Rollout Noris wird nationaler Player

Als bundesweit agierender Convenience-Großhändler will Noris Tabak & Convenience durchstarten. Bereits im Jahr 2021 gegründet, werde das Projekt spätestens bis Ende 2023 umgesetzt sein.

Samstag, 10. September 2022 - Großhandel
Martin Heiermann
Artikelbild Noris wird nationaler Player
Bildquelle: Noris Tabak & Convenience

Der Nürnberger Großhändler Noris Tabak & Convenience plant für die kommenden zwölf Monate seinen nationalen Rollout. Das fränkische Unternehmen, das seine Wurzeln im Presse-Grosso hat, will mit dem strategisch vorbereiteten Schritt bundesweit zu einem Wettbewerber von Lekkerland oder der MCS-Partner, aber auch der Tabakwaren-Logistiker werden. Roland Weber, Geschäftsführer des im Januar 2021 gegründeten Dienstleisters, bestätigte dies im Gespräch mit Convenience Shop. Die nationale Positionierung werde definitiv innerhalb des Jahr 2023 erfolgen. Die nötigen Rahmenverträge seien dafür bereits unterzeichnet.

Weber war selbst einige Jahrzehnte für das Presse-Grosso, insbesondere in den Bereichen IT und Organisation tätig, und professionalisierte ab 2008 den Tabakgroßhandel innerhalb des Nordbayerischen Pressevertriebs, NPV, bevor es im vergangenen Jahr zur Gründung der Noris, einer NPV-Tochter, kam. Als Geschäftsführer der Noris Tabak & Convenience zeigt er sich überzeugt, dass die Feinlogistik und die tägliche Belieferung, die sein Unternehmen schon jetzt regional bietet und demnächst deutschlandweit ausrollen will, für Convenience-Händler überall in der Republik sehr attraktiv sei. Die Nürnberger stützen sich dabei auf eine Kooperation mit dem aus dem Presse-Grosso entstandenen, Logistikdienstleister „Kommt“. Dieser wurde im vergangenen September 2021 von 21 Presse-Grosso-Unternehmen aus der Taufe gehoben. Kerngeschäft dieses Dienstleisters ist es, unter dem Label „Kommt“ Overnight Express Business-Kunden bis morgens um sechs Uhr mit Ware zu versorgen, die beispielsweise bei der Noris am Vortag bis 13 Uhr bestellt wurde. Die Zustellung erfolgt an fünf Tagen in der Woche von dienstags bis samstags. Die Presse-Grosso-Unternehmen beliefern schon heute alle Presseverkaufsstellen hier zu Lande – das sind rund 90.000 – mit Ausnahme des Bahnhofbuchhandels. Weber zeigt sich überzeugt, dass diese „Knopfdrucklogistik“ – wie er sie nennt – Noris zum Durchbruch verhelfen werde.

Ein breites Convenience-Sortiment
Deshalb wollen Weber und Michael Baumann, Prokurist bei Noris, auf diese Struktur aufbauen. Denn Ziel sei es, künftig auch Convenience-Shops vor allem mit Tabakwaren zu versorgen. Darüber hinaus aber auch mit einem Convenience-Sortiment, angefangen bei Getränken über Süßwaren bis zu Elektronik-Zubehör und Schreibwaren. Gelistet seien derzeit rund 2.500 bis 3.000 Tabakwaren und etwa 2.000 weitere Convenience-Artikel, berichtet Baumann. „Wir bieten alles, was ein gut aufgestellter Händler in seinem Shop braucht“, betont er gegenüber Convenience Shop. Eine Ausnahme sind allerdings Frische-Produkte. Sie sind derzeit noch nicht im Portfolio, wie er einräumt. Baumann, der aus dem Lebensmittel-Einzelhandel kommt, bei Globus, Marktkauf und auch der Edeka C+C tätig war, macht aber auch deutlich, dass sich die Listung neuer Produkte an der Nachfrage der Kunden orientiert.

Die Kundenstruktur des Nürnberger Großhändlers beschreiben Weber und Baumann als heterogen. Sowohl der kleine Shop mit Lotto-Geschäft, zudem meist selbstständige Tankstellen, kleinflächige Supermärkte und Dorfläden als auch Autobahn-Raststätten gehörten dazu. Dort sei Noris zum Teil Zusatzlieferant, bei Tabakwaren aber oft auch Hauptlieferant. Beim geplanten Rollout seien alle Händler, die Presseartikel verkauften, die Zielgruppe. Noris Tabak & Convenience will spätestens Ende 2023 jede Filiale und jeden Convenience-Shop in Deutschland bedienen können. Nach diesem deutschlandweiten Rollout will das Unternehmen aber auch national agierende Partner für sich gewinnen. „Im Laufe des kommenden Jahres werden wir durch die zuverlässige bundesweite Belieferung zu einheitlichen Bedingungen auch ein interessanter neuer Partner für größere Strukturen des Handels sein“, sagt Geschäftsführer Weber. Auch eine der großen Tankstellen- Ketten mit ihren Shops kann er sich in einigen Jahren gut als Kunden vorstellen. Die Voraussetzungen dafür seien gegeben. Insbesondere die Zuverlässigkeit und die Häufigkeit der Belieferung spreche für Noris. Die Dienstleistung, die das Unternehmen biete, sei bisher „eine Perle im Verborgenen“, so Weber.

Immer gut gefüllte Lager
Um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten, arbeitet Noris nicht mit einer Just-in-Time Belieferung durch die Industrie. Der Lagerbestand liege grundsätzlich so hoch, dass bei Eintreffen der Industrielieferungen der Vorrat eines bestimmten Produktes noch mehrere Tage ausreiche. „Wir sind daher auch bei kurzfristigen Lieferproblemen seitens der Tabakindustrie in aller Regel lieferfähig“, unterstreicht Weber im Gespräch. Das habe für den Händler, in Kombination mit der täglichen Lieferung, den Vorteil, einerseits den Ausverkauf eines Produktes oder einer Marke vermeiden zu können, beziehungsweise andererseits für eine eigene Vorratshaltung keine höhere Kapitalbildung eingehen zu müssen.

Mit manueller Kommissionierung
Um auch bundesweit diese Garantie bieten zu können, werden die Nürnberger künftig zwei Lager mit einer Fläche von jeweils rund 3.500 Quadratmetern betreiben, eines im Süden und eines im Norden. Ob ein weiteres für die nationale Positionierung benötigt werde, können die beiden Noris-Verantwortlichen jetzt noch nicht abschließend beantworten.

Allerdings ist es Weber wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Waren in den Noris-Lagern manuell kommissioniert werden. Auf diese Weise sei die Logistik „aufgrund des dauerhaft enormen Wachstums“ viel flexibler als bei einer Automatisierung. Denn man müsse nicht heute schon den Umsatz künftiger Monate und Jahre planen. Zudem stehe genügend Personal für die Lagertätigkeiten zur Verfügung. Das Unternehmen habe Kapazitäten über die vergangenen Jahre aufgebaut, auch in Zusammenarbeit mit Zeitarbeits- und Logistik-Partnern. Das sorge dafür, dass es in dieser Hinsicht auch bei den Fahrern der Lieferfahrzeuge keine Knappheit gebe.

Über Noris soll also künftig, bei Bestellung bis 13 Uhr ab einem Mindestbestellwert von 350 Euro, bundesweit versandkostenfrei zum nächsten Werktag vor Ladenöffnung Tabak und Convenience geliefert werden. Falls kein direkter Zugang zu den Shops möglich sei, erfolge die Ablage der bestellten Waren an versicherten und gesicherten Ablagestellen. „Bestellungen können über unseren Webshop oder unser Call-Center erfolgen“, erläutert Weber. Allerdings gebe es immer noch zahlreiche Kunden die lieber per Fax oder E-Mail ihren Wareneinkauf tätigten, ergänzt Michael Baumann. Und er betont gleichzeitig, dass das Ordern der Ware bei Noris durch die Kunden so erfolgen solle, wie es die Shop-Betreiber gerne möchten. „Wir sind in der Lage, alle Arten des Bestellungseingangs zu händeln“, versichert er, „und wollen keinesfalls die Händler erziehen“. Mittlerweile würden jedoch rund 50 Prozent den Bestellungen online über den Shop des Unternehmens erfolgen. Bekannt machen will Noris Tabak & Convenience sein neues Lieferangebot über einen Außendienst, der schwerpunktmäßig und situativ eingesetzt werde. Hinzu kommen digitale Möglichkeiten, beschreiben die Verantwortlichen die Vorgehensweise. Zudem strebt Noris Kooperationen zur Umsetzung des nationalen Rollouts an. Dazu gebe es bereits Gespräche. Partner sei beispielsweise der Bundesverband Lotto-Toto-Verkaufsstellen Deutschland. Zudem gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Bestell- und Marktforschungs-Startup Magaloop, das derzeit ebenfalls den nationalen Rollout angeht. Hier sind die Nürnberger gesetzter Partner in der Tabakwaren-Zustellung.

Start in den Regionen
„Die bundesweite Erschließung erfolgt stufenweise“, beschreibt Weber den Start des Projekts. Zunächst werde man sich in diesem Jahr auf einzelne Regionen konzentrieren. Dieser Zwischenschritt soll die logistischen Schnittstellen testen. Danach liefere man in ganz Deutschland aus. Weber und Baumann sehen optimistisch in die Zukunft. Schon jetzt wachse der Umsatz von Noris Tabak & Convenience zweistellig. Das solle auch so bleiben. Zumal für die nationale Positionierung kein externer Kapitalbedarf nötig sei. Denn hinter Noris stehe nicht nur die NPV und die Verbindung zum Presse-Grosso, sondern der Verlag Nürnberger Presse samt Unternehmensgruppe.