Einweg-Mehrweg-Problematik Bottle-to-Bottle-Kreisläufe fördern

Die Einweg-Mehrweg-Thematik beschäftigt seit Jahren auch die Mineralwasser-Branche. Vor allem bei Einwegflaschen besteht offenbar Verbesserungsbedarf.

Sonntag, 18. Juni 2023 - Getränke
Silke Hoyer
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Bildquelle: Verband Deutscher Mineralbrunnen

Viel Wirbel um Wer-wird-Millionär-Moderator Günther Jauch: Es geht um die Lidl-Kampagne „Aus Liebe zur Natur“, mit der der Discounter für eine vermeintlich zu hundert Prozent recycelbare Einwegplastikflasche wirbt. Für diesen Lidl-Materialkreislauf wirbt Jauch – und bekommt dafür jede Menge Kritik. Greenwashing vom Feinsten, so der Vorwurf. Es sei erschreckend, dass sich der bekannte Moderator vor den Karren einer Einwegfirma spannen ließe, die den Wandel zum Mehrweg boykottiere, so die veröffentlichte Meinung.

Die Einweg-Mehrweg-Problematik beschäftigt die Mineralwasserbranche bereits seit Jahren. Zuerst einmal sei positiv vermerkt: Deutschland zeichnet sich durch ein gut etabliertes Pfandsystem für Mehrweg- und PET-Einwegflaschen aus. Über 90 Prozent der hier verwendeten PET-Getränkeflaschen unterliegen dem Pfandsystem. Fast 99 Prozent davon werden gesammelt, fast 98 Prozent aller gesammelten PET-Einwegflaschen werden recycelt.

Gerolsteiner will geschlossene PET-Kreisläufe
Verbesserungsbedarf besteht jedoch bei der Nutzung des Recycling-PET. Deshalb suchen die Akteure nach Lösungen. Gerolsteiner beispielsweise setzt sich für geschlossene PET-Kreisläufe ein, damit das hochwertige PET aus der Lebensmittelproduktion wieder für neue Flaschen verwendet und nicht in anderen Branchen zweckentfremdet wird. Bislang werden laut Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, GVM, nur rund 45 Prozent des aus Flaschen gewonnenen Recycling-PET wieder für neue Flaschen eingesetzt. „Wir sind überzeugt, dass Flaschen wieder zu Flaschen werden müssen, um noch nachhaltigere Getränkeverpackungen zu ermöglichen. Daher fordern wir von der Politik, die Rahmenbedingungen für geschlossene Bottle-to-bottle-Kreisläufe zu schaffen“, sagt Roel Annega, Vorsitzender der Geschäftsführung Gerolsteiner Brunnen.

Denn grundsätzlich hat jede Verpackungsart ihre Berechtigung – und dabei Vor- und Nachteile. PET-Einwegflaschen sind beispielsweise deutlich leichter als Glas-Mehrweg, was sich unter anderem positiv auf die CO2-Emission beim Transport auswirkt. Mehrweg, ob aus Glas oder PET, ist wiederum im operativen Handling herausfordernder, denn die Flaschen müssen sortiert und zu den Abfüllbetrieben zurücktransportiert werden. „Deshalb arbeitet Coca-Cola beispielsweise kontinuierlich daran, alle Verpackungen so nachhaltig wie möglich zu machen – wir machen unsere Verpackung leichter und reduzieren den Materialeinsatz wo es möglich ist“ sagt Stefan Ziegler, Geschäftsleiter Außer- Haus-Markt Coca-Cola Europacifik Partners Deutschland.

Für die Verbraucher, die in den Convenience-Kanälen ihr Wasser shoppen, ist jedoch vor allem das Gewicht relevant. Und es sollte bruchsicher sein. So stellt Lili Petersen, Head of Marketing & Commercial Development, Nestlé Waters, fest: „In Tankstellen lautet die Devise: praktisch und leicht. Daher greifen die Kunden hier häufig zur PET-Flasche. Glasflaschen sind für das On-the Road-Geschäft nicht so attraktiv.“ Vor allem handliche Formate, die trotzdem Volumen bieten, wie 0,75-Liter und 1-Liter-PET-Einwegflaschen, sind besonders beliebt. Laut Circana-Marktdaten zur Tankstelle im Monat März 2023, erfolgen knapp 90 Prozent der Absätze in Einweg-PET-Flaschen. Doch auch wenn PET-Einweg-Flaschen 2022 aufgrund des starken Wachstums der Discounter die Nase vorn haben, liegen Glas-Mehrwegflaschen langfristig im Trend. So ist laut Circana der Umsatzanteil von Mehrweg-Glas von 25,9 Prozent in 2018 auf 33,6 Prozent in 2022 gewachsen. „Laut einer aktuellen Studie sehen wir, dass die Präferenz für Glas- oder PET-Flaschen vom Umweltbewusstsein der Kunden abhängig ist. Je höher das Umweltbewusstsein der Kunden ist, desto höher ist der Anteil der Ausgaben für Mineralwasser in Glasflaschen“, stellt Petersen von Nestlé Waters fest. Grundsätzlich jedoch kaufen Verbraucher ihr Wasser je nach Verzehranlass und -situation. Sie entscheiden entsprechend ihrer individuellen Präferenz, welche Verpackung für sie am besten geeignet ist. Deshalb setzen die Wasserhersteller auf eine Verpackungsvielfalt aus PET- und Glas-Mehrwegpfandflaschen, PET-Einwegpfandflasche, Dosen und Zapflösungen.