Unik „Wir übernehmen hier vor allem Knowhow“

Julius Kiennast berichtet darüber, was Kiennast und sein Partner, die Unimarkt-Gruppe, mit der Integration von Lekkerland Österreich in die Unik erreichen wollen.

Mittwoch, 30. März 2022 - International
Hans Jürgen Krone
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Bildquelle: Kiennast

Convenience Shop: Herr Kiennast, wie steht es mit der Lekkerland-Übernahme? Ist der Deal unter Dach und Fach?
Julius Kiennast: Der Deal ist noch nicht ganz durch. Zwar hat die Bundeswettbewerbsbehörde BWB Mitte Februar bereits dem Verkauf zugestimmt, aber das Closing für den Deal steht erst noch bevor. Wir erwarten dies bis spätestens Ende Juni. Und wenn die Firma dann zu jeweils 50 Prozent im Besitz der Unimarkt-Gruppe und von Kiennast ist, kann auch die echte Integration in die Unik beginnen.

CS: Wie kam der Verkaufsprozess in Gang?
Kiennast: Es ist ja kein Geheimnis, dass Lekkerland Österreich vor zwei Jahren hätte verkauft werden sollen. Der Verkauf kam aber nicht zustande. Wir haben uns dann zusammen mit der Unimarkt-Gruppe dafür interessiert. Da uns aber klar war, dass die Herauslösung von Lekkerland Österreich aus dem Gesamtunternehmen ein großes und langwieriges Thema sein würde, haben wir unsere Kräfte gebündelt und bereits im vergangenen Jahr die Unik GmbH gegründet. Dort haben wir auch unsere Tankstellen-Kunden eingebracht, die seit dem 1. Juni 2021 von der Unik betreut werden. Es ist eine reine Vertriebsorganisation, die beispielsweise die IT-Leistungen und die Logistik aus unserem Headquarter nutzt. Category Management und Einkauf kommen vor allem von der Unimarkt-Gruppe.

CS: Hätten Sie nicht versuchen können, die Lekkerland-Kunden einfach für sich zu gewinnen?
Kiennast: Wir übernehmen hier vor allem Knowhow. Lekkerland hat einfach eine langjährige Expertise im Tankstellen-Markt und ein extremes Knowhow in den Kundenbeziehungen. Sie bedienen namhafte Mineralölkonzerne, Tankstellenkunden, Bäckereien und andere Systempartner. Und das vorhandene Knowhow betrifft auch das Sortiments-Management. Darauf mit Unik aufbauen zu können, war und ist für uns essenziell.

CS: Sind Sie durch den Wechsel der OMV zur Adeg sprich zur Rewe kalt erwischt worden?
Kiennast: Die OMV war bisher der größte Kunde von Lekkerland in Österreich, dass das jetzt nicht mehr der Fall ist, schmerzt natürlich extrem. Allerdings war uns das Thema bereits bekannt, als wir den Kaufprozess im Herbst gestartet haben. Letztlich war das auch der Grund dafür, dass die ursprünglichen Lekkerland-Eigentümer einsehen mussten, dass sie ohne den Kunden OMV nicht mehr allein würden arbeiten können. Deshalb haben wir uns gemeinsam mit den Besitzern darum bemüht, eine Lösung zu finden.

CS: Das heißt also, dass eine gewisse Restrukturierung mit eingeplant wurde?
Kiennast: Ja, das musste leider sein. Dazu gehört auch, dass bereits vierzig Lekkerland-Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet wurden und das wird auch so kommen.

CS: Trotz dieser Entwicklung setzen Sie darauf, dass sich das Plus im Convenience-Geschäft lohnt?
Kiennast: Ja, mit den Erfahrungen unseres Partners Unimarkt, beispielsweise im LEH oder beim Thema Boxen, sowie unseren wie den Unimarkt-Erfahrungen bei den Nah & Frisch-Märkten, zusammen mit unserer Tankstellen-Expertise, entsteht etwas ganz Neues. Wir waren als Kiennast auch bisher schon im Tankstellen-Geschäft aktiv und haben dort einiges bewegt. Das geschah aber auf überschaubarem Niveau. Mit der Übernahme des Kundenstamms von Lekkerland soll sich das jetzt ändern.

CS: Wofür soll die Unik künftig stehen?
Kiennast: Wir wollen uns im Convenience-Markt beispielsweise stark auf die Themen Frische und Ultrafrische konzentrieren: Fertige Salate, Ready to Eat Produkte und so weiter. Die Unimarkt Gruppe mit Kiennast und Unik zusammen verfügen über viele Outlets und Belieferungspunkte. So kommt ein entsprechendes Volumen zusammen, das dafür sorgt, dass sich Produkte im Lager auch entsprechend drehen. Das ist unser Anliegen. Durch die Multiplikation der Standorte können wir uns viel besser auf Frische konzentrieren.

CS: Gibt es auch bei der Preis-Thematik andere Möglichkeiten in der neuen Konstellation?
Kiennast: Durch die Warenbeschaffung über Top-Team Zentraleinkauf haben wir natürlich nochmal ganz neue Möglichkeiten und Konditionen. Top Team ist zu jeweils 50 Prozent im Eigentum von Unimarkt und Transgourmet. Bisher kaufen darüber beispielsweise auch Unternehmen wie Eurogast Österreich und auch Lekkerland ein. Bei Top Team kann das Thema Eigenmarken auch im Tankstellen-Markt von unserer Seite künftig ganz anders gespielt werden, weil es dort die Kompetenz dafür gibt.

CS: Sind bei den Shop-Konzepten von Unik neue Ansätze zu erwarten?
Kiennast: Der große Vorteil der neuen Verbindung von Lekkerland und Unik ist, dass wir Nah & Frisch-Punkt und das Thema Uni-Boxen einbringen können. Wir haben Marken aus dem Kiennast- und dem Unimarkt-Universum. All das steht für Retail- und Lebensmittel-Kompetenz. Hier können wir Abwandlungen, aber ganz sicher auch spezielle Lösungen für unsere Kunden entwickeln. So ist beispielsweise mit hybriden Lösungen künftig eine ganze Menge möglich, bei denen zu Frequenzzeiten mit Bedienung gearbeitet wird und zu schwachen Zeiten in SB-Lösungen.