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Betreibern von Convenience-Shops, ob sie Einzelkämpfer sind oder in großen Unternehmen organisiert, bleibt wenig Zeit für strategische Planungen. Sie sind ganz auf die schwierige Aufgabe konzentriert, die Rentabilität ihrer kleinen Flächen, die ungleich schwerer herzustellen ist als im normalen Lebensmittel-Einzelhandel, zu gewährleisten. Das hört man immer wieder im Gespräch mit nationalen und internationalen Branchen-Playern. Nur wenige große Unternehmen können es sich leisten, sich auf internationalem Parkett intensiv nach neuen Ideen und Inspirationen umzusehen. Einige globale Events bringen Betreiber aus aller Welt zusammen, wie beispielsweise die NACS-Show der National Association of Convenience Stores in den USA. Bis vor einigen Jahren hat Convenience Shop regelmäßige Leserreisen dorthin veranstaltet, um diesen Austausch zu fördern. Doch eine fünftägige Reise in die USA, vielleicht sogar noch nach Las Vegas, steht bei vielen Entscheidern auf de r Lust-reise-Verdachtsliste und hat heutzutage kaum Chancen auf Genehmigung. Das ist bedauerlich, denn eine ganze Reihe der heute in der Branche etablierten Konzepte haben ihren Ursprung auf diesen Reisen oder wurden in diesem Rahmen zumindest entscheidend verbessert oder finalisiert.
Zeit also umzudenken und wieder stärker auf internationale Inspirationen zu setzen, in welcher Form auch immer. Schließlich ist es möglich, sich online auf dem Laufenden zu halten, manchmal sogar online live dabei zu sein und Kontakte zu knüpfen. Auf allen Kontinenten der Erde werden neue Shop-Konzepte realisiert. Eine Adaption deren erfolgreichster Ideen kann sich auch ganz konkret auf den wirtschaftlichen Erfolg hiesiger Shops auswirken. Das in diesem Zusammenhang oft gehörte Argument, die internationalen Bedingungen seien einfach nicht miteinander vergleichbar und Ideen aus Australien oder Japan in Europa deshalb wenig brauchbar, greift viel zu kurz. Schließlich sollte man sich ansehen, mit welchen Strategien die Convenience-Händler weltweit auf Herausforderungen reagieren, wie sie sie umsetzen und weiterentwickeln und was sie für sich damit erreichen. Die Herangehensweise ist entscheidend. Die spezifische Umsetzung im eigenen Land muss man schon selber m achen, aber das dürfte für die Convenience-Spezialisten in Industrie und Handel hier zu Lande eigentlich kein Problem sein.
Aktuell geht es international nicht nur darum, das Convenience-Geschäft mit Konzept- und Produkt-Innovationen voranzubringen. Es müssen auch die Begehrlichkeiten vieler Wettbewerber in die Schranken gewiesen werden. Denn von Australien bis Europa ist es den Unternehmen des Lebensmittel-Einzelhandels, den Systemgastronomen, Fast-Casual-Anbietern, auch Drogeriemarkt- und 1-Dollar-Shop-Betreibern sowie Bäckern und anderen nicht verborgen geblieben, wie man mit den Tugenden des Convenience-Handels Geld verdient.
Sowohl diese Wettbewerber als auch die derart attackierte C-Branche gehen weltweit überraschend mit diesem Wettbewerb um. Vertreter des Lebensmittel-Einzelhandels verkünden nur noch selten, dass man die Entwicklung des C-Handels zu Gunsten des eigenen Geschäfts bremsen will. Stattdessen reihen sich beispielsweise große Handelsunternehmen wie Tesco oder Carrefour mit internationalen Verbindungen und Dependancen in vielen Ländern wie selbstverständlich in die Branche ein.
Sie forcieren ihr Kerngeschäft und treiben dennoch das ursprünglich als lästige Konkurrenz angesehene Convenience-Business weiter voran. Das gilt auch für viele nur national tätige Handelsunternehmen. Sie tun das, weil sie wissen, dass Convenience-Stores sich auf besondere Art und Weise bei ihren Kunden als Problemlöser profiliert haben, was sie in ihren Supermärkten so nicht leisten können. Wenn also das brasilianische Handelsunternehmen Pao de Acucar im Heimatland ein neues Konzept mit dem Namen Minuto entwickelt hat, dann zielt das eben auf die Möglichkeit, einen sehr schnellen Einkauf für die Kunden zu ermöglichen. Für viele Verbraucher ist das der Kern von Convenience.