Mopro Milch kommt öfter nicht von der Kuh

Milchprodukte und Käse gibt es für traditionelle Genießer. Doch auch die Mopro-Produkte gehen mit der Zeit. Newcomer stürmen den Markt. Und Preise werden sich ändern.

Dienstag, 13. Februar 2024 - Nahversorgung
Silke Hoyer
Artikelbild Milch kommt öfter nicht von der Kuh
Bildquelle: Kölnmesse / Anuga

Es waren Plakate mit dramatischen Sprüchen, mit denen die Bauern in den ersten Wochen des Jahres auf ihren Traktoren durchs Land rollten: „Gibt es keine Bauern mehr, bleiben eure Teller leer“ oder „keine Landwirte, kein Essen, keine Zukunft“ lauteten sie.

Denn die Bauern sind richtig sauer über den Sparkurs der Ampel-Regierung. Wie hart die Maßnahmen der Regierung den einzelnen Bauern treffen würden, lässt sich nicht pauschal sagen. Dass die Streichung der Steuervergünstigungen auch Auswirkungen auf die Verbraucher haben könnten – nämlich in Form von steigenden Preisen – ist jedoch sicher. Das könnte auch Milch und Molkereiprodukte verteuern. Laut Statista lag 2023 der Indexwert von Milchproduktpreisen bei 118,8 Punkten. Das heißt, dass die weltweiten Preise für Milcherzeugnisse im abgelaufenen Jahr um 18,8 Prozent höher ausfielen als im Referenzzeitraum der Jahre zwischen 2014 bis 2016.

Kein Wunder also, dass bereits 2023 unterm Strich weniger Milchprodukte gekauft wurden. Sowohl die Weiße – Milch und Milcherzeugnisse – als auch die Gelbe Linie – Käseprodukte – haben an Absatzmenge verloren. Das ist ein Trend, der bereits seit längerem zu beobachten ist. So hat die Weiße Linie seit 2020 rund 3,6 Prozent, die gelbe Linie 4,7 Prozent verloren. Das zieht sich durch sämtliche Vertriebskanäle. Auch an den Kassen von Tankstellen, Convenience-Stores und -Shops machte sich diese Entwicklung bemerkbar. Allerdings mussten nicht alle Produktgruppen ein Absatz-Minus verkraften, so legten beispielsweise Heu-, Weidemilch und Feta zu, ebenso wie H-Milch.

Pflanzliche Alternativen legen zu
Auch der Trend zu veganen Produkten hat die Mopro-Welt längst erfasst. So konnten pflanzliche Alternativen wachsen – vor allem im Biosegment. Mindestens jedes zweite Produkt ist „bio“. Der Marktanteil der Milchalternativen liegt mittlerweile bei rund 6,5 Prozent. Wenig verwunderlich, schließlich gilt Kuhmilch als Klimasünde. Und auf Käse verzichten wollen auch viele Veganer nicht. Im Kühlregal von Tankstellen, Convenience-Shops aller Art gibt es mittlerweile veganen Gouda und veganen Camembert, veganen Frischkäse sowie veganen Mozzarella.

Ein weiterer Trend ist die Herstellung von Eiweißerzeugnissen aus Milch und Molke. Diese Produkte konnten laut Destatis mit einem Plus von rund zehn Prozent überzeugen. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg bereits 2022 um knapp vier Prozent auf 610 Gramm und auch 2023 sind proteinreiche Molkereiprodukte eine deutlich wachsende Warengruppe, die gut in den Zeitgeist von gesunder Ernährung und gesundheitlicher Vorsorge passt. Die meisten Verwender von proteinreichen Molkereiprodukten führen diesen Lebensstil, wie die Consumer-Insights-Studie des Mafowerk 2022 zeigt: sie treiben regelmäßig Sport, besitzen Fitnesstracker oder eine Smart-Watch und sind meist zwischen 30 und 39 Jahren alt.

Ein neuer Trend: Craft-Käse
Dieses gesundheitliche Bewusstsein und der Trend zu hochwertigen Lebensmitteln vor allem junger Konsumenten wollen sich auch junge Käsereien zu Nutze machen. So wollen beispielsweise die Gründer der Münchner Käsemanufaktur Craft-Käse etablieren. Das Startup will aus Bio-Milch von einem stadtnahen Hof zunächst Weichkäse und später auch andere Sorten herstellen. Auch anderswo in Deutschland versuchen junge Käser das alte Handwerk neu zu beleben. Beispiel: In der Hafenkäserei in Münster können Kunden den Meistern von einer gläsernen Empore aus zuschauen. Im Laden gibt es Käsiges – alles bio, dazu laktose- und glutenfrei – allerdings zurzeit noch nicht für den Vertrieb in den Convenience-Kanälen gedacht. Bis sich diese Produkte hier etablieren, braucht es noch etwas Zeit.