Paketdienste Den Kunden zuliebe

Wie erreicht eine Paketsendung ihren Empfänger, wenn dieser tagsüber nicht zuhause ist? Am besten, man leitet sie kurzfristig in einen C-Store um. Der Service eines solchen Paketshops ist eine sinnvolle Erweiterung des Geschäftsfeldes.

Dienstag, 07. Juli 2015 - Tankstelle
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Den Kunden zuliebe

Getestet wurden sie schon, die kleinen Drohnen, die die Paketlogistik bis zur Haustür übernahmen. Dauerhaft werden die unbemannten Mini-Hubschrauber aber an der Flugsicherung und der Luftverkehrs-Ordnung scheitern, die regelt, was aufsteigen und landen darf. Die Logistiker müssen erst einmal am Boden bleiben.

Spätestens seit die Deutsche Post ihre unternehmenseigenen Filialen aus Rationalisierungsgründen zu großen Teilen geschlossen hat, wird nach neuen Zustellwegen gesucht. Die größte Herausforderung für alle KEP-Dienste (Kurier-, Expressfracht-, Paket-Dienst) bleibt dabei immer, die letzte Meile bis zum Kunden zu bewältigen bzw. die räumliche Nähe zu ihm herzustellen. Als ein flexibles und geografisches günstiges System haben sich C-Stores, Tankstellen und auch Nahversorger beim Ausbau der Infrastruktur bewährt. Logistiker, wie die Deutsche Post-Tochter DHL, DPD, Hermes oder GLS richten dort Paket-Shops als Ergänzung zu deren originären Geschäftsfeld ein.

Der Ablauf ist einfach: Einmal am Tag hinterlegt der Logistiker in den Stores Ware zur Abholung durch den Kunden und nimmt abgegebene Pakete und Retouren für den weiteren Versand mit. Händler sehen das als Dienstleistung am Kunden und erreichen damit auch jene, die den Weg nicht ins Geschäft gefunden hätten, wenn sie nicht aufgefordert wären, das Paket bei ihnen abzuholen.

Je dichtmaschiger das Netz der Paketshops gestrickt ist, um so bequemer wird es für die Verbraucher. DPD hat beispielsweise den Anspruch, dass er nicht mehr als fünf Gehminuten in seinem Umfeld bis zum nächsten Paketshops unterwegs ist. Zuletzt hat der Dienstleiter die Mode-Kette NKD als Partner gewinnen und damit die Zahl der Standorte auf aktuell 6.000 erweitern können.

Schätzungsweise 50.000 Paketshops gibt es in Deutschland. Die Zahl wird weiter steigen.

DHL hat in weiten Teilen des Landes die Entfernung schon auf einen Kilometer begrenzt. Die Suche nach neuen Partnern auf Handelsebene und damit auch unter den Convenience-Stores geht trotzdem weiter, Auch in stark zersiedelten Gebieten und im ländlichen Raum. Dort hat sich vor allem Hermes weit verbreitet.


Der Kunde profitiert von dem erweiterten Paketshop-Netz. Während er früher auf die Öffnungszeiten der Post-Filialen angewiesen war, die in aller Regel recht arbeitnehmerunfreundlich waren, kann er die Abholung heute in vielen Fällen mit einem Abendspaziergang verbinden oder morgens beim Gassi gehen schnell ein Paket aufgeben. Die Dienste sind die gleichen und die Pakete sind nicht früher und nicht später beim Empfänger als bei den Postfilialen. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Im Zeitalter der Digitalisierung sind Annahme und Abgabe für die C-Store-Betreiber auf jeden Fall einfach und relativ zügig erledigt. Vor Ort brauchen die Paket-Daten nur eingescannt und per Fernübertragung weitergegeben werden. Den Rest erledigt das IT-System. Der bürokratische Aufwand hält sich also sehr stark in Grenzen. Auch für die Lagerung der Pakete bedarf es in den meisten Fällen nicht viel mehr als einen Quadratmeter. Für diese Arbeiten gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung, die sich je nach Dienstleister um die 50 Cent bewegen. Reich wird man nicht davon, so die Einschätzung diverser C-Store-Betreiber gegenüber Convenience Shop. Mögliche Klagen sind nicht der Rede wert.

Unter wirtschaftlichen Aspekten könnte es allerdings dann kritisch werden, wenn sich die Mengen mit den bestehenden Mitarbeitern nicht mehr bewältigen lassen und zusätzliches Personal, etwa eine 400-Euro-Kraft, in den Stoßzeiten, eingestellt werden muss. Seit der Online-Handel boomt, hat die Problematik rund um die letzte Meile zum Kunden noch mehr Gewicht bekommen. Schließlich muss die steigende Zahl der Versandeinheiten bewältigt werden und die Sendungen sollen auch Berufstätige zeitnah erreichen. Da macht es schon Sinn, wenn der Kunde diese Lücke durch Selbstabholung schließt. Inzwischen soll es mehr Annahmestellen privater Paketdienste geben als Filialen der Deutschen Post, so die Stiftung Warentest. Da ist der Weg zum Tante Emma-Laden oder in den nächsten Tankstellen-Shop eine Alternative.

Die Dienstleister arbeiten aber nicht daran, die personalisierten Übergabestellen flächendeckend zu installieren. Hier und da gibt es auch die Boxensysteme, ähnlich großer Schließfächer, die sich durch einen Code öffnen lassen und die Ware freigeben. Des Weiteren arbeiten die KEP-Dienstleister am Aufbau eines so genannten Paketkasten-Systems, zu vergleichen mit einem Briefkasten, nur größer dimensioniert. Die Herausforderung für ein marktfähiges Konzept, das für mehrere oder sogar alle Paketdienste zugänglich ist, ist die IT-Lösung, um Zustellungen auf ihrem Weg registrieren zu können. Beide Ansätze sind für C-Store-Betreiber von Nachteil, weil die Verbraucher ihrem Geschäft fern bleiben.

Insofern sind die Paketshop-Variantion von DHL, DPP, GLS, Hermes und UPS nicht von vorneherein abzulehnen, sondern sollten zum Zwecke der Kundenfrequenz ins Kalkül gezogen werden. Möglicherweise bringt das auch neue Stammkunden. Mittlerweile bieten KEP-Dienstleister auch die Möglichkeit, Pakete direkt an den C-Store zu schicken. Gut für Kunden, die beispielsweise tagsüber selten zuhause sind.