Molkereiprodukte Beim Thema Milch immer genau hinschauen

Die öffentliche Diskussion über den Verbrauch von Kuhmilch ist in den C-Shops angekommen. Wer weiter erfolgreich Molkereiprodukte verkaufen will, braucht Argumentationshilfen.

Dienstag, 01. November 2022 - Nahversorgung
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Beim Thema Milch immer genau hinschauen
Bildquelle: Arla

Auch im Shop-Geschäft stellen die Betreiber derweil fest, das Milchalternativen boomen. Ob die Kuhmilch ausgedient hat und ob Milch und Milchprodukte überhaupt in eine klimaschonende Ernährung passen, darüber muss immer häufiger das Shop-Personal mit seinen Kunden diskutieren. Zu dieser gesamten Problematik und ihren einzelnen Aspekten hat sich kürzlich Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen, LVN, ausführlich zu Wort gemeldet und Stellung bezogen. Seine Ausführungen können sicherlich auch als Argumentationshilfen für diejenigen dienen, die Molkereiprodukt verkaufen. Feuerriegel sagt, dass man bei dem „Hype“, der oft suggeriert, dass kaum noch jemand tierische Lebensmittel verzehre, nicht die realen Zahlen aus dem Blick verlieren sollte. Milchprodukte seien nach wie vor sehr gefragt. Der Trinkmilchkonsum sinke zwar, aber Konsum und Absatz von Käse und Naturjoghurt stiegen hingegen. Mittlerweile konsumieren Deutsche jährlich 25,32 Kilogramm Käse pro Jahr. Das sind knapp zwei Kilogramm mehr als vor zehn Jahren.

Fußabdruck geringer als oft gedacht
Bezüglich des oft in der Kritik stehenden CO2-Fußabdrucks bei der Milchproduktion in Deutschland gibt er zu bedenken: „dass der Fußabdruck hier erheblich geringer ist: Wir sprechen von weniger als der Hälfte des weltweiten Durchschnitts“. Zudem seien die Methan-Emissionen in der Landwirtschaft zwischen den Jahren 2000 und 2020 um fast zwölf Prozent zurückgegangen, so der Thünen Report 91, während die Erzeugung von Milch um 17 Prozent gesteigert wurde. Es werde auch behauptet, so Feuerriegel weiter, dass 628 Liter Wasser pro Liter Kuhmilch benötigt würden. „Das entspricht nicht der Realität. Laut einer Studie der Technischen Universität Berlin werden rund 100 Liter Wasser pro Liter Kuhmilch benötigt, dies ist ein realistischerer Wert“, sagt er. Selbst wenn die Kühe mit einem großen Anteil an Mais und Soja versorgt würden, komme man „nur“ auf bis zu 400 Liter Wasser. Zudem sollte man zwischen so genanntem grünem und blauem Wasser unterscheiden. Der Anteil des grünen Wassers, das im Boden gespeichert sei, sei gerade bei regionalen Milchprodukten sehr hoch.

Flächenverbrauch für tierische Lebensmittel
Beim Thema Flächenverbrauch weist Feuerriegel außerdem darauf hin, dass nach Angaben des Thünen-Instituts, das sich mit Forschung und Politikberatung zu ländlichen Räumen, Landwirtschaft, Wald und Fischerei befasst, tierische Lebensmittel insgesamt 35 Prozent, pflanzliche Lebensmittel 47 Prozent und Getränke 16 Prozent der Landnutzung, gemessen am realen Lebensmittelverzehr, ausmachen. Ist das schlechte Gewissen beim Konsum von Milchprodukten also übertrieben? „Ich finde es wichtig und richtig, dass wir alle unseren Konsum in jeder Hinsicht hinterfragen“, sagt Feuerriegel. Er hält das Schwarz-Weiß-Denken für gefährlich und plädiert dafür, besonders bei hochkomplexen Themen wie dem Nahrungsmittelanbau umso mehr darauf zu achten, „dass wir auf wissenschaftlicher Basis diskutieren“.

Ausgewogene Ernährung
Sowohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung als auch die von Wissenschaftlern der „Eat-Lancet“-Kommission vorgestellte „Planetary Health Diet“, ein Speiseplan für eine ausgewogene und umweltgerechte Ernährung, würden zwei bis drei Portionen Milch beziehungsweise Milchprodukte pro Tag empfehlen, trotz unterschiedlicher Betrachtungsweise. „In Deutschland passen unsere regionale Milch und die regionalen Milchprodukte daher sehr gut in eine klimaschonende Ernährung“, so Feuerriegel abschließend.