Einweg-Plastik Gras mähen, statt Bäume fällen

Mit dem Verbot von Einweg-Plastik, das in Deutschland im Sommer 2021 in Kraft tritt, werden Papier-Produkte wichtiger. Das Unternehmen Creapaper will auch diese umweltgerechter machen und setzt dabei auf den zusätzlichen Einsatz von Gras.

Montag, 10. Mai 2021 - Verpackung
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Gras mähen, statt Bäume fällen
Bildquelle: Creapaper

Papier rückt für Verpackungen, in Gastronomie und Retail im Jahr 2021 noch stärker in den Mittelpunkt des Interesses. Aber auch Papier könnte umweltverträglicher sein, denn seine Herstellung aus Holz ist energieintensiv, erfordert den Einsatz chemischer Mittel, zum Beispiel für das notwendige Herauslösens des Stoffes Lignin, und verbraucht sehr viel Wasser. Ein Unternehmen, das diesbezüglich einen vielleicht bahnbrechenden Ansatz verfolgt, ist Creapaper aus dem rheinischen Hennef. Sein Gründer, Uwe D’Agnone, machte sich auf die Suche nach einer Alternative zum Einsatz des Rohstoffes Holz und fand sie: Gras. Dieses wird in Zeiten des Kraftfutters von Bauern immer weniger eingesetzt und zu riesigen Mengen schlicht verbrannt. Das geht besser.

Im Rahmen von D‘Agnones Forschungen, in die auch die Universität Bonn involviert war, kam heraus, dass bei der Papierherstellung – je nach Endprodukt – bis zu 60 Prozent des sonst eingesetzten Holzes durch Gras ersetzt werden kann. Und das in den gleichen Maschinen, die schon bisher Zellstoff aus Holz verarbeiten. „Deshalb ist dies keine disruptive Technik, die bestehende Geschäftsmodelle bedroht“, sagt Jeannette Thull, Geschäftsführerin des Unternehmens, im Gespräch mit CS. Inzwischen konnten einige große Food-Hersteller für die Idee gewonnen werden. So gab Coca-Cola ein Tray in Auftrag, das mit 50 Prozent Gras hergestellt wurde. Überzeugend dabei auch: Bei der Produktion werden 99 Prozent weniger Wasser als bei der konventionellen Zellstoff-Produktion verbraucht und bis zu 95 Prozent CO2-Emissionen eingespart. Rewe, Aldi und Kaufland setzen inzwischen Graspapier-Schalen für die Vermarktung von Bio-Obst- und -Gemüse ein. Rossmann ist auch Kunde und Tests mit Graspapier-Tüten laufen in einigen Edeka-Märkten. Um liefern zu können, hatte Creapaper 2018 die weltweit erste Grasfaseranlage in Düren mit einer Kapazität von etwa 25 000 Tonnen Graspellets pro Jahr gebaut.

Im nächsten Schritt möchte das Unternehmen mit Produkten wie Servietten,Toilettenpapier und Trinkhalmen auf den Markt kommen. Interessant für die Shops sind vor allem die vielseitigen Verpackungen für das Gastro-To-Go-Geschäft vom Burger-Karton bis hin zum umweltfreundlichen Einweg-Kaffeebecher, der ebenfalls bald fertig sein soll. Allerdings können aktuell noch keine einzelnen Shop-Betreiber die Produkte direkt ordern. Creapaper braucht große Partner und Abnehmer aus Handel und Großhandel, die das Geschäft mit ihnen machen und voranbringen. Wenn es jedoch so weit ist, dann könnte eine Überraschung auf den Handel warten: „Wenn wir entsprechende Mengen herstellen können, dann können die Produkte, bei denen unsere Pellets eingesetzt werden, sogar preiswerter sein als konventionell produzierte Produkte. Umweltfreundlich bedeutet eben nicht immer teurer“, sagt Jeannette Thull.
Der Einsatz von Gras bei der Papierherstellung durch Creapaper, ist bei vielen Produkten möglich.