HEM-Stationen Der entscheidene Faktor Zeit

Deutlich mehr Produkte und Dienstleistungen wird es in zehn Jahren in den Shops der HEM-Stationen geben. Das erwartet Tamoil-Geschäftsführer Carsten Pohl – vor allem wegen der Energiewende.

Freitag, 10. Dezember 2021 - Tankstelle
Martin Heiermann
Artikelbild Der entscheidene Faktor Zeit
Bildquelle: Deutsche Tamoil GmbH

Die Zeichen bei der Deutschen Tamoil stehen auf Veränderung: Gegenüber unserer Zeitung macht Geschäftsführer Carsten Pohl deutlich, in welche Richtung die eigenen HEM-Tankstellen und deren Shops durch das Hamburger Unternehmen entwickelt werden sollen. Und welche Ziele Tamoil ansteuert. Denn die beginnende Energiewende im Individualverkehr mache eine solche Strategie nötig: „Schon 2018 haben wir begonnen, fünf Prozent unserer Tankstellen mit Schnell-Ladesäulen auszustatten, darunter mehrere High-Power-Charging Ladesäulen“, so Pohl. Sie sollen den Nutzern von E-Fahrzeugen den Zugang zu Ultra-Schnellladesäulen mit bis zu 350 Kilowatt Leistung ermöglichen.
Verkaufsschlager, oder doch nicht?

Der Ladevorgang an den Stationen, so Pohl, dauere aber immer noch zehnmal solange, wie das herkömmliche Betanken eines Verbrennerfahrzeuges. Daraus folgt, dass E-Autofahrer sich entsprechend länger an den Stationen aufhalten, wenn Sie dort aufladen. Die Shops müssen sich darauf einstellen. „Es wird wohl noch ein paar Jahre und Innovationen erfordern, bis Autos im Massenmarkt wirklich mit Batterien ausgestattet sind, die Individualmobilität in einer breiten Anwendungspalette unkompliziert möglich machen“, prognostiziert der Tamoil-Geschäftsführer. Deshalb sei das Batterieauto trotz der hohen staatlichen Förderung immer noch kein Verkaufsschlager. Pohl verweist in diesem Zusammenhang auf aktuelle Zahlen: „Neun von zehn Autos, die in diesem Jahr neu zugelassen wurden, hatten einen Verbrennungsmotor.“ Deshalb plädiert er, wie viele in der Branche, für mehr E-Fuels an der Tankstelle. Für eine sinnvolle Wende im Verkehr, die von der Mehrheit der Menschen angenommen werde, sei hier zu Lande aus seiner Sicht mehr Technologie-Offenheit nötig. Nur so könne die Breite des Fahrzeugbestands schnell CO2-Emissionen reduzieren. Entsprechend der Entwicklung werde Tamoil sein Angebot am Bedarf ausrichten.

Dramatische Veränderungen
Heute kauft der größere Teil der Kundschaft an den HEM-Tankstellen jedenfalls in erster Linie „Reichweite“ für die individuelle Mobilität, beschreibt Carsten Pohl die Situation. Das werde in zehn Jahren auch wegen der Energiewende nicht mehr so sein: „Dann wird die Mehrzahl uns aus anderen Gründen besuchen“, erwartet er. Der Shop und sein gastronomisches Angebot werden dabei eine wesentliche Rolle spielen, „allerdings wird das Angebot an Produkten und Dienstleistungen weit über das hinausgehen, was wir heute anbieten“, so der Geschäftsführer. Es gehe bei diesem Wandel nicht nur um die Energiewende: „Räumliche und zeitliche Muster des Lebens in unserer Gesellschaft verändern sich dramatisch, während wir unsere Welt parallel in immer stärkerem Maße digital erleben.“ HEM werde dafür sorgen, dass Menschen, die real und digital immer mobiler werden, sich bei uns „unterwegs wie zu Hause“ fühlen. Zeit werde dabei ein entscheidender Faktor sein: „Die einen werden Zeit sparen wollen, die anderen wollen sie genießen.“ Darauf müssen sich die Shops wohl erst noch vorbereiten.