Titel-Story Wird Edeka noch C-Stores beliefern?

Beim Engagement von Edeka Convenience im C-Markt stehen wohl einschneidende Änderungen bevor. CS hat nachgehört.

Montag, 12. August 2024 - Großhandel
Hans Jürgen Krone / Martin Heiermann
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Bildquelle: Orlen Deutschland

Bei allen spannenden Themen in der C-Branche hat sich in einem Segment bisher nur wenig bewegt: im Großhandel. Nach wie vor dominiert Lekkerland den Markt. Die wenigen Wettbewerber wie MCS und Edeka Convenience streiten sich um den kleineren Teil der zu beliefernden Kunden. Jet gehörte bis jetzt dazu. Wenn aber vieles dafür spricht, dass mit Edeka Convenience ein Player vorhat, die nationale Belieferung von C-Kunden weitgehend einzustellen, sorgt das für Unruhe.

Die Nachrichten und Gerüchte überschlugen sich in den vergangenen Tagen. Das ist kein Wunder, denn was da diskutiert wurde, hätte erheblichen Einfluss auf das weitere Geschehen in der Convenience-Branche: Die künftige Entwicklung bei Edeka Foodservice (EFS) im allgemeinen und deren Engagement in der Convenience-Branche im Besonderen sorgten für Diskussionsstoff. Der Auslöser der Diskussion überraschte wohl zunächst niemanden wirklich in der Branche: Die Meldung, dass die Jet-Tankstellen beabsichtigen, ihren Shop-Lieferanten zu wechseln. Dass es bei Jet zu Änderungen kommen könnte, war schon zuvor aus der Tatsache abzuleiten, dass die Jet-Stationen in Deutschland verkauft werden sollen (Convenience Shop berichtete in der Ausgabe 4 / 2024). Überraschend kam aber aktuell die Nachricht hinzu, dass die Jet Tankstellen ihre Zusammenarbeit mit Edeka Foodservice bereits gekündigt haben, obwohl noch in keiner Weise klar ist, wem die Jet -Tankstellen hier zu Lande künftig gehören werden.

Edeka bestätigt Ende des Jet-Deals
„Aufgrund unterschiedlicher strategischer Ansätze haben sich Jet und Edeka Convenience einvernehmlich entschieden, die Zusammenarbeit über das Jahr 2024 hinweg nicht weiter fortzusetzen“ bestätigte Edeka aktuell gegenüber dieser Zeitung. Darüber hinaus bestätigte Großhändler Lekkerland, dass man sich mit Jet Tankstellen in entsprechenden Gesprächen befindet, einschließlich eines Vorvertrags. Dass Edeka Foodservice allerdings gegenüber Convenience Shop auf die Feststellung Wert legte, dass weitergehende Gerüchte nicht zuträfen, und man lediglich „kontinuierlich seine Belieferungsstruktur“ optimiere, steht in Widerspruch zu Auskünften aus der Branche. Edeka aber betont, dass man „auch in Zukunft eng mit allen bestehenden Kundengruppen – inklusive Tankstellen- und Convenience-Stores – zusammenarbeiten“ wolle. Vor dem Hintergrund umfangreicher Informationen aus dem Markt und vielen Gesprächen der Redaktion mit beteiligten Unternehmen muss das wohl als Ablenkungsmanöver gesehen werden. Denn Edeka-Convenience hat offenbar auch gegenüber anderen Kunden im Tankstellen- und Travel-Retail-Markt bereits angekündigt, dass man sich aus der Belieferung der Shops wohl etwa um das Ende des Jahres zurückziehen werde. Aus weiteren Quellen war zu hören, dass die Belieferung wohl noch kurzfristiger eingestellt werden soll. Betroffen davon sind als größere Kunden im diesem Markt offensichtlich die Mineralölgesellschaft Orlen Deutschland mit rund 600 Star- und Orlen-Stationen, die Sprint Tank mit etwa hundert zu beliefernden Shops und an Bahnhöfen beispielsweise SSP Deutschland mit unterschiedlichen Store-Formaten. Mitte Juli begann Edeka Foodservice nach Branchen-Informationen wohl damit, betroffene Kunden zu kontaktieren. Nicht tangiert von dem wohl bevorstehenden Rückzug von Edeka Convenience sind Händler, die aus den Cash+Carry-Märkten der Marke Handelshof des Hamburger Unternehmens beliefert werden. Vielleicht weist EFS deshalb auf die weiteren Kundenbeziehungen hin.

Kunden wurden überrascht
Insider aber auch Branchen-Manager und involvierte Unternehmen zeigten sich von diesem Schritt durchaus überrascht, auch wenn es für ein solches Vorgehen im Rückblick klare Anzeichen gab: Vor allem der überraschende Weggang von Christian Meckel, Vorstand von Edeka Foodservice, von dem Hamburger Großhändler vor rund zwei Monaten, legte eine solche Entwicklung nahe. Denn Meckel war in den vergangenen Jahren derjenige, der mit seinem Team die Fahne der Convenience-Branche hochhielt. Zudem war es kein Geheimnis, dass das Geschäft mit Tankstellen-Shops & Co. in der Edeka-Organisation, trotz einiger Erfolge schon immer so etwas wie ein „ungeliebtes Kind“ war. Wohl auch deshalb war das Unternehmen Anfang 2023 mit großen Hoffnungen nach einer Neuorganisation des Convenience-Geschäftes im Markt durchgestartet. Dies wurde kurz vor Weihnachten 2022 bekannt. Inhaltlich ging es darum, dass die Edeka C+C Großmarkt – bisher Tochterunternehmen der Edeka Zentrale und bekannt unter der Marke Edeka Convenience – Anfang Januar ein selbstständiges Tochterunternehmen der Edeka Foodservice Gruppe wurde. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt dort etwa fünfzig Mitarbeitende. „Durch die Integration der Edeka Convenience stärkt der Edeka-Verbund die Schlagkraft und Flexibilität der Foodservice-Tochter und betont damit erneut die hohe Relevanz des Großverbrauchergeschäfts“, fasste man damals diese Hoffnung in Worte. Christian Meckel trat ebenfalls Anfang Januar 2023 in den Vorstand der Edeka Foodservice Unternehmensgruppe ein.

Große Hoffnungen nach dem Wechsel
In einem der seltenen Interviews mit dem Großhändler aus Anlass dieser neuen Situation machte das Unternehmen, die damit offenbar verbundenen Hoffnungen deutlich: „Die Kundengruppe Handel und Convenience ist und bleibt neben der Gastronomie und der Gemeinschaftsverpflegung eine der drei Hauptkundengruppen der Edeka Foodservice Unternehmensgruppe. Gerade durch die Überführung der Marke Edeka Convenience und Weiterführung der Geschäfte als Tochterunternehmen wird diese Strategie mit echten Tatsachen untermauert“. Das klang schon damals und klingt heute auf der Basis der aktuell sich abzeichnenden Situation sicherlich noch mehr wie das berühmte „Pfeifen im Walde“. Zumal das neu aufgestellte Unternehmen mit dem Hinweis „Unsere Stärke liegt in der Vielfalt: Wir sind in der Lage, alle Kundengruppen zu bedienen und werden bei der Akquise von Neukunden keine besonderen Schwerpunkte setzen“, seltsam wage blieb. In der Folge ist davon auszugehen, dass sich der Convenience-Bereich in der neuen Unternehmensstruktur nicht so etablieren konnte, wie die Verantwortlichen es erwartet hatten und wie es für einen Fortbestand notwendig gewesen wäre. Auch hier wurden die Schwerpunkte von den Top-Entscheidern, so ist von Unternehmenskennern zu hören, wohl anders gesetzt, sodass die Convenience-Akteure auch bei der Edeka Foodservice ihren Status des eher ungeliebten Kindes nie ganz ablegen konnten. Das geschah wohl auch ein Stück unabhängig von der konkreten Entwicklung des Convenience-Geschäfts. Insgesamt war es also offenbar ein stetiges Strategie-Problem, das wohl auch Christian
Meckel nicht mehr mitmachen wollte.

Kein klares Bekenntnis
Auch im neuen Verbund mangelte es offenbar an einem klaren Bekenntnis zum Convenience-Geschäft. Man wollte die Kunden anderer Bereiche, beispielsweise die Caterer oder die Kundschaft der C+C-Märkte der Marke Handelshof – einige auch aus dem Convenience-Markt –nicht verschrecken. Und auch die damals vertretene Überzeugung: „Durch die Bündelung unserer Kompetenzen erwarten wir eine Verbesserung des von der Unternehmensgruppe angebotenen Leistungsportfolios für all unsere Kunden“, bestätigten sich wohl nicht. Denn aus dem Markt war von Tankstellen-Kunden in der Vergangenheit , hinter den Kulissen, öfter von Unzufriedenheit mit der Lieferfähigkeit von Edeka Convenience zu hören. Kein Geheimnis ist es wohl zudem, dass sich viele Shop-Betreiber in solchen Situationen an Edeka-Wettbewerber wandten, um ihr Geschäft zu stabilisieren. Allerdings klagten auch Handelshof-Kunden über mangelnde Lieferfähigkeit und lückenhafte Sortimente.

Was immer die internen Entwicklungen waren, die jetzt wohl zu dieser Entscheidung geführt haben: Für den Convenience-Markt in Deutschland ist es sicherlich keine gute Nachricht, dass der Wettbewerb im Großhandel erneut ein Stück geringer wird. Und auch den verbleibenden Großhändlern Lekkerland und MCS wird es aus Kapazitätsgründen kurzfristig nicht leichtfallen, die Belieferung der geschätzt etwa 2.000 Edeka-Kunden-Shops, mal eben so zu übernehmen. Die neue Situation wird im Übrigen auch aus Sicht der Wettbewerbshüter sicherlich keine ganz einfache sein. Insidern ist das Wort vom „Quasi-Monopol“ schon über die Lippen gekommen.