Süßwaren-Konsum Wirksames Werbeverbot?

Sollte der Staat Einfluss nehmen auf den Süßwaren-Konsum der Deutschen? Eine Mehrheit lehnt das ab. Anders sieht es aus im Hinblick auf Kinder und Jugendliche.

Dienstag, 31. Oktober 2023 - Süßwaren & Salzige Snacks
Martin Heiermann
Artikelbild Wirksames Werbeverbot?
Bildquelle: Mars Wrigley

Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, der auch bei der Ernährung der Deutschen eine zunehmend größere Rolle spielt. Genauso wie ein gesundheitlich ausgewogener Speisezettel. Gerade deshalb sollten im breiten Portfolio des Food-Angebotes hier zu Lande Süßwaren nur einen kleinen Teil ausmachen. Das sieht auch der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, BDSI, so. Für die Branche, die sich in dieser Hinsicht mit öffentlichen Äußerungen und Stellungnahmen zurückhaltend zeigt, bezieht der Verband Position. Danach handelt es sich bei „Süßwaren primär um genussbringende Lebensmittel. Sie sind das ‚Genuss-i-Tüpfelchen‘ in der Ernährung und nicht etwa zum Sattessen da“, so der BDSI. Allerdings betont der Verband auch, dass es den Konsumenten und Konsumentinnen überlassen werden müsse, wie und womit sich jeder einzelne ernährt.

Damit beziehen sich die Branchenvertreter auf eine Umfrage für den eigenen Verband. Auf die Fragestellung, wer nach Auffassung der Deutschen hauptsächlich für eine ausgewogene Ernährung verantwortlich sei, fielen die Reaktionen eindeutig aus: So antwortete eine überwältigende Mehrheit der Verbraucher, man sehe eine hohe Eigenverantwortung. 88 Prozent der Befragten gaben an, „jede und jeder sollte selbst entscheiden, was er oder sie isst“. Damit werde der Ideen einer staatlicher Bevormundung auch im Bereich der Ernährung eine sehr klare Absage erteilt, urteilt der BDSI. Diese Aussage ist das Ergebnis einer repräsentativen Verbraucherbefragung im Auftrag des Bundesverbands, die im August durchgeführt wurde. Nur zehn Prozent vertreten demnach die Auffassung, dass „der Staat den Verzehr bestimmter Lebensmittel – etwa Fleisch oder Süßwaren – einschränken sollte“. Zwei Prozent sprechen sich dafür aus, dass der Staat übergreifend bei der Ernährung eingreift und eine bestimmte Kost für alle festschreibt.

Appell von Wissenschaftsorganisationen
Dass der Staat durch Bildung und Aufklärung Einfluss auf die Ernährung nimmt, ist allerdings offensichtlich und unumstritten. Wie weit dieser Einfluss gehen sollte, ist gesellschaftlich auszutarieren. Das gilt auch für das geplante Werbeverbot für Kinder. So haben beispielsweise rund 60 Organisationen aus der Wissenschaft, dem Verbraucher- und dem Kinderschutz insbesondere die FDP aufgefordert, die geplanten Beschränkungen bei der Werbung für ungesunde Lebensmittel an die Adresse von Kindern zu unterstützen.

Doch auch die Industrie selbst steht den Werbeeinschränkungen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das zeigt die Positionierung von Mars Wrigley: Grundsätzlich begrüße Mars die Einführung einer rechtlichen Werberegulierung gegenüber Kindern in Deutschland. „Wir haben bereits vor mehr als 15 Jahren, im Jahr 2007, den strengsten Marketing-Kodex der Branche eingeführt. Unser Kodex ist wissenschaftsbasiert, holistisch und geht in vielerlei Hinsicht über den aktuellen Gesetzesentwurf hinaus“, betont Torsten Sydow, Sales Director bei Mars Wrigley, gegenüber Convenience Shop. Dort habe das Unternehmen verankert, dass Mars Kinder unter 14 Jahren in Deutschland kategorisch nicht bewerbe – weder über eigene TV-Spots, noch digital und auch nicht über die Verpackungen oder am Point of Sale. Der Süßwarenhersteller bietet auch keine Gewinnspiele oder Werbegeschenke an, die sich in erster Linie an Kinder richten. „Eine gesetzliche Regelung sehen wir als Chance, gleiche Standards für verantwortungsvolle Lebensmittelwerbung für alle einzuführen“, fügt Sydow hinzu. Jedoch weißt der Sales Director auch darauf hin, dass Mars sich ein „auf Wirksamkeit ausgelegtes Gesetz“ mit zielsicheren Maßnahmen wünsche. „Wir wollen Erwachsene weiter mit unseren Produkten bewerben dürfen“, stellt er klar. Jetzt zu spekulieren, ob und welche Auswirkungen ein Werbeverbot für Kinder für Shops hätte, hält er für verfrüht.