Spirituosen Hochgeistiges im Glas

Immer mehr bestimmt die Verpackung das Geschäft bei den Spirituosen. Was früher edle Geschenkverpackungen waren, die zu Festzeiten für Absatzboom sorgten, sind heute skurrile Verpackungsideen.

Donnerstag, 30. April 2015 - Süßwaren & Salzige Snacks
Herbert Latz-Weber
Artikelbild Hochgeistiges im Glas

Neuester Schrei in den USA: Hochgeistiges in Marmeladengläsern. Aber auch andere Ideen, wie Edelbrand über Gold destilliert, machen die Runde. Und die Branche braucht Ideen. Denn das Spirituosengeschäft ist kein Leichtes mehr in diesem Land. Alkohol mit vielen Prozenten ist nicht mehr „in“ – trotz zeitweisem Komasaufens in ausgeflippten Partyrunden. Führerschein und Nüchternheit sind heute mehr den je angesagt. Viele Freunde von Schnaps zum Bier oder Whisky zur Zigarre haben ihr beliebtes Ritual einbüßen müssen.

Folge: Die Absatzzahlen der Spirituosenbranche gehen zurück und nur Vater Staat trinkt weiter munter mit. Die Branntweinsteuer zählt zu den vier wichtigsten Verbrauchssteuerarten, hinter Energie-, Tabak- und Stromsteuer, aber deutlich vor Kaffee-, Bier- und Schaumweinsteuer. Convenient sieht anders aus.

Aktuell meldet allein die schottische Exportbilanz für Whisky deutliche Minuszahlen. Der Trendsetter der letzten Jahre (neben Halbbitter, Wodka und Rum) sank 2014 im Wert um 7 Prozent auf 5,4 Mrd Euro weltweit. Nach Deutschland gingen 5 Prozent weniger Flaschen. Die Menge sank auf auf 49, 8 Mio. Flaschen, im Wert von 141 Mio. Pfund (minus 18Prozent).

Auch Wodka büßte in der Vergangenheit deutlich ein. Gewinner sind nach den Zahlen des BSI (Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V.) unter anderem Gin/Genever und die Eier- und Halbbitterliköre. Doch sie können die Verluste der Branche nicht ausgleichen. Auf Platz 47 (Basis 2013) in der Weltrangliste des Spirituosenkonsums liegt Deutschland mit 5,5 l Fertigware pro Kopf hinter den USA und vor Frankreich, in Europa auf Platz 16. Vor rund 25 Jahren konsumierten die Deutschen noch 7,5 l hochgeistige Fertigware pro Kopf.

In Zukunft rechnen Experten kaum mit einem Wandel. Vor allem die Einhaltung gesetztlicher Vorschriften wie das Verkaufsverbot von Alkohol an Jugendliche muss der Handel in den Griff bekommen, damit nicht weitere Sanktionen folgen. Sonst geht die schöne Spirituosenvielfalt im Regal verloren. Doch noch gibt es eine Vielzahl neuer Destillate, die die Spirituosenwelt bereichern.