Flughafen Berlin Jenseits von Normal

Casualfood ist am Flughafen BER als größter Gastro-Anbieter an den Start gegangen. Allerdings könnte die Herausforderung, angesichts der Pandemie, kaum größer sein. Wir befragten Michael Schorm, Leiter Gastronomie bei Casualfood, dazu.

Montag, 15. März 2021 - Bahnhof und Flughafen
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Jenseits von Normal
Bildquelle: Felix Sehr

Casualfood, das einst mit wenigen mobilen Brezelständen sein Geschäft begann und sich dann schnell zum Gastronomen und Retailer entwickelte, ist am neuen Flughafen Berlin Brandenburg (BER) der größte Gastro-Betreiber. Das Unternehmen ist mit zwölf festen und mehreren mobilen Standorten in den Terminals eins, zwei und fünf vertreten. Mit dabei ist das Convenience-Konzept Quicker’s. Extra für Berlin neu entwickelt wurde die Gastro-Marken East Side Berlin, der Berlin Pub und die dazugehörigen Deli Berlin Mobile. Antworten von Michael Schorm, Leiter Gastronomie.

Aktuell kommt es auf den Restart in Flughäfen an. Erhoffen Sie sich vom BER Signalwirkung ?
Schorm: Wir haben bereits vor neun Jahren den Grundstein für unsere Expansion am BER gelegt. Nun sind wir stolz und glücklich darüber, dass wir die ersten Konzepte eröffnet haben. Sicher haben wir uns einen anderen Start gewünscht als unter Lockdown-Regelungen und deutlich reduziertem Passagieraufkommen. Dennoch sehen wir es für uns und insbesondere für unsere Mitarbeiter als positives Zeichen, denn es geht weiter voran. Selbst in diesen schwierigen Zeiten eröffnen wir neue, eigens für den BER entworfene, Gastronomiekonzepte und investieren damit ganz entscheidend in die Zukunft von Casualfood.

Wie haben Sie die unterschiedlichen Bereiche des Unternehmens fit gemacht für die neue Zeit?
Wir haben umfangreiche Sicherheits- und Hygienekonzepte für unsere Stores entwickelt. Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig geschult, und wir prüfen natürlich auch vor Ort, dass alle Maßnahmen nach den aktuellen Vorgaben umgesetzt werden. Darüber hinaus gilt bei uns wie auch in anderen Gastronomien natürlich die Maskenpflicht für unsere Mitarbeiter. Und es gibt digitale Speisekarten, Hygienesäulen, Getränkekarten per QR Code, Plexiglasscheiben zur Abtrennung der Sitzbereiche, so wie ein Desinfektionskonzept für Tische und Karten. Die Bezahlung kann darüber hinaus kontaktlos erfolgen.

Wie waren aus Ihrer Sicht die Reaktionen Ihrer Kunden in den Läden in diesen Krisenzeiten und wie haben sich die Reaktionen im Laufe der Monate verändert?
Die Kunden sind mit aufgesetzten Masken sehr zielstrebig auf die Sitzplatzbereiche zugegangen und haben hier konsumiert. Sicher auch vor dem Hintergrund hier die Maske absetzen zu können. Insgesamt stellen wir fest, dass die Verweildauer in den Restaurants länger ist. Ein Thema, das häufig zu Diskussionen führt, ist leider das Ausfüllen der Meldeformulare. Insbesondere ausländische Gäste kennen dieses Vorgehen nicht und sind oft nicht bereit, es einfach zu akzeptieren.

Wie war und ist aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit mit Partnern, Vermietern und Mitarbeitern? Welche Erfahrungen waren eher positiv, welche negativ?
Mit unseren Partnern und Mitarbeitern lief und läuft die Zusammenarbeit wie gewohnt sehr partnerschaftlich, auch während der Corona Pandemie. Gemeinsam haben wir neue Wege entwickelt, um mit dieser herausfordernden Situation umzugehen. Wir halten engen Kontakt und besprechen die sich schnell verändernden aktuellen Situationen. Mit einigen Vermietern war der Kontakt zu Beginn der Pandemie zugegebenermaßen noch etwas holprig – die Dauer und auch die Ausmaße und Folgen waren zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unklar. Zwischenzeitlich ist jedoch jedem bewusst geworden, dass die Pandemie weit reichende Folgen und Schäden verursacht, die nur gemeinsam und lösungsorientiert behoben werden können. Schließlich sind wir in der Reisegastronomie tätig – in diesem Wort stecken die wohl am meisten betroffenen Branchen.

In der Krise haben sich die GastroStandorte an Bahnhöfen und Flughäfen als kritisch erwiesen. Werden Sie Ihr Geschäft künftig, was die Standorte angeht, stärker differenzieren?
Casualfood ist Spezialist in der Reisegastronomie, und dies wird aus heutiger Sicht unsere Kernkompetenz bleiben. Wir werden darüber hinaus unsere Augen offenhalten, um neue Chancen zu erkennen und wahrzunehmen. Fest steht, dass die Normalisierung dieses Geschäfts- feldes einige Jahre in Anspruch nehmen wird.

Wie sehen Sie die offiziellen Konzepte und Förderprogramme, die derzeit angeboten werden? Kommen diese auch Ihrem Geschäft zu Gute, oder müsste mehr passieren?
Der Lockdown hat die gesamte Branche zum wiederholten Male extrem hart getroffen. Es ist ein erster Schritt, dass Gastronomen bis zu 75 Prozent ihres durchschnittlich wöchentlichen Umsatzes vom November 2019 erhalten sollen und Einnahmen aus dem Außer-Haus-Verkauf nicht abgezogen werden. Allerdings sind wir als Reisegastronomen doppelt getroffen – zum einen haben wir an Flughäfen aufgrund der ausbleibenden Passagiere horrende Umsatzeinbußen, zum anderen befinden sich die meisten unserer Outlets hinter der Sicherheitskontrolle, so dass es uns unmöglich ist, andere Zielgruppen anzusprechen. Leider müssen wir davon ausgehen, dass uns die Pandemie und vor allem auch ihre Folgen noch sehr lange beschäftigen werden. Ob es eine langfristige Unterstützung der Branche geben wird und wie diese aussieht, bleibt abzuwarten.
“Die Normalisierung des Geschäfts- feldes wird einige Jahre in Anspruch nehmen.“