Der Absatz von Zigaretten ist im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Das geben die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes her, die im Januar veröffentlicht worden sind. Danach legt der Zigarettenabsatz 2024 um 3,5 Prozent zu. In absoluten Zahlen waren das 66, 2 Milliarden Stück. 2023 wurden 64 Milliarden Zigaretten versteuert. Veröffentlich wurden auch die Absatzdaten für andere Tabakprodukte und so genannte „Substitute für Tabakwaren nach Steuerzeichenbezug“, also E-Zigaretten. Auch beim Feinschnitttabak zum Selberdrehen gab es den Angaben zufolge mit 25.152 Tonnen einen deutlichen Zuwachs von 6,7 Prozent. 2023 waren es 23.581 Tonnen an Feinschnitt.
Diese Zahlen liegen nicht wirklich im langfristigen Trend. Denn seit Jahren gehen die Absätze insbesondere von Zigaretten im Tabakmarkt hier zu Lande kontinuierlich zurück. 2002 wurden noch 145,1 Milliarden Stück Zigaretten versteuert. Seitdem ist der Zigarettenabsatz um mehr als die Hälfte zurückgegangen. „An dieser Tendenz hat sich nichts geändert“, kommentiert Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse; BVTE. Keinesfalls könne aus den Daten ein gestiegener Konsum oder eine erhöhte Raucherquoten abgeleitet werden. Die leicht erhöhten Absatzzahlen bei Tabakprodukten seien hauptsächlich auf das Bestellsystem bei den Steuerzeichen aufgrund der Tabaksteuerhöhung zu Anfang Januar 2025 zurückzuführen. Die Hersteller und Importeure hätten schon im zurückliegenden Jahr Steuerzeichen, mit dem höheren Steuertarif für 2025 bestellt, damit zum Jahresbeginn die Produktion reibungslos funktionieren könne, meint Mücke. Keinesfalls würde in Deutschland generell mehr geraucht.
So genannte Grenzverkäufe steigern den Absatz
„Der Mehrbezug an Steuerzeichen kommt auch wegen der Grenzverkäufe zu einigen europäischen Nachbarländern zustande“, erläuterte Mücke. 2024 seien mindestens eine Milliarde in Deutschland versteuerte Zigaretten an Kunden aus Nachbarländern verkauft worden. Der größte Anteil floss den Verbandsangaben zufolge nach Frankreich und in die Niederlande. Grund dafür ist, dass in Frankreich und in den Niederlanden Zigaretten höher besteuert werden als in Deutschland. Besonders für niederländische Konsumenten seien die Grenzeinkäufe zusätzlich attraktiv, weil im Nachbarland seit Juli des vergangenen Jahres keine Tabakwaren mehr im Lebensmittel-Einzelhandel und auch in Kiosken verkauft werden dürfen. Grenzeinkäufe sind auch bei Zigarettenkonsumenten und Konsumentinnen aus Deutschland durchaus beliebt. Nach den vom Marktforschungsinstitut Ipsos erhobenen Abfalluntersuchungen in Müllsortieranlagen und auf der Straße beträgt der Anteil der Zigarettenschachteln ohne deutsche Steuerbanderole für das Jahr 2024 19,8 Prozent. Jede fünfte Zigarette wurde also nicht in Deutschland versteuert. Damit bewegt sich Deutschland wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Die meisten dieser Zigaretten stammten mit 44 Prozent aus Polen . Die Einkäufe in Polen seien aber seit dem vergangenen Jahr leicht rückläufig, weil es auch dort Tabaksteuererhöhungen gab. Auch werden Zigaretten im Preis weiter steigen: Im März wird in Polen die Tabaksteuer nochmals um 25 Prozent für Zigaretten angehoben. Und auch im Nachbarland Tschechien werden immer weniger Zigaretten verkauft, weil dort die Preise stark angestiegen sein. 2024 stammten nur 14 Prozent der nicht in Deutschland versteuerten Zigarettenpackung aus Tschechien. 2020 trugen noch gut 29 Prozent der hier zu Lande im Müll gefundenen Zigarettenpackungen eine tschechische Steuerbanderole.
Steuererhöhung für Tabakerhitzer und E-Zigaretten
Für E-Zigaretten – die als Substitute für Tabakwaren versteuert werden – wurden laut Statistischen Bundesamt für 1,284 Millionen Liter Steuerzeichen bezogen und damit 265 Millionen Euro an Tabaksteuer eingenommen. Die versteuerte Liquidmenge stieg 2024 den Angaben zufolge mit 3,5 Prozent im Vergleich zu Vorjahr ebenfalls an. Die Steuereinnahmen stiegen um 31,8 Prozent an. 2023 wurden 201 Mio. Euro eingenommen. Auch für erhitzten Tabak und E-Zigaretten griff zu Anfang Januar eine Erhöhung der Tabaksteuer. Für erhitzten Tabak werden beim Statistischen Bundesamt keine Daten ausgewiesen, da es zurzeit für Tabaksticks nur drei Anbieter, beispielsweise Philip Morris, auf dem Markt gibt. Hinzu kommt, dass der deutsche Zoll im zurückliegenden Jahr in Deutschland insgesamt mindestens fast 1,9 Millionen illegale E-Zigaretten und fast 1.800 Liter unversteuerte E-Liquids sichergestellt. Das ergab eine bundesweite Auswertung aller offiziellen Zoll-Mitteilungen zu entsprechenden Funden.
Die Absatzmengen Wasserpfeifentabak stiegen laut Steuereinnahmen deutlich mit knapp über 75 Prozent. Das waren 1.274 Tonnen. Denn im Juli wurde die maximale Packungsgröße von 25 Gramm aufgehoben, nachdem der Absatz klar zurückgegangen waren. Seitdem dürfen wieder größere Mengen angeboten werden. Viele Verbraucher hatten zwischenzeitlich ihren Bedarf wohl illegal gedeckt.
Insgesamt betrugen die Netto-Steuereinnahmen ohne erhitzten Tabak 15,2 Milliarden Euro. Davon entfielen 12,5 Milliarden Euro auf Zigaretten. Das Steueraufkommen stieg um 5,3 Prozent. Die nächste Steuererhöhung steht 2026 an.