Ready-to-Drink Mit weniger Alkohol und mehr Kreativität

Dass Ready-to-Drink-Spirituosen bei jungen Konsumenten beliebt sind, ist keine neue Nachricht. Doch nun werden neue Zielgruppen angesprochen, denn die Produkte setzen auf mehr Qualität und weniger Alkohol.

Samstag, 30. Juli 2022 - Getränke
Silke Hoyer
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Bildquelle: Waldemar Behn

Cocktails und Longdrinks liegen seit Jahren im Trend. Vor allem jüngere Konsumenten wollen ihre Drinks allerdings nicht mehr nur an der Bar oder im Club genießen, sondern auch unterwegs wie beispielsweise auf Festivals, am Strand oder einfach nach Feierabend zu Hause. Sie suchen nach fertigen und leckeren Versionen von Mixgetränken und Cocktails, die außer Haus getrunken werden können. Die Corona-Krise mit einhergehenden den Lockdowns, geschlossenen Bars und Clubs bescherte den Mixgetränken to go in den vergangenen Jahren zusätzlich noch einmal einen ordentlichen Boost – und der soll sich laut der Experten ungebrochen fortsetzen.

Starkes Wachstum
So haben sich laut Branchenexperten und Marktforschern die Verkäufe von Ready-to-go-Getränken, RTD, in Deutschland nach dem ersten Corona-Jahr 2021 stark entwickelt: Laut Nielsen nahm der Absatz im vergangenen Jahr um 20 Prozent im Vergleich zu 2020 zu. Hier war Gin der Hauptmotor für das Wachstum der Kategorie in den Jahren 2016 bis 2019, obwohl in absoluten Zahlen der größte Anteil auf Wodka entfiel. Allerdings war das Umsatzwachstum bei RTDs im Jahr 2021 schwächer als im Jahr 2020, was auf das weniger gute Frühlings- und Sommerwetter in dieser Saison zurückzuführen ist.

Alcopops sind global führend
Global rechnen die Experten von Mintel bis 2025 mit einem durchschnittlichen Wachstum des Marktes um 3,44 Prozent pro Jahr und einem Volumen von rund 17 Milliarden US-Dollar. Der globale Markt für alkoholische Fertiggetränke wird dabei in Alcopops, Cocktail-Vormischungen und Flaschencocktails unterteilt. Das Segment Alcopop hat 2018 den bedeutendsten Marktanteil auf dem globalen Markt für alkoholische Ready to Drink-Getränke eingenommen, was sich voraussichtlich im Prognosezeitraum 2019 bis 2025 nicht verändern wird. Das Alcopop-Segment ist in sich weiter unterteilt in rum-, whisky-, wodkahaltige Getränke-Mischungen und andere Mixes und dabei schätzen die Experten, dass Wodka während des Prognosezeitraums seine Dominanz beibehalten wird. Für Cocktails in Flaschen wird allerdings im Prognosezeitraum die höchste Wachstumsrate von 3,54 Prozent erwartet.

Mehr Qualität durch „Premiumisierung“
Zur Akzeptanz von Ready-to-go-Getränken in Deutschland hat vor allem die qualitative Verbesserung der Fertigmixe beigetragen. Um die Nachfrage nach „kultivierten To-go-Angeboten“ zu befriedigen, bevorzugten die Hersteller immer öfter hochwertige, vorzugsweise natürliche Zutaten. Auch das veränderte Image der Dose hat in den vergangenen Jahren den Griff zum Ready-to-drink erleichtert, wie in einer Bacardi-Veröffentlichung zu lesen ist. Es ist von einer „Premiumisierung“ des Gebindes die Rede, das vor Jahren vielen noch eher „billig“ anmutete.

Außerdem zeigt sich die Kategorie zunehmend innovativ. „Der Markt für Premix-Longdrinks hat sich in Deutschland sehr lange sehr traditionell verhalten, das heißt, es gibt viele klassische Mischungen wie Rum-Cola, Whisky-Cola und Gin & Tonic“, berichtete vor einiger Zeit Charlotte Kern, Senior Marketing Managerin Beverages bei Symrise, in einem Statement. In den vergangenen Monaten sehe man aber vermehrt auch Innovationen, so die Trend-Expertin.

Neue kreative Ideen
Die Hersteller experimentieren mit Softdrink-Mixern wie Ginger Ale, Bitter Lemon, Tonic Sirup sowie Fruchtsäften in Verbindung mit Alkohol und entwickeln immer neue Geschmacks-Kombinationen passend zu den aktuellen Trends und matchen diese mit den Bedürfnissen der Konsumenten.

So hat beispielsweise Jim Beam im Frühjahr 2022 mit Bourbon Sprizz eine Neuheit in drei fruchtigen Geschmacksrichtungen auf den Markt gebracht: Juice Apple, Red Summer Berries und Sunny Peach. Die Kombination aus Bourbon Whiskey und einer Fruchtnote ergab ein Getränk mit dem gewissen Sprizz. Besonders für die weibliche Zielgruppe soll das vorgemixte Getränk sehr ansprechend sein, da es mit drei Prozent nur wenig Alkohol enthält.

Eine fruchtige Note
Innovativ zeigt sich aktuell auch die Marke Three Sixty Vodka. Der Distributeur Schwarze und Schlichte startet mit fruchtiger Note in den Sommer: „Vom Glas zu Hause in die Dose für unterwegs: Das diamantfiltrierte Original trifft hier in der Sleek Can auf kühlen Eistee in den Sorten Ice Tea Peach & Vodka, Ice Tea Watermelon & Vodka und Ice Tea Lemon & Vodka“, sagt Svenja Dahm, Creative Director Schwarze und Schlichte. „Auch wir haben passend zum Sommer eine große Ready-to-Drink-Offensive gestartet“, berichtet Thomas Drossé, Geschäftsführer Vertrieb & Trade Marketing Pernod Ricard. „Die Konsumenten können sich auf drei verschiedene Drinks freuen: Havana Club Verde & Tonic, Malibu Watermelon Fizz und Havana Club Cuban Spiced & Cola“, so Drossé. Vor allem Malibu Watermelon Fizz sei perfekt für ein erfrischendes Sommererlebnis aus Wassermelone und einer leichten Zitrusnote. Malibu Pineapple habe bereits 2021 ein herausragendes Umsatzwachstum von 92 Prozent. Daran möchte die neue Sorte anknüpfen. Mit der Trendzutat Wassermelone trifft Malibu den Geschmack der jungen Zielgruppe.

Mit weniger Alkohol
Wegen des sich fortsetzenden Trends zum verantwortungsvollen Genuss prüfen offenbar einige Hersteller auch die Entwicklung von Premixes mit weniger Alkohol. Darauf weist Charlotte Kern von Symrise hin. Als erstes Produkt brachte Pernod Ricard im September vergangenen Jahres den Flavoured Vodka Absolut Mixt Berries mit nur drei Volumenprozent auf den deutschen Markt. Erhältlich ist er in den beiden Varianten Blueberry & Lime und Raspberry & Lemon.

Laut einer Unternehmenssprecherin hat die Neueinführung „einen guten Start hingelegt“. Bei Pernod Ricard ist man „überzeugt, dass der Trend der Spirituosen und Spirituosen-Mixgetränke mit niedrigem Alkoholgehalt gerade erst am Anfang steht“. In Köln bewertet man die Entwicklung der Kategorie insgesamt optimistisch. Ob mit spannenden Geschmacksvarianten oder wenig Alkohol: In diesem Sommer, wenn die Abende wieder länger werden und die Temperaturen zu langen Aufenthalten im Freien führen, können Ready-to-Drinks in der Dose punkten.