Um Desinfektionsmittel herzustellen, wird ein Grundstoff benötigt, der Erreger gut abtötet. Neutralalkohol ist ein solcher Grundstoff. Viele Hersteller stellen deswegen derzeit statt bekannter Spirituosen oder entsprechender Mix-Getränke den Alkohol für medizinische Zwecke zur Verfügung. Nicht nur das Handeln für das Allgemeinwohl bestimmt dabei die Unternehmen, sondern leider auch der durch die Pandemie zurückgehende Absatz. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene kündigen die Hersteller an, für medizinische Einrichtungen Desinfektionsmittel bereit zustellen. Und auch weitergehende unterstützende Maßnahmen für Handel und Gastronomie sind in Vorbereitung oder bereits angelaufen. Dabei ist besonders erfreulich, dass viele dieser Aktionen nicht an nationalen Grenzen enden.
Internationale Hilfe
So hat beispielsweise Spirituosen-Produzent Brown-Forman Initiativen in den Ländern in Aussicht gestellt, in denen Brown-Forman mit seinen Marken vertreten ist. Zusätzlich werde die Produktion von Desinfektionsmittel in den eigenen Destillerien sukzessive ausgeweitet, um größere Mengen an Organisationen, die an vorderster Front sowie im Gesundheitssektor arbeiten, zu spenden. Auch ist geplant, der Gastronomie, zum Teil Gesicht und die Stimme der Unternehmens-Marken, Hilfe zukommen zu lassen. „Wir wollen deutschlandweit mit uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen und arbeiten mit Hochdruck daran, neben dem globalen Engagement von Brown-Forman auch lokale Maßnahmen in die Wege zu leiten“, so Yiannis Pafilis, General Manager Brown-Forman Deutschland und Tschechien.
Auch deutsche Hersteller engagieren sich: Als Tochter des Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm stellte der Spirituosenhersteller Nordbrand aus dem thüringischen Nordhausen Kliniken und Apotheken in den vergangenen vier Wochen 100.000 Liter Alkohol zur Produktion von Desinfektionsmitteln zur Verfügung. „Wir gehen davon aus, dass wir das in nächster Zeit fortsetzen werden“, sagte Rotkäppchen-Vorstand Christof Queisser den Medien. „Wir nehmen es sehr ernst, in dieser Krise zu helfen.“
Auch die Hardenberg-Wilthen beliefert seit Ende März vom sächsischen Werk in Wilthen aus Apotheken mit Neutralalkohol. Sie seien mit rund 25 Kunden-Apotheken gestartet und arbeiteten an einer Ausweitung, teilte eine Sprecherin mit. Es solle sowohl einen Abhol- als auch einen Bringdienst geben. Zunächst würden 20.000 Liter produziert. Die weitere Entwicklung sei offen. „Die Nachfrage ist enorm und wir spüren, dass die Preise für Alkohol deutlich anziehen“, so das Unternehmen. „Dennoch versuchen wir, die Vielzahl von Anfragen von Medizinern, Desinfektionsmittelherstellern und Apotheken, zu bedienen.“
Auch Berentzen erwägt derzeit, dem Gesundheitswesen wegen des Mangels an Desinfektionsmitteln Alkohol-Lieferungen zur Verfügung zu stellen. „Wir produzieren in unserer Destillation selbst keine größeren Mengen Alkohol», sagte ein Unternehmenssprecher. Man prüfe, Hersteller zu unterstützen oder selbst Desinfektionsmittel herzustellen. Gleichzeitig kann Berentzen seine Umsatzprognosen nicht aufrecht erhalten. Grund seien die „nicht einschätzbaren Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie“, Auch wenn sich das Unternehmen vom Erfolg seiner Wachstumsstrategie überzeugt zeigt.
Ähnlich verhält sich Arcus Norway. Angesichts der Covid-19-Pandemie steigert der Hersteller seine Produktionskapazitäten und erzeugt seit Kurzem zusätzlich zu Spirituosen wie Linie Aquavit hochprozentigen Alkohol zur Verwendung in Desinfektionsmitteln.
Geld für die Gastronomie
Keinen Alkohol, sondern Geld, will Diageo, der Anbieter beispielsweise der Whiskymarke Johnnie Walker, seinen Gastro-Kunden in Deutschland zukommen lassen. Es soll Zahlungen in Höhe von 500.000 Euro zur Unterstützung für Community geben. Verteilt werden sie deutschlandweit über eine gemeinnützige Stiftung. Hélène Weesie, Cluster Director Central Europe bei Diageo, betont: „Wir möchten mit unserer Initiative zielgerichtete Unterstützung leisten, die jetzt so dringend benötigt wird.“ Eine bemerkenswerte Aktion, zumal auch der britische Konzern Diageo, wie übrigens auch der Wettbewerber, der französische Spirituosen-Hersteller Pernod Ricard, seinen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zurücknehmen muss, und das obwohl der Konsum in China „sehr langsam“ wieder Fahrt aufnehme.