Bier & Biermix Wie viel Alkohol darf’s sein

Oft erwähnt – aber immer noch wahr: Die Deutschen trinken von Jahr zu Jahr weniger Bier. Gefragt sind alkoholfreie Varianten. Darin steckt Wachstum.

Donnerstag, 05. September 2013 - Süßwaren & Salzige Snacks
Sabine Anne Lück
Artikelbild Wie viel Alkohol darf’s sein

Und täglich grüßt das Murmeltier ... So wie Phil Connors in der berühmten Filmkomödie in einer Zeitschleife festsitzt und wieder und wieder denselben Tag durchlebt, so stellt sich auch die Entwicklung am Biermarkt dar: Seit Jahren schreiben wir über einen Rückgang. Die Deutschen trinken weniger Bier – das weiß inzwischen fast jeder. Der Trend setzt sich im ersten Halbjahr 2013 verstärkt fort. War in den letzten Jahren ein Rückgang im Schnitt um 2 Prozent zu verzeichnen, sind es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 4,8 Prozent. Das schlechte Wetter sei einer der Gründe.

Anheuser-Busch InBev Deutschland hat darüber hinaus das Hochwasser und den demografischen Wandel als Ursache ausgemacht. Insgesamt werde der deutsche Biermarkt in den nächsten 10 bis 15 Jahren noch weitere 15 bis 20 Mio. Hektoliter verlieren, wenn die Entwicklung so weiterlaufe, schätzt Anheuser-Busch InBev.

Neben dem Stichwort „Rückgang“ gibt es ein weiteres Reizwort bei den Bierbrauern und das lautet „Preis“. Nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels kaufen die Verbraucher im LEH rund drei von vier Bierkästen der großen national beworbenen Pilsmarken im Sonderangebot zu einem Preis von unter 10 Euro. Damit sei das Bier so günstig wie vor 20 Jahren. Das soll sich jetzt ändern. Veltins erhöhte im Januar die Preise, Anheuser-Busch im Februar und im Herbst dieses Jahres ziehen Bitburger, Warsteiner und Radeberger nach. In Convenience-Shops war diese Aktionitis allerdings viel weniger ein Thema. Nils Handke, Vertriebsdirektor nationaler Handel der Warsteiner Gruppe beobachtete, dass die Bierpreise im Convenience-Markt 2012 stabil blieben gegenüber dem Vorjahr und einige Marken ihre Durchschnittspreise pro Packung sogar leicht erhöhen konnten. „Im Convenience-Kanal spielen Aktionspreise eine geringe bis gar keine Rolle“, sa gt auch Dr. Franz-J. Weihrauch, der Sprecher der Krombacher Brauerei. „Wichtig ist eine besondere Platzierung durch Gondelkopfaktionen. Dabei werden zuletzt nicht nur Sixpacks, sondern auch 0,5 l-Einzelflaschen vermarktet.“ Und Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb der Brauerei C. & A. Veltins ergänzt: „Die offensichtlichen Verbrauchervorteile der schnellen Verfügbarkeit ist ein starkes Verkaufsargument, sodass es keiner aggressiven Preisaktionen bedarf.“

Und was trinken nun die Deutschen statt des traditionellen Biers? Sie greifen verstärkt zu alkoholfreien Bieren oder zu Biermischgetränken. Während der Gesamtumsatz mit Bier in Tankstellen im vergangenen Jahr um 6 Prozent auf 435 Mio. Euro sank, stach der Bereich der alkoholfreien Biere als einziger positiv hervor. Er wuchs um 4 Prozent – allerdings auf kleinem Niveau mit einem Gesamtumsatz von 7 Mio. Euro (USP Market Intelligence GmbH/The Nielsen Company). Aus Krombach wird gemeldet, dass die Sorten Krombacher Pils Alkoholfrei und Krombacher Radler Alkoholfrei sich sowohl in der Menge als auch im Marktanteil mit zweistelligem Wachstum entwickeln. Auch Warsteiner verkauft Warsteiner Premium Alkoholfrei und Warsteiner Radler erfolgreich über die Tankstellen: „Die Zuwachsraten lagen 2012 im Vergleich zum Vorjahr bei über 20 Prozent“, sagt Nils Handke.

Klar, dass bei der positiven Entwicklung in diesem Bereich auch viele neue Produkte auf den Markt kommen. So hat Krombacher in diesem Jahr neben dem Krombacher Weizen-Radler auch das Krombacher Weizen-Radler Alkoholfrei gelauncht. Bitburger präsentierte im Frühjahr Bitburger 0,0% – eine Range mit den drei Sorten alkoholfreies Pils, Radler alkoholfrei und Apfel alkoholfrei. Das Unternehmen bewirbt die neuen Produkte als die einzigen alkoholfreien Biere und Biermischgetränke auf dem deutschen Markt, die 0,0 Prozent Alkohol enthalten. Sie sind isotonisch, vitaminhaltig und eigneten sich als Alternative zu herkömmlichen Softdrinks und Fruchtschorlen. Damit spreche man die jungen und junggebliebenen Erwachsenen an, die ihre Freizeit aktiv gestalten und erfrischende, abwechslungsreiche Getränken suchen, die zu einer bewussten Ernährung passen.

Wie geplant, kam Krombachers Fassbrause in der Geschmacksrichtung Apfel auf den Markt. Apropos Fassbrause, auch das ist ein Segment, das im Gesamtmarkt wächst. Alle großen Brauereien bieten inzwischen ein Fassbrause-Sortiment an und arbeiten an der Sortenvielfalt. In diesem Jahr zieht Bitburger mit der Einführung einer Fassbrause-Range noch nach: Sie startete im Frühjahr mit den Geschmacksrichtungen Rhabarber und Zitrone. Bleibt ein Blick auf die Bier-Mixgetränke, die sich im vergangenen Jahr in der Tankstelle zwar ebenfalls schlechter verkauften, mit 62 Mio. Umsatz aber nach Pils (262 Mio.) der zweitstärkste Bereich in der Tankstelle sind. Anheuser-Busch InBev setzt für seine Marke Beck’s weiter auf das Limited Edition-Prinzip. Für die neue Edition „Summer Holunder“ hat die Bremer Brauerei die Meinung der Konsumenten genutzt, indem sie via Facebook über die Geschmacksrichtung abstimmen ließ. „Biermisch-Konsumenten fordern Abwechslung – übernehm en aber favorisierte Geschmacksvarianten nicht in ihr Standardsortiment, sondern suchen weiter nach Neuem“, erklärt Deutschland-Chef Chris Cools den Gedanken der Limited Edition. Veltins brachte im Frühjahr ebenfalls eine neue Variante der Biermix-Reihe „V+“ auf den Markt: Mit „V+Berry-x“ habe man den fruchtigen Geschmack der „New-Taste“-Getränkegeneration trendgerecht weiterentwickelt. „Der neue Biermix lehnt sich geschmacklich an die Fruity-Energydrinks an – ein Segment mit hohem Wachstumspotenzial“, so Dr. Volker Kuhl.