Shell Interview „Anlaufstelle für Mobilität“

Shell bringt E-Ladepunkte an seine Stationen. Die Shop-Formate bleiben, so Shell-Manager Jan Toschka.

Donnerstag, 17. Juni 2021 - Tankstelle
Martin Heiermann
Artikelbild „Anlaufstelle für Mobilität“
Bildquelle: Shell Deutschland

Convenience Shop: Shell will weltweit führender Anbieter von E- Ladeinfrastruktur werden. Wie viele der 500.000 Ladepunkte sollen in Deutschland zu finden sein?
Jan Toschka: Aktuell bieten wir an 60 der rund 2.000 Shell Tankstellen in Deutschland 150 Ladepunkte an. Bis Ende des Jahres sollen weitere 50 Standorte hinzu kommen, so dass dann an 110 Standorten zirka 240 Schnellladepunkte der Marke Shell Recharge betrieben werden. Bis 2030 wollen wir an 1.000 Stationen rund 3.000 Ladepunkte bieten.

CS: Die Investitionskosten für eine Ladesäule sind erheblich. Oder sind der Ausbau der Stromnetze und die bürokratischen Bestimmungen schwer wiegender?
Toschka: Die Kosten beziffern wir je nach Standort und Zahl der Ladepunkte mit aktuell rund 300.000 Euro. Sind mehrere Ladepunkte projektiert, wie an Autohöfen und Autobahnstationen, sind die Kosten entsprechend höher. Ob sich diese Investitionen bezahlt machen, wird sich mit dem Markthochlauf der Elektrofahrzeuge zeigen. Härter sind für uns die Rahmenbedingungen. Je nach Standort vergehen von der Entscheidung bis zur Fertigstellung im Durchschnitt zwölf Monate. Davon sechs Monate für den Netzanschluss mit dem jeweiligen Netzbetreiber vor Ort.

CS: Ihre Tankstellen werden sich durch die E-Ladesäulen wandeln. Worauf bereiten Sie sich vor?
Toschka: Es gibt es an Shell Tankstellen, neben Elektro-Ladesäulen, Diesel und Benzin, schon heute auch Autogas, Wasserstoff, Erdgas, und für Lkw so genanntes LNG. Wie sich das auf dem Forecourt verteilt, hat mit der Situation auf der jeweiligen Tankstelle zu tun. Es gibt aber durch die Lage der Tankstelle unterschiedliche Bedürfnisse, etwa durch Schwerlastverkehr. Bei anderen steht das Shop-Geschäft im Vordergrund. In Großstädten ist die Nachfrage nach Ladesäulen größer als im ländlichen Raum.

CS: Welche wirtschaftlichen Veränderungen werden sich daraus für die Shell-Tankstellen in Deutschland ergeben?
Toschka: Die Wirtschaftlichkeit der Tankstelle steht und fällt nicht mit einer bestimmten Anzahl von Elektrofahrzeugen. Entscheidend ist, inwieweit es gelingt, die Nachfrage der Kunden nach Kraftstoffen einerseits und andererseits nach Angeboten rund um den Shop so abzubilden.

CS: Werden Sie ein neues Shop-Format entwickeln, dass die Kundenbedürfnisse der Stromtanker integriert?
Toschka: Die Tankstelle ist auch in zehn Jahren zentrale Anlaufstelle für alle Bedürfnisse rund um Mobilität. Wir glauben nicht, dass sich der Stromtanker in seinen Bedürfnissen vom Fahrer eines Verbrennungsmotors unterscheidet. Ziel dabei ist immer, die Verweilzeiten der Kunden an der Station so angenehm wie möglich zu machen.