Tübingen Dorfladen in der City

Hilfe zur Selbsthilfe nahmen die Tübinger wörtlich, als sie in der Innenstadt einen Dorfladen planten, um die Nahversorgung wenigstens mit einem Grundsortiment sicherzustellen.

Montag, 07. September 2015 - Kleinfläche
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Dorfladen in der City
Die Initiatoren: Bruno Gebhart-Pietzsch (r.), mit Rainer Utz (l.) und Jens Schröder (2.v.r.).

Viele Tübinger hatten auf die Eröffnung ihres Bürgerladens schon gewartet. Ende 2014 wurde nämlich der Netto City in ihrer Nachbarschaft geschlossen. Seitdem war der Bereich in und um die Fußgängerzone mit Lebensmitteln unterversorgt. Vor allem die umliegenden Einzelhändler und Gastronomen in der Tübinger Innenstadt hießen den Löwen-Laden via Internet herzlich willkommen. Bruno Gebhart-Pietzsch, Buchhändler und aktiv im Stadtrat, ergriff die Initiative zur Intiative Dorfladen. Er begeisterte die Anlieger in der Innenstadt von der Genossenschafts-Idee. Als dann alles in trockenen Tüchern und ein geeignetes Objekt angemieten war, suchten Gebhart und seine neuen Genossenschafts-Kollegen das Gespräch mit zwei Großhandlungen zwecks Warenbelieferung. Überzeugt hatte Utz.

Für die Ochsenhausener in gewisserweise Neuland: „Mit Bürgerläden, also Läden in bürgerschaftlicher oder auch kommunaler Trägerschaft, haben wir mittlerweile überaus positive Erfahrungen. Diese bezog sich bis dato aber auf Standorte im ländlichen Raum“, erläutert Rainer Utz. Dort übernehmen die so genannten Dorfläden neben der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs noch vielfältige soziale Funktionen. „Für einen genossenschaftlichen Bürgerladen ist die Innenstadtlage in der Fußgängerzone von Tübingen sicher eine neue Herausforderung. Der Laden muss sich einem intensiven Wettbewerb stellen. Aber ganz offensichtlich ist der Bedarf für eine fußläufige Nahversorgung gegeben, das zeigte bereits die Resonanz am Eröffnungstag. Insofern bin ich sehr zuversichtlich, dass sich der Erfolg einstellen wird“, ergänzt der Geschäftsführer.

Die Großhandlung muss sortimentstechnisch noch etwas tüfteln, um für diesen Standort ein kundenspezifisches Angebot zu haben. Mit rund 4.000 Markenartikeln und Eigenmarken ist die Auswahl zwar begrenzt, aber so ziemlich alle Warengruppen, die zur täglichen Grundversorgung gehören, sind abgebildet, und zwar alles in Selbstbedienung. Backwaren und Frischfleisch wird es auch künftig nicht geben. Schließlich soll der Löwen-Laden den benachbarten Fachgeschäften damit keine Konkurrenz machen, sondern das Angebot in der Innenstadt abrunden.

Von Molkereiprodukten und Obst und Gemüse verspricht sich Utz allerdings an diesem besonderen Standort eine Menge. Auch können die Kunden keine weiteren Dienstleistungen erwarten, denn – wie bereits erwähnt – die Angebotsstruktur im Viertel soll nicht durchkreuzt, sondern ergänzt werden.

Der Löwen-Laden ist sachlich und zweckgebunden gestaltet, ohne große Effekte, dafür mit nützlichen Waren für den täglichen Bedarf. Die Regale sind eine Zweitverwertung, damit die Einrichtungskosten nicht das Budget sprengen. Kühlungen, Tiefkühltruhen und das Kassensystem wurden neu angeschafft, um auch alle energieeffizienten Möglichkeiten zu nutzen.

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Bild öffnen Löwen-Laden, Foto: Martin Schreier, www.schreier.co
Bild öffnen Die Initiatoren: Bruno Gebhart-Pietzsch (r.), mit Rainer Utz (l.) und Jens Schröder (2.v.r.).
Bild öffnen „Für einen genossenschaftlichen Laden ist die City sicher eine neue Herausforderung.“ Rainer Utz; Foto: Martin Schreier, www.schreier.co