Mundorf-Pächter Dederichs "Grundsätzlich gleich geblieben"

Einer der langjährigsten aktiven Wegbegleiter von CS ist Günter Dederichs. CS sprach mit ihm und Sohn Timo, der heute die Mundorf-Tankstelle in Spich führt, über Wandel und Kontinuität im Business.

Montag, 13. Mai 2024 - Tankstelle
Hans Jürgen Krone
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Bildquelle: Krone

Convenience Shop: Meine Herren, wir sind ja seit 30 Jahren im Austausch miteinander. Es stellt sich heute die Frage, wie stark sich das Tankstellen- und C-Geschäft in dieser Zeit wirklich verändert hat. Ist es grundsätzlich anders geworden?
Günter Dederichs: Nein, die Elemente, die wir damals schon in unserer Station in Bonn auch für die Branche mitetabliert und erprobt haben, sind grundsätzlich gleich geblieben.
Timo Dederichs: Generell ist das so und die Standbeine auf
denen das Geschäft steht, sind noch dieselben wie vor 30 Jahren. Aber um uns herum hat sich schon einiges geändert. In den 90er Jahren waren wir beispielsweise mit dem Backshop noch Pioniere und konnten sonntags damit große Umsätze machen, weil wir damit allein waren. Dann kamen die Backshops vor allem der Bäcker-Ketten. Und damit ging unser Umsatz etwas zurück, weil wir den Backshop immer nur im Nebengeschäft betrieben haben.

CS: Andere haben das Bistro-Geschäft weiter
forciert. Sie sind ja schnell einen anderen Weg gegangen und haben sich damals in Form von Subway bereits einen Systemgastronomen mit an Bord geholt, der immer noch dabei ist.
G. Dederichs: Das hat sich ausgezahlt, auch wegen der Synergien. Wir sind ein attraktiver Standort und im Nachtgeschäft profitiert Subway von uns und wir von ihm.
T. Dederichs: Wir haben ja nach wie vor rund um die Uhr auf. Das war selbst bei Corona so. Da durfte Subway allerdings nicht öffnen. Das war schwierig, weil dann unsere Kassierer hier ganz allein waren. Aber unsere Tankstelle ist nie dafür konzipiert worden, dass sie überhaupt abgeschlossen wird und so soll es auch bleiben, denn nach Corona hat sich gezeigt, dass sich die Systemgastronomie hier weiterhin lohnt.

CS: Das Thema Kosten war vor 30 Jahren noch nicht so dominant. Was ist denn heute damit?
T. Dederichs: Ich kann beispielsweise derzeit nur auf einen ‚Granatensommer‘ hoffen, damit meine Getränke laufen. Aber wenn das nicht der Fall ist, habe ich trotzdem dieselben Energiekosten und natürlich auch Personalkosten. Die ganze Entwicklung rund um den Mindestlohn hat unsere Branche natürlich heftig getroffen. Da muss man schon gut kalkulieren und alles mit dem Steuerberater genau durchrechnen. Glücklicherweise waren und sind unsere Umsätze stabil und das war auch während und mit Corona der Fall.

CS: Und im Shop-Sortiment, was hat sich da in den Jahren bei Ihnen verändert?
T. Dederichs: Früher haben wir schon auch außerhalb der Impuls-Sortimente mehr Lebensmittel verkauft. Aber das hat immer mehr abgenommen. Wir haben auch Tests mit Eigenmarken des Lieferanten gemacht, aber das hat zumindest bei uns auch nicht so funktioniert. Natürlich können wir diese hier nicht zu LEH-Preisen verkaufen, dann wäre der Abstand zu den Verkaufspreisen, die wir im Marken-Sortiment anbieten können, auch viel zu groß.

CS: Oder wird der Handel das Shop-Geschäft ganz übernehmen? Wäre es vielleicht auch für Sie gut, wenn draußen am Shop die Marke eines Handelsunternehmens stünde?
T. Dederichs: Draußen den Namen dran zu schreiben, dagegen hätte ich auch nichts, allerdings zu unseren Bedingungen. Aus meiner Sicht wird versucht, aus manchem Trabi einen Ferrari zu machen. Aber für so etwas habe ich gar keinen Kopf, denn dies ist ein besonderer Standort mit wenig Wettbewerb.

CS: Der Branche wird ja schon seit 25 Jahren ein deutlicher Rückgang der Bedeutung und der Zahlen von Tankstellen vorausgesagt und in Zeiten von E-Loading umso mehr. Was ist denn damit?
T. Dederichs: Wir können da nur reagieren, dafür sind Politiker und andere zuständig. Natürlich baden wir das vor Ort aus. Klar wären wir manchmal auch froh, wenn Standorte geschlossen würden. Das sind ja nicht alles Stationen wie diese hier und bei einigen wissen wir schon, dass sie wirtschaftlich für die Pächter eigentlich nicht funktionieren. Und natürlich treffen neue Vorschriften, die Investitionen von Seiten der Mineralölgesellschaften erfordern, auch diese kleinen Stationen, ebenso wie die Personalprobleme.

CS: Dennoch ist die Zahl seit 30 Jahren immer noch relativ konstant.
T. Dederichs: Ja, in unserer Region haben die großen Mineralölgesellschaften die eine oder andere Station aufgegeben, aber dann sind andere Mittelständler gekommen und haben sie übernommen. Solange sich das für sie rechnet und sie jemanden finden, der diese für sie betreut, bleibt eine kleinere, effizientere Zahl von Tankstellen wohl Wunschdenken.

CS: Und was ist mit den Auswirkungen der Elektromobilität. Bereiten Sie sich darauf vor?
T. Dederichs: Wir waren die erste Station, die hier eine E-Säule installiert hat und planen jetzt gerade eine zweite Ladesäule an unserer Station. Aber was weiter passiert, bleibt unklar.

CS: Sie gehen aber insgesamt davon aus, dass Ihre Familie hier noch lange aktiv sein wird?
G. Dederichs: Ja absolut, wir haben schon vieles kommen und wieder gehen gesehen.
T. Dederichs: Ja, das ist so. Wenn ich jetzt den Kopf in den Sand stecken würde, hilft das auch nicht weiter. Aus meiner Sicht wird das Thema E-Mobilität derzeit viel zu ideologisch diskutiert. Um den realen Markt kümmert sich kaum jemand. Natürlich sorgen monetäre Anreize wie die geringere Besteuerung von Firmenwagen dafür, dass beispielsweise auf diesem Gebiet mehr E-Autos gekauft werden, aber das geschieht doch aus meiner Sicht nicht, weil man von der Technologie überzeugt ist. Und natürlich setze ich eher auf E-Fuels für die die Tankstellen-Infrastruktur zu 100 Prozent bestehen bleiben könnte. Wahrscheinlich wird es ein Mix werden.