Lother-Gruppe Preise verändern Verhalten

Die Lother-Gruppe betreibt unter der Marke Nordoel eines der größten unabhängigen Tankstellennetze im Norden Deutschlands. CS sprach mit Olaf Maul, Leiter Tankstellen Management bei Lother, über die aktuelle Entwicklung der Shop-Preise.

Dienstag, 01. November 2022 - Tankstelle
Martin Heiermann
Artikelbild Preise verändern Verhalten
Bildquelle: Nordoel

CS: Die Hersteller von Lebensmitteln und auch der Großhandel erhöhen die Preise. Wie sollten Tankstellen-Betreiber mit den steigenden Herausforderungen umgehen?
Olaf Maul:
Die Preissteigerungen verändern das Einkaufsverhalten der Konsumenten und somit müssen wir uns als Tankstellen-Betreiber anpassen, unter Berücksichtigung ökonomischer Regeln. Das impliziert flexibles Handeln auf lokaler und regionaler Ebene, sprich Angebote und Anreize für unsere Kunden zu ermöglichen, die die steigenden Kosten auf anderen Ebenen im Alltag ein wenig kompensieren.

Sehen Sie Tankstellen- und Convenience-Shops in der Lage, das Preisniveau in ihren Shops weiter zu erhöhen und was erwarten Sie an durchschnittlichen Anpassungen?
Maul:
In jeder Krise liegt auch eine Chance! Wir sind uns sicher, dass der Großteil unserer Shops diese ergreift, da sich das Tankstellen-Shop-Umfeld ebenfalls anpassen wird. Die aktuellen Zahlen der Branche inklusive der entsprechenden Zahlen des statistischen Bundesamtes sowie des Ifo-Instituts weisen auf Anpassungen hin, die zwischen 25 bis 30 Prozent liegen, analog zu der Preiserhöhung des Großhandels.

In welchen Kategorien des Sortiments sind aus Ihrer Sicht Preisanpassungen vor allem notwendig und zu erwarten?
Maul:
Die ohnehin steigenden Energie-Preise haben ebenfalls einen starken Impact auf Produkte aus dem Lebensmittelbereich. Dies betrifft vor allem die Bereiche Fast Food, Heißgetränke, alkoholfreie und alkoholhaltige Getränke, Lebensmittel, Süßwaren und Eis. Hinzu kommt, dass der Lebensmittelbereich immer stärker in den Fokus der Preissensibilität rückt, da wir davon ausgehen, dass jeder vierte Verbraucher an der Tankstelle auf die Preisspirale reagiert und beim Essen und Trinken mit Verzicht reagiert.

Wie groß werden die Herausforderung für die Branche auf der Kostenseite – bei Strom, Gas und andere Nebenkosten – nach Ihren Informationen sein?
Maul:
Die Auswirkungen der Energiekosten werden die ohnehin schon starken Herausforderungen der Branche für fast alle Marktteilnehmer im Fokus des Kostenmanagement noch einmal erschweren. Wir hatten bereits über Chancen gesprochen, die man nutzen muss, wenn sich diese ergeben. Wer diese erkennt und nutzt, kann auch etwas Positives mitnehmen.

Machen sich steigende Personalkosten nach Ihren Informationen inzwischen auch im Tankstellen-Markt bemerkbar, weil die Unternehmen die Gehälter erhöhen oder erhöhen müssen?
Maul:
Laut führenden Wirtschaftsexperten werden die Lohnzahlungen in naher Zukunft kräftig steigen. Als Hauptgrund geben die Experten den Fach- und Arbeitskräftemangel sowie die alternde Gesellschaft an. Auch der Tankstellen-Markt ist natürlich durch die Mindestlohnerhöhung betroffen und höhere Personalkosten sind daher für viele Betreiber unausweichlich. Die Krise dient hier zusätzlich noch als Booster und führt in unserer Branche zu einer Verknappung von Arbeitskräften.

Rechnen Sie in diesem Bereich mit weiteren Erschwernissen für Ihre täglichen Aufgaben?
Maul:
Wir hoffen nicht auf einen Dominoeffekt, der weitere Herausforderungen durch Wahlversprechen der aktuellen Regierung – im Wahlprogramm der SPD und Grünen werden noch deutlich höhere Steigerungen des Mindestlohnes gefordert – mit sich bringt. Der Mindestlohn von zwölf Euro, der seit Anfang Oktober 2022 gilt, hat somit schon jetzteinen weiteren Druckeffekt.