CS: Herr Angehrn, gibt es einen Strukturwandel im Handel?
Philipp Angehrn: Ja, den gibt es. Wir nehmen es als positiven Wandel an. Wir beobachten, dass Konsumentinnen und Konsumenten wieder vermehrt unterwegs sind und der
Außer-Haus-Konsum steigt. Dies kommt unseren Formaten zugute. Es entwickeln sich neue Einkaufsverhalten. Konsumentinnen und Konsumenten achten aktuell mehr auf Aktionen und Vergünstigungen, gleichzeitig aber auch auf nachhaltige Produkte und Verpackungen. Zudem bleibt Convenience, also möglichst bequemes Einkaufen, ein zentraler Punkt. Letztlich werden einfache, digitale Einkaufsprozesse vor Ort immer wichtiger. Dies vor allem für eine jüngere Kundschaft.
CS: Sehen Sie weitere Trends für den Convenience-Markt?
Angehrn: Ja, wir sehen, dass im Convenience Bereich frische Food Angebote immer wichtiger werden. Diese Entwicklung fassen wir bekanntlich unter dem Begriff ‚Foodvenience‘ zusammen. Foodvenience ist für uns der Schlüssel zum Erfolg, im Besonderen an Hochfrequenzstandorten wie Tankstellen oder Bahnhöfen.
Die Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten sind heute höher. Ein gutes Convenience-Angebot muss frische und qualitativ hochwertige Food für unterwegs enthalten und die Stores müssen einfach erreichbar sein. Zudem werden moderne und innovative Self-Checkout und autonome Lösungen künftig für ein noch bequemeres Einkaufserlebnis sowie Treueprogramme und Aktionen für die Kundengewinnung immer wichtiger.
CS: Entsprechen Ihre Stores diesen Trends bereits?
Angehrn: Ja, wir denken, dass wir mit unseren verschiedenen Brands gut aufgestellt sind. Wir bieten heute ein noch größeres Convenience-Sortiment, das den neuen Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten entspricht. Mit unserer Convenience-Marke Avec streben wir danach, den Konsumentinnen und Konsumenten ein innovatives Einkaufserlebnis zu bieten. Avec steht für ein Sortiment, das einfaches und schnelles Einkaufen für den Alltag ermöglicht, ergänzt mit weiteren attraktiven Angeboten wie frischem Food, Snacks, Getränken und digitalen Services, wie Paketabholungen oder Geschenkkarten. Zusätzliche Bequemlichkeit bieten moderne Self-Check-Out-Lösungen. In der Schweiz bieten wir bei ausgewählten Standorten auch 24/7-Einkauf an, wo zu bestimmten Tageszeiten Zugang, Einkauf und Bezahlung über eine App erfolgen. Sofern möglich, möchten wir den 24/7-Einkauf auch nach Deutschland bringen.
CS: Ist Avec auch für Deutschland Ihre strategische Marke für den
Convenience Markt?
Angehrn: Ja. In der Schweiz sind wir mit Avec eine der führenden Anbieterin im Convenience-Markt und können so viel Erfahrungen sammeln. Unser Knowhow möchten wir auch in Deutschland einsetzen, angepasst an die Bedürfnisse des deutschen Marktes und der deutschen Kundinnen und Kunden. Wir sind überzeugt, dass Konzept und Angebot von Avec gut nach Deutschland passen. Wir planen bis Ende des Jahres zwischen 20 und 30 Avec Stores an Hochfrequenzlagen wie Tankstellen und Bahnhöfen zu eröffnen.
CS: In Deutschland war Valora mit der Entwicklung von neuen Formaten bisher zurückhaltender als in der Schweiz. Planen Sie auch in Deutschland, neue Konzepte zu testen und einzuführen?
Angehrn: Ja, wir möchten in Deutschland wachsen und werden künftig auch in Deutschland vermehrt aktive Formatentwicklung betreiben. Die Eröffnung des Avec Shops an der U-Bahnstation der Heinrich-Heine Allee in Düsseldorfer ist ein erster Grundstein für weitere Expansionen.
CS: Sie sind in Deutschland auch an Tankstellen aktiv. Wollen Sie in diesem Markt noch weiterwachsen?
Angehrn: Valora betreibt bereits seit über
20 Jahren Tankstellen. Wir beobachten, dass auch deutsche Kundinnen und Kunden immer häufiger wegen eines attraktiven Convenience-Angebots zur Tankstelle fahren und nicht nur um zu Tanken. Wir sehen also auch hier ein großes Potenzial für Wachstum. Dazu erwarten sie ein entsprechendes Convenience-Angebot.
CS: Wie wichtig ist die Diversifikation des Produkt- und Serviceangebots für die Zukunft des Convenience-Marktes?
Angehrn: Unsere Foodvenience-Strategie bei Avec geht über das Angebot von Sandwiches, Snacks und Getränken hinaus. So eröffnen wir Ende Mai in der Schweiz den ersten Avec Store mit dem ‚The Kitchen‘-Konzept. Mit diesem bieten wir direkt im Store eine Theke für warmes Essen wie Pizza oder Döner an. Zudem gibt es noch mehr frische und regionale Lebensmittel im Angebot. Zusätzlich bieten wir auch hier eine breite Palette an digitalen Services, wie Paketabholungen oder Geschenkkarten und ergänzen das Sortiment durch unsere beliebte Eigenmarke ‚ok.–‘. Abgerundet wird das Einkaufserlebnis mit dem Einsatz neuester Self-Checkout-Lösungen.
CS: Wie sehen Sie den Convenience-Markt im Allgemeinen und den Tankstellen-Markt im Konkreten in zehn Jahren?
Angehrn: Ich bin überzeugt, dass die Bereiche Convenience und Food-to-go noch weiter verschmelzen. So wird auch der Trend zunehmen, dass viele Kundinnen und Kunden eher wegen eines Convenience Stores als zum Tanken an eine Tankstelle fahren. Letztlich wird die fortschreitende Digitalisierung personalisierte Einkaufserlebnisse ermöglichen, die noch genauer auf die individuellen Präferenzen der Kundinnen und Kunden abgestimmt sind. Es wird also eine spannende Reise!