Shop-Preise Was die Kunden jetzt erwartet

Während überall über Preiserhöhungen gesprochen wird, hält sich die Convenience-Branche diesbezüglich aktuell noch ziemlich bedeckt. CS hat einige Stimmen zum Thema eingeholt.

Dienstag, 01. November 2022 - Tankstelle
Hans Jürgen Krone
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Es ist ein schwieriges Thema, gerade für die Convenience-Branche: Wie sollen sich die Shops weiter verhalten, wenn überall die Preise für Food steigen? Machen sie einfach mit, weil es schlicht notwendig ist und es alle tun, oder spielen in den unterschiedlichen Bereichen der Convenience-Branche verschiedene Aspekte bei den Entscheidungen dafür und dagegen eine Rolle? CS hat mit Branchenfachleuten und Betroffenen gesprochen und Stellungnahmen dazu eingeholt.

Dass die Preise in Convenience-Shops aller Art hoch sind, jedenfalls höher als in den meisten anderen Food-Verkaufsstellen, das ist bekannt und wurde in den vergangenen Jahren oft – manchmal hitzig – diskutiert. Jetzt, wo sich auch die Food-Preise in Supermärkten und sogar in deutschen Discountern in Richtungen entwickeln, die man bisher hier zu Lande kaum kannte, stellt sich natürlich die Frage, wie die Channels, die bisher immer ein Preispremium in den Convenience-Sortimenten draufsatteln konnten, in dieser Situation agieren können und sollten. Das Thema Preise in Convenience-Shop ist schon immer ein ebenso heikles wie kompliziertes Thema gewesen: Dass die Preise in Tankstellen-Shops deutlich höher sind als in den Supermärkten aller Größen und Provenienzen, ist eine Tatsache. Sie wurde seit Beginn des Convenience-Booms Mitte der 90er Jahre einerseits immer auch dafür verantwortlich gemacht, dass die Stores für viele Verbraucher nicht als Einkaufsstätte in Frage kommen. Andererseits gab es immer auch das Wissen, dass die Shops auf Grund ihrer Einkaufspreise, der langen Verkaufszeiten und anderer Vorteile nicht die niedrigeren Preise ansetzen können, wenn sie in irgendeiner Form rentabel bleiben wollen.

Dass der Faktor Convenience die so genannte Preisbereitschaft der Kundschaft oft auch in erstaunlicher Weise in die Höhe treibt, war immer wieder Thema von Studien aller Art. Oft ist untersucht worden, wieweit die Preisbereitschaft der Verbraucher in den Shops reicht. Manchmal wurden sogar bestimmte Preisschwellen definiert, oberhalb derer, so die Thesen, dann mit Kaufverweigerung reagiert würde.

Werden diese jetzt also überschritten und die Kunden zu Shopkauf-Verweigerern? Im Tankstellen-Mittelstand sieht man die Sache offenbar recht pragmatisch und gelassen, zumindest legt das die Antwort von Olaf Maul, Leiter Tankstellen Management bei der Lother Gruppe, auf die Frage nahe, was sich in dieser Situation mit den Shop-Preisen tut: „In jeder Krise liegt auch eine Chance! Wir sind uns sicher, dass der Großteil unserer Shops diese ergreift, da sich das Tankstellen-Shop-Umfeld ebenfalls anpassen wird“, sagte er gegenüber CS. Die aktuellen Zahlen der Branche, inklusive der Zahlen des statistischen Bundesamtes sowie des Ifo-Instituts weisen nach seiner Einschätzung auf Anpassungen hin, die zwischen 25 und 30 Prozent lägen, analog zu den Preiserhöhungen des Großhandels.

Preiserhöhungen genau geprüft
Lekkerland betont auf Anfrage von CS, dass man „die Interessen unserer Kunden und nicht zuletzt auch die der Verbraucher“ vertrete, das gelte selbstverständlich auch für Preisverhandlungen mit der Industrie. „Wir prüfen generell jede Preiserhöhung sehr genau. Folgende Kriterien sind dabei ausschlaggebend: Ist die Preiserhöhung, beispielsweise wegen gestiegener Rohstoff- oder Energiepreise berechtigt und nachvollziehbar? Ist die Kostensteigerung belegbar? Liegen die Preissteigerungen in unseren Lekkerland und Conway Landesgesellschaften auf dem gleichen Niveau?“ Man orientiere sich immer an belegbaren Fakten. „Wenn sie eindeutig sind, sind wir eher bereit, die Preiserhöhungen zu akzeptieren. Sind die Preiserhöhungen nicht faktenbasiert und nachvollziehbar, akzeptieren wir sie nicht“, sagt der Großhändler. Rewe Chef Souque hatte schon Anfang September 2022 aus seiner kritischen Haltung diesbezüglich keinen Hehl gemacht: Gerade unter den multinationalen Konsumgüterherstellern gebe es Trittbrettfahrer, die von der aktuellen Preiswelle profitieren wollten, wurde er zitiert. „Da kämpfen wir brutal dagegen“, betonte Souque in diesem Zusammenhang weiter. Der Top-Manager erläuterte, auch Rewe selbst spüre die dramatische Verteuerung der Energiekosten. Für einen Supermarkt mit 1.000 Quadratmetern hätten sie sich von 80.000 Euro im Jahr auf 140.000 Euro erhöht. Rewe will Souque zufolge aber nicht alle Preissteigerungen an die Kunden weitergeben. Das Unternehmen werde in diesem Jahr auf einen Rohertrag im mittleren dreistelligen Millionenbereich verzichten, um die Preissteigerungen zumindest etwas einzuschränken, sagte er vor zwei Monaten.

Faire Behandlung gefordert
Auch Michael Baumann von Noris Tabak & Convenience ist der Auffassung, dass jede geforderte Preiserhöhung, auch zum Schutz der Kunden, geprüft werden und nachvollziehbar sein müsse, und dass auch wenn „wir nicht die gleiche Marktmacht, wie beispielsweise die LEH-Riesen haben“, sagt er. „Wir legen Wert auf die Nachvollziehbarkeit der Forderungen und die faire Behandlung unter allen Marktteilnehmern“, so Baumann weiter. Das Preisniveau dürfe durch diese aktuellen Veränderungen nicht noch weiter zum Nachteil der kleineren Marktteilnehmer auseinanderklaffen, so seine Forderung. Er ist auch der Meinung, dass die Shops kaum eine Wahl hätten, als die Preiserhöhungen mitzugehen: „Jeder Marktteilnehmer muss wirtschaftlich arbeiten, so bleibt nicht viel übrig als die Preiserhöhungen bis zum letzten Glied weiterzugeben. Das Preisniveau muss sich mindestens simultan zum LEH entwickeln.“ Auch bei Lekkerland wird an den Zusammenhang erinnert, dass der gesamte Handel von Preissteigerungen betroffen sei, der Lebensmittel-Einzelhandel genauso wie das Convenience-Segment. „Uns ist sehr wichtig, dass das Preisniveau in unserer Branche nicht überproportional zu dem im Lebensmittel-Einzelhandel steigt. Dafür setzen wir uns im Sinne unserer Kunden ein“, betont man in Frechen.

E-Food-Anbieter mit eigenen Problemen
Dass auch die E-Food Anbieter um Preiserhöhungen nicht herumkommen, davon ist auch der Branchenkenner und Vorstand der AFC Consulting Group AG, Professor Dr. Otto Strecker überzeugt. Ihnen blieben zur Refinanzierung neben Produkt-Preiserhöhungen beispielsweise auch noch die Erhöhung von Liefergebühren oder die Vergrößerung der Mindestbestellwerte. Er meint, dass diese „Baustelle“ hier kleiner sei als für klassische Händler, die jetzt vielleicht mit verkürzten Öffnungszeiten Energie sparen müssten. Das begünstige ja eher das Geschäftsmodell von Onlinehändlern, glaubt er. Diese wiederum müssten aber, wenn sie bestehen bleiben wollten, jetzt auch die gestiegenen Mindestlöhne auf ihre Preise umlegen.

Jan Gerlach von Knuspr sagt auf Anfrage von CS: „Wir wollen es unseren Kunden in dieser schwierigen Zeit leichter machen. Die Menschen sind über die hohen Lebenshaltungskosten im kommenden Winter besorgt. Aus diesem Grund entwickeln wir verschiedene Möglichkeiten, um Preiserhöhungen zu bändigen und das Einkaufen für den Geldbeutel nachhaltig zu gestalten. Eine Maßnahme ist die kürzlich von uns ins Leben gerufene Preisgarantie für ausgewählte Grundnahrungsmittel und Haushaltsartikel. Wir versprechen, dass wir die Preise für diese Artikel zumindest bis Ostern nicht erhöhen werden.“ Anbieter Flink wollte zum Preisniveau „aktuell keine Aussage treffen“. Man arbeite aber eng mit Partnern und Lieferanten zusammen und beobachte die Markt- und Preisentwicklungen genau. „Wie jedes Unternehmen beobachten wir eben auch die Entwicklungen am Energiemarkt genau – hier sitzen wir alle in einem Boot. Gerade die Lebensmittelbranche hat spezielle Anforderungen, was Energienutzung und Effizienz – beispielsweise bei der Warenkühlung – angeht. Wie groß die Herausforderungen werden, bleibt abzusehen. Wir sehen uns jedoch durch unsere eigenen optimierten Prozesse und strategischen Partner gut aufgestellt“, erläutert Flink gegenüber CS.

Nur eine geringe Wahl
So scheint den Akteuren in den Shops nur eine geringe Wahl zu bleiben, wie man mit steigenden Preisen umgeht. Gegenüber den Kunden bleibt wohl nur, die Vorteile herauszuarbeiten, um keine Verweigerung aufkommen zu lassen.