Aral & Rewe Der Deal - Der Wettbewerb

Es ist die Top-Meldung der vergangenen Wochen: Die Mineralölgesellschaft Aral wird an bis zu 1.000 Tankstellen zusammen mit der Rewe das To go-Konzept umsetzen.

Donnerstag, 31. März 2016 - Tankstelle
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Der Deal - Der Wettbewerb
Bildquelle: Carsten Hoppen, Shutterstock, Stefan Mugrauer, Aral

Aber es steckt noch etwas anderes dahinter, nämlich der heftig tobende Wettbewerb im Lebensmittel-Einzelhandel. Das ungewöhnlich öffentliche Ringen der beiden Handelsunternehmen Rewe und Edeka um die Übernahme der Tengelmann-Läden, die Bedenken des Bundeskartellamtes und schließlich der Ärger um die Minister-Erlaubnis für Edeka, diese Läden unter strengen Auflagen übernehmen zu dürfen, zeigte sehr deutlich die Polarisierung, die in den vergangenen Jahren in diesem Metier stattgefunden hat. Offenbar will keines der beiden Unternehmen der anderen Marke auch nur eine handbreit Vorteil lassen, getrieben natürlich vom gnadenlosen Wettbewerb der Discounter hier zu Lande. 

In dieser Situation künftig an 1.000 zusätzlichen Standorten die Rewe-Flagge zeigen zu können, ist in diesem Kampf ein Vorteil, der die Edeka voraussichtlich nicht ruhen lassen wird. Schließlich sind dies nicht irgendwelche Standorte. Der ehemalige Aral-Manager Frank Wolf prägte vor Jahren den Ausdruck „Oasen der mobilen Gesellschaft“ für die Tankstellen. Wer beispielsweise nachts durch deutsche Städte fährt, der wird feststellen, dass da wirklich etwas dran ist. Und auch jenseits aller romantisierenden Ideale kann man beobachten, dass die Stationen sicherlich eine besondere Rolle bei der Versorgung dieser überaus mobilen Gesellschaft spielen. Dass Rewe künftig auf diese Art und Weise deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen und sich das Handelsunternehmen damit eine herausgehobene Bedeutung für die mobilen Kunden erarbeiten könnte, die dann auf ihr Kerngeschäft zurückstrahlen würde, liegt nahe: Kundenbindung über alle Bedarfssituationen hinweg.

Beobachter der Branche zweifeln kaum daran, dass die Edeka bei dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen wird. Natürlich kann sie, die im Jahr 2005 die Spar Handelsgesellschaft übernahm, auf die Pionierrolle von Spar Express und das erfolgreiche Engagement bei der Mineralölgesellschaft Jet und an Bahnhöfen in Zusammenarbeit mit der SSP verweisen.

Im Ringen der Marken, künftig auch um Marktanteile und Aufmerksamkeit der Verbraucher im Convenience-Geschäft, bringt das die Edeka allerdings kaum weiter. Dazu kommt, dass Spar als Name von Läden des Lebensmittel-Einzelhandels in Deutschland weitestgehend verschwunden ist, was die Anziehungskraft gerade bei jungen Leuten auf breiter Front natürlich deutlich schmälern könnte, auch wenn die aktuellen Konzepte nach Aussage der Partner gut funktionieren. In dieser Situation steigt der Druck auf die Hamburger Handelsorganisation, künftig auch mit der eigenen Marke im Convenience-Geschäft Flagge zu zeigen. Dieser Schritt würde angesichts der aktuellen Entwicklung kaum überraschen. Allerdings darf die Ausgangslage nicht darüber hinwegtäuschen, dass das intensive Engagement der deutschen Handelsunternehmen jetzt erst vor seiner Bewährungsprobe steht. Dass Lekkerland CEO Michael Hoffmann im Rahmen der Jahrestagung Handel und Wandel in Tankstellen und Convenienc e Shops sagt, „so etwas muss dann auch erstmal funktionieren“, ist angesichts seiner Interessenlage naheliegend, aber deshalb nicht weniger wahr. Kein anderes Unternehmen im Markt verfügt über so viel Erfahrung damit, wie kompliziert die Weiterentwicklung und Rentabilisierung von C-Stores aller Art ist, wie der führende Convenience-Großhändler.

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