Westfalen AG „Der Kunde bleibt im Mittelpunkt“

In diesem Jahr hat die Westfalen Gruppe acht Standorte zu Mobility Hubs entwickelt. Weitere Stationen werden folgen. Dafür verantwortlich ist ab 2024 Sandra Schütte, neue Leiterin des Bereichs Mobility.
 CS stellte ihr dazu Fragen.

Donnerstag, 07. Dezember 2023 - Tankstelle
Martin Heiermann
Artikelbild „Der Kunde bleibt im Mittelpunkt“
Bildquelle: Westfalen AG, Münster

Nichts bleibt wie es war. Genau so sieht das auch Sandra Schütte, bisher Leiterin Convenience, ab 2024 für den gesamten Mobility-Bereich bei der Westfalen Gruppe zuständig. Sie arbeitet daran, Tankstellen in Mobility Hubs der Marke Alvore weiterzuentwickeln. Und hat bereits Erfolge. Bestandteile der Veränderung sind mehr Nachhaltigkeit, mehr Digitalisierung, ein breites Angebot an Energie und Kraftstoffen und ein Smart-Store-Prototyp. Zentraler Faktor bleibt der Kunde.
Die Westfalen AG setzt an ihren Standorten auf alternative Kraftstoffe und Digitalisierung wie etwa Pay@Shop mit Fillibri.

Convenience Shop: Frau Schütte, Anfang Januar 2024 übernehmen Sie die Leitung des Bereichs Mobility innerhalb der Westfalen Gruppe. Was haben Sie sich schon heute für die Entwicklung des Tankstellen-Geschäfts vorgenommen?
Sandra Schütte: Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben; als Leiterin Convenience, Gastronomie und Dienstleistungen sind mir viele Themen bereits bestens vertraut. Wichtig ist mir: Der Kunde bleibt Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns. Da unsere Kundinnen und Kunden heute andere Bedürfnisse haben als noch vor wenigen Jahren, passen wir uns an. Wir legen unseren Fokus auf Innovationen, nachhaltige Antriebe und Digitalisierung.

Mit Alvore Smart Store haben Sie ein Projekt angeschoben, das künftig ausgerollt werden soll. Wie viele solcher Smart Stores halten Sie nach derzeitigem Stand im bisherigen Westfalen-Netz für möglich?
Auf dem Gelände der Westfalen Unternehmenszentrale in Münster sind wir mit einem Pilotprojekt gestartet. Bisher verläuft der technische Friendly User Test im ‚Westfalen Universum‘ sehr erfolgreich, was uns
optimistisch stimmt. Dieser erste Smart Shop wird im nächsten Jahr weiterreisen, damit wir an externen Standorten weitere Erfahrungen sammeln können. Der genaue Aufstellungsort steht noch nicht final fest. Anschließend folgt ein weiterer Rollout, beispielsweise an Standorten mit Automaten-Tankstellen und an Ladeparks.

Sie wollen mit den Alvore Smart Stores auch andere Standorte jenseits Ihrer Stationen erschließen. Wollen Sie in den Wettbewerb zu Tegut und seinen Teos eintreten?
Wir verstehen uns als Experte für ein Convenience-Angebot für
mobile Kundinnen und Kunden. Ein Smart Shop kann auch perspektivisch neben einem Ladepark oder Ähnlichem zum Einsatz kommen.

Mit dem Knowhow des Tochterunternehmens Fillibri kann Westfalen seine Smart Stores digital steuern. Gleichzeitig fokussiert Fillibri das Bezahlen an der Zapfsäule. Wie kombinieren Sie beide Elemente?
Mit der Fillibri-App bieten wir ein vielseitiges Portfolio, das den gesamten Mobilitätsbereich mitdenkt: Das Bezahlen an der Zapfsäule, Pay@Pump, gehört genauso dazu, wie das Bezahlen an der Waschanlage, Pay@Wash, und das digitale Vorbestellen und Bezahlen des Kaffees im Tankstellen Shop, Pay@Shop. 2024 wird es außerdem mit der Fillibri-App möglich sein, E-Autos deutschlandweit an ausgewählten Ladesäulen zu laden, Pay@Charge. Perspektivisch ist eine Bezahlung über Fillibri auch im Alvore Smart Shop oder anderen Shops angedacht. Die App ist zudem nicht nur im Westfalen-Netz nutzbar, sondern an über 1.700 Akzeptanzstellen in Deutschland. Langfristig soll die App auch europaweit zum Einsatz kommen.

Unter der Marke Alvore wollen Sie Ihre Stationen zu
Mobility Hubs ausbauen. Wo liegen die Schwerpunkte?
2021 und 2022 haben wir bereits acht bestehende Standorte zu
Mobility Hubs entwickelt; weitere acht Stationen kommen in diesem Jahr hinzu. Jeder Standort wird individuell betrachtet und modular von uns im Baukastenprinzip geplant – in einem Design und einer Qualität mit Wiedererkennungswert. Mit den Mobility Hubs wollen wir uns von der klassischen Tankstelle abheben. Dazu gehört ein umfangreiches Angebot in den Bereichen Convenience, Foodservice und Dienstleistungen, aber auch ein einladendes Erscheinungsbild. Immer wichtiger werden alternative Antriebsenergien wie Schnellladesäulen, Bio-CNG, Bio-LNG und Wasserstoff. Die Schwerpunkte der Mobility Hubs werden individuell an den jeweiligen Standort angepasst; je nach Kundenbedarf vor Ort. So unterscheiden sich zum Beispiel autobahnnahe Standorte in ihrem Angebot von innerstädtischen.

Als Mineralölgesellschaft stehen Sie in Sachen umweltgerechtes Handeln und Nachhaltigkeit im Fokus. Was tun Sie, damit Ihre Aktivitäten wahrgenommen werden?
Die Westfalen-Gruppe arbeitet bereits seit Jahren daran, Nachhaltigkeit auch im Tankstellensektor Schritt für Schritt umzusetzen. Ein erster Schritt war die Einführung von wiederverwendbaren Recup-Mehrwegbechern an einem Großteil unserer Standorte. Diese können deutschlandweit über 20.000 Stellen wieder zurückgegeben werden. An unseren E-Ladesäulen bieten wir heute schon ausschließlich Ökostrom an. Auch kommen bei den von uns betriebenen CNG-Tankstellen flächendeckend Bioprodukte zum Einsatz – seit Anfang Dezember auch bei unseren LNG-Tankstellen. An bisher fünf unserer Waschstraßen sowie im Waschpark Köln-Lövenich können Autofahrerinnen und -fahrer ihre Fahrzeuge CO2-neutral waschen. Bis 2025 ist die Umstellung aller Waschstraßen geplant. Perspektivisch ist eine Ausweitung auf Portalwaschanlagen möglich. Einige Standorte haben zudem bereits gute Erfahrungen mit lebensmittelrettenden Angeboten wie ‚to good to go‘ gemacht. Und generell berücksichtigen wir bei der Lieferantenauswahl umweltgerechtes und nachhaltiges Handeln.

Durch die wachsende Zahl der E-Autos hier zu Lande wird viel darüber spekuliert, wie viele Tankstellen es künftig in Deutschland noch geben wird. Was erwarten Sie?
Wir gehen davon aus, dass sich das Netz zunehmend konsolidieren wird, das heißt, die Anzahl der Tankstellen in Deutschland wird durch den sich verringernden Absatz an fossilen Kraftstoffen beständig zurückgehen. Außerdem ist der Trend Richtung Mobility Hub bei allen Mineralölgesellschaften zu beobachten; kleinere, nicht rentable Standorte werden geschlossen. Allerdings gibt es in den nächsten Jahren weiterhin eine große Anzahl an Bestandsfahrzeugen, die nicht von heute auf morgen verschwinden werden. Wie schnell diese Entwicklung fortschreitet und wie viele Tankstellen es in 20 Jahren noch geben wird, ist ein Blick in die Glaskugel.

Wie bereiten Sie das differenzierte Westfalen-Netz auf diese Veränderungen vor?
Nicht jeder Standort ist für die Umrüstung in Richtung Mobility Hub geeignet, das heißt wir überprüfen jede Station und bauen jährlich geeignete Stationen aus. Hierzu haben wir eine ausführliche Analyse des Bestandsnetzes vorgenommen. Es wird sicherlich auch zu Schließungen oder Umrüstungen auf Automatenstation kommen. Doch auch neue Standorte entstehen – insbesondere für Zukunftsenergien, wie etwa Ladeparks für Pkw und Lkw, Bio-CNG-, Bio-LNG- und Wasserstoff-Tankstellen.

Setzen Sie beim Thema E-Loading ausschließlich auf Ultraschnellladen an der Tankstelle? Und wird dies auf dem Forecourt oder den Stations-Grundstücken stattfinden?
Grundsätzlich ist es unser Ziel, ausschließlich Ultraschnellladesäulen an unseren Stationen aufzustellen. Im Bestand haben wir Ladesäulen mit verschiedenen Ladeleistungen, die je nach Netzkapazität nachgerüstet werden. Häufig stehen die Ladesäulen aus Platz- und Sicherheitsgründen noch außerhalb des Forecourts. Wir arbeiten aber an Konzepten für andere Lösungen.

Künftig wird voraussichtlich auch die Nachhaltigkeit der Ladenetze stärker in den Fokus geraten. Wie sehen Sie das?
Das sehen wir genauso. Wie gesagt, bereits heute nutzen wir an unseren Ladestationen zu 100 Prozent Ökostrom. Perspektivisch werden wir neue Standorte als Ladeparks sicherlich direkt mit Fotovoltaik-Technik ausrüsten. Hier können wir allerdings nicht losgelöst von der Politik agieren; die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Strommix müssen passen.

Wie sieht es in Sachen Nachhaltigkeit im Lebensmittel-Sortiment Ihrer Tankstellen-Shops aus?
In Abstimmung mit unseren Kooperationspartnern arbeiten wir stets an den Kundenbedürfnissen angepassten Sortimenten. Nachhaltigkeit gewinnt jedoch zunehmend an Interesse.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für das Thema Nachhaltigkeit?
Das Thema Nachhaltigkeit geht uns alle an und besetzt in der unternehmensinternen Kommunikation eine immer größere Rolle. Wir nutzen zum Beispiel die Sustayn-App, die mit Incentivierungen arbeitet und das
gemeinsame Energiesparen und Ressourcenschonen in den Fokus rückt. Für unsere Tankstellenpartnerinnen und -partner ist es zudem motivierend, wenn sie weniger Verpackungsmüll und Abschriften bewältigen müssen.