Mineralölgesellschaften Der lange Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Vor den Mineralölgesellschaften steht ein strammes Arbeitsprogramm, um die Ansprüche der Kunden in Sachen Nachhaltigkeit zu erfüllen und so die Zukunft der Stationen und ihrer Shops zu sichern.

Montag, 11. September 2023 - Tankstelle
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Der lange Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Bildquelle: BP / Aral

Als der ehemalige Aral-Manager Frank Wolf um die Jahrtausendwende für die Tankstellen den Begriff „Oasen der mobilen Gesellschaft“ prägte, spiegelte er erstmals auch die täglichen emotionalen Erfahrungen von Millionen Menschen wider, die unterwegs sind und ihre Reise an Tankstellen unterbrechen. Heute, in Zeiten steigenden Umweltbewusstseins und der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit, müssen sich die Tankstellen eine positivere Haltung ihrer Kunden neu erarbeiten.

Die Herausforderung für die Tankstellen-Shops, die Kunden immer wieder zu einer positiven Haltung für ihr Gesamtangebot von Kraftstoffen, Handel und Gastronomie zu begeistern, könnte derzeit kaum größer sein. Nachdem die Verbrennung fossiler Kraftstoffe in den vergangenen beiden Jahrzehnten als einer der größten Klimakiller identifiziert wurde, bekamen die Mineralölgesellschaften und damit auch ihre Tankstellen den Gegenwind zu spüren. Die Menschen nutzten zwar die Stationen weiterhin täglich, aber immer öfter ohne die bis dahin auch für die Betreiber deutlich zu spürende Wertschätzung. Damit einher ging auch – trotz der bis heute immer weiter steigenden Mobilitätswünsche der nachwachsenden Generationen – eine Ent-Emotionalisierung des Autofahrens. Während früher vielleicht der romantisierende Begriff der „Oase“ für die Tankstelle für viele gerechtfertigt war, müssen sich die Mineralölgesellschaften mit ihrem Gesamtgeschäft inzwischen viel stärker für alles, was sie tun rechtfertigen. Kein Wunder also, dass Aral-Chef Achim Bothe im Interview mit Convenience Shop für sein Unternehmen erklärt: „Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung der Nachhaltigkeit“, und konkret ergänzt: „Grundsätzlich verfolgen wir als BP/Aral eine Net Zero Strategie, das heißt bis spätestens 2050 wollen wir unsere Co2-Emissionen so weit senken, dass wir Net Zero erreichen.“ Ebenso betont Wettbewerber Shell gegenüber Convenience Shop: „Wir haben uns als Shell global ein Ziel gesetzt: Netto-Null Co2-Emissionen bis 2050.“

Viel Arbeit in den kommenden Jahren
Hinter diesen Vorhaben für die nächsten Jahrzehnte wird vor allem viel Arbeit stehen und bestimmt die Notwendigkeit, auch mit den Tankstellen, dem wichtigsten „Face to the Customer“, diesen Zielen ganz offensichtlich gerecht zu werden. Ob die Tankstellen von einer positiveren Haltung der Bevölkerung gegenüber den Mineralölgesellschaften künftig profitieren können, hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie stark sich die Energiewende und das damit verbundene E-Loading auch wirklich an Tankstellen manifestiert und nicht nur zu Hause oder auf Parkplätzen etc. Aral ist bisher an etwa zehn Prozent seiner Tankstellen mit 1.600 Schnellladesäulen vertreten und will laut Bothe die Zahl noch in diesem Jahr auf 3.000 erhöhen. Und Shell sagt sogar: „einige, vor allem innerstädtische Tankstellen, werden zu Mobility-Hubs umgebaut, die dann rein auf Elektroautos ausgelegt“ seien. Die Hamburger behalten die Tankstellen weiter im Fokus: „Für uns ist und bleibt die Tankstelle der Ort, wo der Kunde Angebote für seine Bedürfnisse rund um Mobilität findet: ein diversifiziertes Kraftstoffangebot, Elektroladesäulen, Autowäsche sowie ein attraktives Angebot im Shop inklusive vielfältigem Kaffeeangebot, frischen Backwaren und Snacks als auch Dienstleistungen wie Geld abheben und Paketservice“. Wenn das so ist, müssen sich die Stationen den Nachhaltigkeitsanforderungen im Einzelnen weiter stark widmen.

Vom Gebäude bis zum Shop
Das gilt für die Gebäude über die Energieversorgung, die Ausstattung der Waschanlagen sowie die Ausstattung der Shops und schließlich auch für das Retail- und Gastronomieangebot. Dazu gehören eine Vielzahl von Themen wie umweltschonendere Verpackungen und Sortimentsumstellungen mit gesünderen und umweltgerechteren Food-Sortimenten im Shop. Dabei wird nicht nur bei Aral oder Shell viel davon abhängen, ob wirklich die gesamte Organisation, von den Managern bis hin zu den Shop-Mitarbeitern, mitgenommen und unterstützt wird.