenden Aufgaben bestens gerüstet. Natürlich läuft unser Tagesgeschäft weiter wie bisher. Dafür sorgen unsere engagierten Teams vor Ort und im Serviceoffice in Berlin. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern führen und bewirtschaften wir unsere Service-Stationen in gewohnter Qualität fort wie bisher. Dies ist auch unser Hauptfokus, schließlich sollen unsere Kundinnen und Kunden jeden Tag den besten Service genießen und gerne zu uns kommen.
Zusammen mit den Kollegen von Circle K, der Marke unter der das kanadische Unternehmen Alimentation Couche Tard in Europa auftritt, gehen wir jetzt nach und nach die Umgestaltung und Weiterentwicklung der Service-Stationen an. Als ein von Total Energies autorisierter Einzelhändler für Tankstellen wird Circle K das Tankstellen-Netz in Deutschland zunächst für fünf Jahre unter der Total Energies Marke weiterführen.
Die Marke Circle K führen wir jedoch schrittweise an den Shops und Autowaschanlagen ein und passen hier die Konzepte von Circle K an die Bedürfnisse des deutschen Marktes an. Einen ersten Meilenstein im Rahmen dieser Entwicklung haben wir bereits geschafft. Der erste Circle K Shop in Deutschland ist in Berlin nach einer Bauzeit von nur zehn Tagen an der Prenzlauer Allee, einem markanten Punkt im Herzen der Hauptstadt, entstanden. Diesen ersten Piloten haben wir gemeinsam mit den Circle K-Kollegen Hand in Hand geplant und gebaut. Bereits dabei konnten wir einiges voneinander lernen. Wir sind nun sehr gespannt, wie das neue Shop-Konzept bei unseren Kunden angenommen wird.
CS: Wie ist bei Ihnen die Zusammenarbeit mit Alimentation Couche Tard angelaufen?
Wir hatten einen erfolgreichen Start und sind bereits voll im Prozess der Implementierung. Wir haben die Teams von Circle K schon vor einiger Zeit kennengelernt und stimmen uns eng miteinander ab. Und ich muss
sagen, es macht Spaß. Wir haben großartige Kolleginnen und Kollegen, die mit viel Knowhow, innovativen Ideen und ganz viel Engagement die Projekte vorantreiben. Die Zusammenarbeit ist für viele Fachthemen sehr international. So können wir auch viel aus anderen Ländern Europas lernen und gute Ideen integrieren. Mit unseren Expertisen und allem, was wir einbringen,
ergänzen wir uns gegenseitig sehr gut.
In den nächsten Wochen und Monaten werden wir mit unseren internationalen Kolleginnen und Kollegen die Best Practices für Deutschland analysieren. Als Teil der Circle K-Familie werden wir künftig das Retail Geschäft noch professioneller angehen können. Was aber auch heißt, dass natürlich auch Kraftstoff und E-Mobilität weiterhin einen sehr starken Fokus haben werden.
CS: Diesem Unternehmen muss man ja das internationale Convenience-Geschäft nicht erklären. Erhoffen Sie sich davon auch einen Push im eigenen Geschäft in Deutschland?
Ja, natürlich. Mit Circle K haben wir einen spezialisierten und
erfahrenen Retailer an unserer Seite, mit dem wir unser Convenience-
Geschäft bestens weiterentwickeln können. Dabei müssen wir natürlich die Besonderheiten auf dem deutschen Markt mitdenken. Wir sind erfolgreich mit unseren Konzepten wie beispielsweise unserer wiederaufladbaren Waschkarte, unserer Fleet Card Multienergie oder unseren Food-Konzepten – die haben sich bewährt.
Unserer Partnerinnen und Partner und deren Teams an den Stationen stehen bereits für guten, freundlichen Service, leckeres Essen und einen gepflegten Food-Court. Wir schauen uns nun an, wie wir noch besser werden können. Das wollen wir gemeinsam weiter ausbauen.
CS: Das Convenience-Konzept Circle K hat in den Ländern, wo es vertreten ist, durchaus Erfolge aufzuweisen. Ist das künftig die Benchmark an Ihren Stationen?
Die Expertise von Alimentation Couche Tard und Circle K in Verbindung mit der Erfahrung und dem Kundenwissen unserer Tankstellen-Partnerinnen und -partner, des Service-Centers in Berlin und auch unserer Industriepartner birgt unglaublich viel Potenzial. Und das werden wir nutzen.
CS: Können Sie uns ein paar Punkte nennen, die den Kern des Circle K-Konzepts ausmachen?
Tankstellen sollen sich in Zukunft zu All-in-one-Servicestätten verwandeln, wo jeder die Möglichkeit hat, nicht nur zu tanken, sondern auch einzukaufen zu essen und zu verweilen.
Die Stores sind sehr gut strukturiert mit einer hervorragenden Kundenführung. Eine sehr hohe Warenfülle ist überall präsent. Eine SB-Kaffeeecke mit süßen Snacks ist für die Kunden schnell und bequem erreichbar, besonderes Highlight im Food-Bereich sind die echten Hotdogs. Der Fokus liegt ganz klar auf den Kunden und deren Bedürfnissen.
Machen Sie sich gerne selbst ein Bild. Sie sind herzlich zu uns in die Prenzlauer Allee eingeladen.
Auch das Thema Elektromobilität und somit Ladestationen wird ein in Zukunft wichtiges Thema.
CS: Wie wir gehört haben, war der Chef des kanadischen Konzerns sogar persönlich in Deutschland und hat sich
Stationen angesehen. Kann man etwas dazu sagen, wie sein Eindruck war?
Ja, Alain Bouchard, der Gründer des Unternehmens Alimentation Couche Tard, hat die Teams und zwei unserer Filialen Mitte Dezember des vergangenen Jahres besucht. Es war ein sehr beeindruckendes und angenehmes Treffen. Bei uns und bei Alimentation Couche Tard steht stets der Mensch im Mittelpunkt. In diesem Sinne zeigte sich Alain Bouchard sehr
interessiert an den Anliegen der Mitarbeitenden, Partnerinnen und Partner. Man spürt deutlich den Teamspirit. Nahbar, menschlich, professionell und sehr interessiert an den Details.
CS: Sie persönlich haben die Verantwortung für diese Aufgabe vor gar nicht langer Zeit übernommen. Welchen Eindruck haben Sie in den vergangenen Monaten von dieser Branche gewonnen, die für Sie recht neu war und gab es auch überraschende Einsichten?
Ich bin seit etwa einem Jahr an Bord und hatte in der Zeit natürlich Gelegenheit, mich mit der Branche vertraut zu machen. Besonders spannend finde ich zwei Veränderungen: Zum einen die Veränderungen und Herausforderungen im Mobilitätsbereich. Dieser Bereich hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Die Fahrzeugflotten, das Tankverhalten der Kunden – spannend ist, wohin die Reise weiter geht, wie können Tankstellen als
Multi-Energie-Stationen die verschiedenen Bedürfnisse dieser sich verändernden Mobilität befriedigen. Zudem sind in den Tankstellen-Shops auch immer mehr Themen aus dem Lebensmitteleinzelhandel zu sehen, zum Beispiel werden Trendthemen wie vegane Ernährung, nachhaltige und auch gesunde Produkte angeboten, zahlreiche Promotions und auch Aktionen durchgeführt. Aber auch die Markenvielfalt entwickelt sich. Im Angebot sind natürlich die A-Marken. Es kommen aber auch verstärkt Private Labels Brands in die Tankstellen-Shops. Wir haben viel vor uns und unsere Tankstellen werden sich verändern. Ich denke so geht es gerade allen Markteilnehmern. Die Tankstellen werden ein Ort für viel mehr als nur Kraftstoff sein: ein Ort zum Tanken, zum Einkaufen aber auch ein Ort, um zu Verweilen. Gemeinsam mit Circle K wollen wir die Tankstellen der Zukunft gestalten. Ich komme aus dem Marketing. Dort blickt man nach innen und nach außen und wirkt auf die notwendigen Veränderungen hin. Im Vordergrund dabei stehen immer die Konsumentinnen und Konsumenten. Ich freue mich auf jeden Fall sehr darauf, den Prozess der Übernahme mit zu begleiten und eine neue Marke in den deutschen Tankstellen-Markt einzuführen. Eine spannende neue Aufgabe.
CS: Welche Schwerpunkte wollen Sie im Geschäft setzen und was ergibt sich dabei vielleicht aus Ihrer persönlichen beruflichen Erfahrung?
Die Mission von Circle K Deutschland lautet, es den Kundinnen und Kunden jeden Tag ein wenig einfacher zu machen. Das unterschreibe ich genauso. Die Kundinnen und Kunden stehen im Zentrum. Wir wollen sie verstehen – heute und in Zukunft. Ein wichtiges Thema ist natürlich die Transformation. Das neue Branding und die neuen Synergien mit Circle K in den Shops und den Waschanlagen. Wir wollen die Marke Circle K in Deutschland bekannt machen, dafür werben und das Vertrauen für die Marke gewinnen. Dass wir die Stationen weiter unter dem Namen und der Marke Total Energies betreiben, hilft dabei sicherlich. Denn das bedeutet für unsere Kundinnen und Kunden auch ein Stück Kontinuität.
CS: Zurzeit sind Sie mit Ihren Aktivitäten für Circle K noch ziemlich am Anfang. Können Sie zumindest etwas dazu
sagen, wie der Knowhow-Transfer, den es ja sicherlich geben wird und muss, strukturiert sein kann?
Wir arbeiten bereits eng und vertrauensvoll zusammen. Das hat sich in den ersten Workshops gezeigt und ging dann nahtlos ins Tagesgeschäft über. Wir haben nicht das Gefühl, dass uns etwas ‚übergestülpt‘ werden soll. Im Gegenteil – voneinander zu lernen ist höchst motivierend.
Das zeigte sich eindrucksvoll bei unserem ersten Projekt: Der Umgestaltung des erwähnten Standorts in Berlin. Gemeinsam arbeiteten wir zielbewusst, einander zuhörend und flexibel auf die Neueröffnung hin. Dieser Shop ist im Circle K Design entstanden.
CS: In Übergangszeiten gibt es ja gerade auch im eigenen Netz und bei den eigenen Mitarbeitern immer gewisse Unsicherheiten und Zukunftsängste. Wie begegnen Sie diesen?
Natürlich gibt es bei solch einem großen Veränderungsprozess zuerst einmal viele Unsicherheiten. In dieser Phase ist gute Kommunikation entscheidend. Bereits zu Beginn haben sich die Kolleginnen und Kollegen von Circle K unseren Teams vorgestellt. Sie waren transparent und haben nahbar Auskunft auf Fragen gegeben, soweit das zu den jeweiligen Zeitpunkten möglich war. Auch Total Energies hat diesen Prozess professionell begleitet. Es gab jeden Monat Infoveranstaltungen, die Mitarbeitenden konnten Fragen stellen und haben Antworten bekommen.
Es ist uns zu jeder Zeit wichtig, dass wir auch unsere Partnerinnen und Partner an den Stationen sowie deren Teams informieren, abholen und mitnehmen. In unserem Magazin ‚bonjour‘ haben wir bereits im April 2023 erste Informationen geteilt und ACT vorgestellt. Später sind wir mit den Partnerinnen und Partnern in einen persönlichen Austausch gegangen. Für diesen Jahr planen wir deutschlandweite Partnertreffen, um alle bei diesem Prozess mitzunehmen. Ich denke das ist entscheidend.