Flughäfen Wieder auf dem Niveau von 1986

Durch die Corona-Pandemie haben Flughafenbetreiber und die dort tätigen Händler und Gastronomen empfindliche finanzielle Einbußen erlitten. Bund und Länder wollen sie nun unterstützen.

Mittwoch, 17. März 2021 - Bahnhof und Flughafen
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Artikelbild Wieder auf dem Niveau von 1986
Bildquelle: Flughafengesellschaft München

Die Lage der Flughäfen ist prekär. Mit nur noch zehn Prozent der sonst üblichen Reisenden stecken die Flughäfen immer noch tief im zweiten Lockdown. Durch das faktische Herunterfahren seit November des vergangenen Jahres erwarten die deutschen Verkehrsflughäfen weitere Ausfälle in Millionenhöhe. Und ein Ende dieser Situation ist bisher kaum absehbar. Deshalb ist es fraglich, wie lange die Flughäfen, sowohl im Bereich Aviation als auch bei Non-Aviation, noch ohne finanzielle Unterstützung durchhalten können. Betroffen sind auch die Händler und Gastronomen, die auf den Gewerbeflächen der Terminals ihr Kerngeschäft betreiben. Beispielsweise die Gebrüder Heinemann haben schon Konsequenzen angekündigt. Sie werden sich von einigen Flughäfen, so vom Airport Köln-Bonn, zurückziehen. Andere Anbieter im Travel-Retail-Markt, etwa Casualfood, erwarten, dass sich ihr Unternehmen noch sehr lange mit den Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen beschäftigen wird.

Die Zahlen im Airportgeschäft sind in der Tat alarmierend: Im Jahresverlauf 2020 bis zum Ende des Monats Dezember gab es 75 Prozent weniger Passagiere als im Jahr 2019. Durch die Corona-Pandemie brachen die Passagierzahlen auf das Niveau von 1986 ein. Das bedeutet, dass es insgesamt wohl mehr als drei Milliarden Euro voraussichtliche Verluste im gerade abgelaufenen Jahr und auch in diesem Jahr geben wird, nach einem Vorsteuergewinn von fast 800 Millionen Euro 2019. Es fehlen jeden Tag in Summe über zehn Millionen Euro an Einnahmen. Entsprechend brachte 2020 einen Einnahmenausfall von über 3,6 Milliarden Euro. In der Folge sind mindestens ein Viertel der über 180.000 Arbeitsplätze an den Flughafenstandorten akut gefährdet.

Um die Lage an den Airports zu stabilisieren, hat nach den Landesverkehrsministern Ende Januar auch die Finanzministerkonferenz den Weg in Sachen Rettungspaket für die Flughäfen frei gemacht. Die Länder haben sich in ihren Beschlüssen verpflichtet, die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer beim Luftverkehrsgipfel im November 2020 zugesagten Hilfen zur Hälfte zu übernehmen.

Warten auf Bund und Länder
„Die politische Blockade des Flughafen-Rettungspakets, die mittlerweile die Existenz der Flughäfen gefährdet, scheint überwunden. Mit den Beschlüssen der Finanz- und Verkehrsministerkonferenz sind die Bundesländer ihrer Verantwortung für den Luftverkehrsstandort Deutschland nachgekommen. Die vom Bund geforderten Zusagen zur hälftigen Mitfinanzierung haben die Länder erbracht. Jetzt liegt der Ball im Feld der Bundesregierung. Die Flughäfen vertrauen darauf, dass die in Aussicht gestellten Hilfen so schnell wie möglich geleistet werden“, so Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV.

Seit dem Luftverkehrsgipfel im November 2020 sind die Erwartungen an Bund und Länder also hoch. Denn auch während des Lockdowns blieben alle Flughäfen, auf Wunsch der Politik, betriebsbereit. Auch deshalb hält der Flughafenverband ADV an seiner Forderung fest, dass zumindest die Übernahme der Vorhaltekosten aus der Zeit des ersten Lockdowns in Höhe von 740 Millionen Euro erfolgt. „Die Zeit drängt“, bekräftigt Beisel. Es sei notwendig, den Flughäfen jetzt die dringend benötigten Finanzmittel als nicht rückzahlbare Zuschüsse zu gewähren. Nur so können irreparable Strukturbrüche verhindert werden.