Travel Retail Casualfood bleibt weiter in der Spur

Andreas Förster und Michael Schorm leiten jetzt als Geschäftsführer die Geschicke des Verkehrsgastronomen und Shop-Betreibers Casualfood. CS sprach mit ihnen, in welche Richtung es weitergeht.

Samstag, 01. April 2023 - Bahnhof und Flughafen
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Casualfood bleibt weiter in der Spur
Bildquelle: Casualfood / Dieter Roosen

Nach der Übernahme von Casualfood durch die Orior-Gruppe sind die Gründer Stefan Weber und Michael Weigel in den neu gegründeten strategischen Beirat gewechselt. Wie geplant, übernahmen die langjährigen Mitglieder der Geschäftsleitung Michael Schorm und Andreas Förster jetzt die Geschäftsführung von Casualfood. Grund genug für Convenience Shop mit dem neuen Führungsduo darüber zu sprechen, wie die aktuellen Rahmenbedingungen an Bahnhöfen und Flughäfen sind, wie sich das Unternehmen aus ihrer Sicht entwickelt und welche Schwerpunkte die neue Casualfood-Geschäftsführung in unterschiedlichen Geschäftsfeldern künftig setzen will.

Convenience Shop: Welche persönlichen Akzente werden Sie ab sofort als neue Geschäftsführer von Casualfood setzen?
Michael Schorm: Wir sind sehr stolz darauf, dass wir, nach unserem langjährigen Mitwirken in Führungspositionen, nun die Geschäftsführung der Casualfood übernommen haben. In erster Linie bleiben wir der DNA treu, die Casualfood erfolgreich gemacht hat. Wir werden weiterhin die Gastronomietrends im Auge haben und diese mit den Bedarfen unserer Gäste übereinanderlegen, um das bestmögliche Ergebnis für die Zukunft von Casualfood zu gewährleisten.
Andreas Förster: Insgesamt gilt: Casualfood bleibt Casualfood. Wir halten den Kurs als innovativer Verkehrsgastronom und freuen uns darauf, das Unternehmen nachhaltig und erfolgreich weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, unsere Kernkompetenzen zu festigen und unsere hohe Qualitätsansprüche weiter zu etablieren. Und natürlich hat auch die fortlaufende Digitalisierung der Prozesse einen wichtigen Platz auf unserer Agenda.

CS: Wie ist die Situation in Ihrem Unternehmen, nachdem die Pandemie endlich einigermaßen abgeklungen ist?
Förster: Die aktuelle Entwicklung gestaltet sich positiv. Und wir sind froh, dass wir das trotz der kontinuierlich neuen Herausforderungen wie steigende Lebensmittelpreise und Energiekosten sowie dem Mangel an Personal sagen können. Ganz besonders freut uns, dass wir am Flughafen BER nun neun Outlets geöffnet haben. Außerdem sind bis zu zwölf weitere Snack-Mobile geplant. Am Flughafen Frankfurt öffnet ein weiteres Goodman & Filippo. Und am Hamburger Hauptbahnhof werden wir in Kürze auch mit einem Basta! Pizza e Pasta vertreten sein.
Schorm: Die Passagiere wollen wieder reisen, das war auch vergangenes Jahr vor allem im Sommer schon deutlich zu sehen. Die Reiselust ist hoch und steigert sich noch weiter. Das stimmt uns sehr zuversichtlich. Außerdem haben wir viele Ideen für neue Konzepte und sind hoch motiviert. Corona ist zwar noch da, beeinflusst unser Geschäft aber nur noch minimal. Aber wie gesagt, die geopolitischen Verwerfungen mit zum Beispiel Teuerungen bei Rohstoffen und Produkten machen natürlich auch vor unserer Türe nicht halt und müssen gut geführt werden.

CS: Hat sich aus Ihrer Sicht das Verbraucherverhalten durch die ganze Entwicklung verändert und wie reagieren Sie auf die Situation?
Förster: Das Verbraucher- und Konsumverhalten der Reisenden an den Flughäfen und Bahnhöfen ist im Wesentlichen gleichgeblieben. Veränderungen resultieren vor allem aus gesellschaftlichen Entwicklungen, beispielsweise hinsichtlich der Essgewohnheiten und Wünsche der Gäste.
Schorm: Wir hatten, bedingt durch die Regulierungen, entsprechend mehr To-Go-Geschäft. Aber jetzt sind die Passagiere froh, dass sie ihre Wartezeit wieder entspannt in den Restaurants und Bars verbringen können. Das gestaltet ihren Aufenthalt am Flughafen wesentlich angenehmer, und genau das ist unser Ziel. Außerdem – und das kennen wir selbst alle auch – gelten in den Ferien andere Ess- und Genussregeln als im Alltag. Und diese „Jetzt-ist-Genuss-Zeit“ beginnt bei vielen mit Betreten des Flughafens. So oder so, wir haben für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis etwas in unserem Portfolio, und sollten wir etwas nicht haben, so kreieren wir jederzeit gern etwas Neues.

CS: Wie wirkt sich das Thema Preissensibilität in ihrem Geschäft aus? Ihre Standorte, beispielsweise an Flughäfen, sind ja für die Kunden schon traditionell eher hochpreisig. Gibt es überhaupt noch Spielräume für notwendige Preisanpassungen?
Förster: Auch wir müssen die Preise anpassen. In der aktuellen Situation ist das schlicht unumgänglich. Wir versuchen dies aber sehr verantwortungsvoll zu tun und vorgängig immer auch nach Effizienzen oder partnerschaftlichen Lösungen entlang unserer Wertschöpfungskette zu suchen.

CS: Das Thema Mitarbeitermangel ist derzeit in aller Munde. Wie stellt Ihr Unternehmen sicher, dass Sie trotzdem weiterhin überall arbeitsfähig bleiben?
Schorm:
Das Thema Mitarbeitende ist in der Gastro-Branche seit langem eine große Herausforderung, und ist es jetzt umso mehr. Darum rekrutieren wir auf allen bekannten Kanälen. Auch das Social Web bekommt hier eine zunehmend große Bedeutung. Zudem haben wir bei Casualfood unsere Recruitingdays, an denen sich Bewerberinnen und Bewerber direkt bei uns vor Ort ganz unkompliziert und ohne großen Aufwand vorstellen können.
Förster: Und natürlich kann es nicht nur darum gehen, die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Ein großer Fokus liegt zudem auf der Mitarbeiterbindung und -weiterentwicklung. Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein, unsere Mitarbeitenden lange halten und ihnen Optionen und Perspektiven für ihre persönliche Weiterentwicklung bei uns im Unternehmen geben.
CS: Casualfood war ja immer besonders innovativ, hat zahlreiche neue Konzepte entwickelt und anschließend weiterverbreitet. Wird das auch weiterhin so sein und können Sie schon sagen, in welche Richtung Sie dabei denken?
Schorm: Die DNA der Casualfood bleibt wie gesagt erhalten, das Unternehmen wird natürlich auch weiter innovative Gastro-Konzepte an Flughäfen und Bahnhöfe bringen. Genau das ist es, was Casualfood ausmacht. Und das ist für Andreas Förster und mich keine neue Aufgabe – wir haben hier schon seit vielen Jahren mit unseren Teams in der Operative und aus der Geschäftsleitung heraus mitgewirkt und uns eingebracht bei Ideenfindung, Entwicklung und Umsetzung der Konzepte. Darüber hinaus schätzen unsere Partner vor allem die hohe Betreiberqualität von Casualfood, also unsere Flexibilität, Qualität und unseren direkten Einfluss auf den Betrieb unserer Konzepte und Sortimente.
Förster: Wir sind dafür kontinuierlich unterwegs und schauen uns an, was an anderen Standorten und auch in anderen Ländern angesagt ist, und ob wir etwas entdecken, das wir selbst in unsere eigenen Konzepte einbringen wollen. Wir versuchen die Trends zu finden, die auch in die Verkehrsgastronomie passen und setzen diese dann gezielt dort ein, wo es am besten zu den Reisenden passt. Vegane und vegetarische Angebote spielen beispielsweise schon lange eine große Rolle im Großteil der CasualfoodKonzepte, überall dort, wo es Sinn macht. Und auch das Thema Plant Based hält bei uns verstärkt Einzug. Insgesamt gilt in all unseren Konzepten, dass wir für jeden Gast das richtige Angebot in unserem Sortiment haben.
CS: Die Branche, wie auch Casualfood, geht allgemein davon aus, dass die Gäste und Kunden künftig stärker auf gesunde Ernährung achten und auch vegane oder vegetarische Produkte kaufen wollen. Sie haben schon mit entsprechenden Angeboten, mit Superfood und Natural darauf reagiert. Wie passen Sie Ihre Konzepte diesen Trends künftig an?
Förster: In so gut wie jedem Casualfood-Konzept gibt es bereits ein Angebot an besonders gesunden, vegetarischen und veganen Speisen. Je größer die Anzahl der Menschen, die das nachfragt, desto größer ist auch unser Angebot in den verschiedenen Konzepten. Das Thema gesunde Ernährung spielte bei uns schon vor zehn Jahren eine große Rolle, als wir zusammen mit der Fraport am Flughafen Frankfurt das von Ihnen genannte Konzept Natural entwickelt und etabliert haben.
Schorm: Eine besondere Stärke von Casualfood ist dabei, dass wir schnell auf Veränderungen im Markt und auf die Wünsche unserer Gäste reagieren können. Wir sehen etwas, und wenn wir es als gut und sinnvoll erachten, können wir es schnell in unsere Konzepte integrieren.

CS: Sie sind ja Teil der Orior Gruppe, die über zahlreiche Foodmarken verfügt. Wird man diese künftig auch stärker im Casualfood-Geschäft sehen?
Förster: Auf jeden Fall – das sind kulinarisch hochwertige und trendige Foodmarken und Produkte, zum Beispiel im Plant-Based-Bereich oder in einer sehr spezialisierten Gemüsesaft-Nische. Da gibt es in der Orior-Familie definitiv einige interessante Produkte für Casualfood.

CS: Wie hat sich Ihr Convenience-Store Quickers entwickelt, den wir auch redaktionell immer mal wieder begleitet haben? Sind auch hier Weiterentwicklungen geplant?
Förster: Wir stellen alle unsere Marken immer wieder auf den Prüfstand und entwickeln sie kontinuierlich weiter. Das Quickers ist bereits in der Version 3.0 zu sehen, wir haben bereits drei Mal ein komplettes Makeover durchführt. Das Konzept besteht aus verschiedenen Bausteinen, die sich modular für den jeweiligen Standort und in enger Abstimmung mit dem Vermieter zusammensetzen lassen. Wir arbeiten hier ständig an der Marke, am Look & Feel, und auch an der Produktpalette.

CS: Die modernste Form der C-Stores sind aktuell automatisierte Smartstores. Hat Casualfood auch dafür etwas in der Pipeline?
Schorm: Derzeit betreiben wir keine solche Formate. Wir sind aber nah dran und gehen kontinuierlich auf Scoutings, um zu bewerten, ob und wie das für Flughäfen oder Bahnhöfe relevant werden kann und wo ein Einsatz Sinn machen könnte.

CS: Sie haben schon vor einigen Jahren auch andere Kanäle wie Autohöfe für sich entdeckt. Sind Channels wie Tankstellen-Shops und ähnliche Standorte für sie weiterhin eine interessante Option und wenn ja: nur für Gastro- oder auch für Shop-Konzepte?
Schorm: Unser Fokus liegt klar auf Flughäfen und Bahnhöfen, das wird auch in Zukunft so bleiben.

CS: Gerade an Flughäfen, wo sie ja besonders aktiv sind, ist das Thema Mehrweg auf Grund der Reisesituation der Kunden ja nicht einfach. Wie haben Sie sich darauf eingestellt und können Sie schon etwas über erste Erfahrungen sagen?
Schorm: Wir arbeiten an allen Standorten und allen Verkaufsstellen seit längerem mit dem Unternehmen Recup zusammen. Der Recup-Becher ist an Flughäfen und Bahnhöfen mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Mit dem zirkulären Pfandsystem kann die Ausgabe von Einwegbechern massiv reduziert werden. Gäste zahlen für den Becher ein Pfand in Höhe von einem Euro, den sie bei Abgabe zurückerhalten. Außerdem können unsere Gäste ihren eigenen Mehrwegbecher mitbringen und bekommen damit einen Rabatt auf Heißgetränke.
Förster: Wir versuchen unseren bestmöglichen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit an Flughäfen und Bahnhöfen zu leisten. Auch bei Mehrweg. Wir können erste Erfolge sehen mit Mehrweg-Angeboten und freuen uns, wenn unsere Gäste diese Angebote annehmen. Es ist aber noch ein langer Weg zu gehen. Wir arbeiten daran, dass sich Mehrweg – und auch Nachhaltigkeit generell – noch stärker und auf allen Ebenen, bei uns und bei unseren Konsumentinnen und Konsumenten etabliert. Es ist unsere Pflicht und Aufgabe dies voranzutreiben und wir tun es aus Überzeugung.