Wegwerfen? Foodsharing oder too good to go

Wegwerfen oder nicht? Diese Frage stellt sich auch in C-Stores immer noch zu oft. Einige Tankstellen-Betreiber handeln jetzt. Sie verkaufen oder spenden Food-Produkte mit Hilfe von Partnern.

Donnerstag, 28. Oktober 2021 - Tankstelle
Martin Heiermann
Artikelbild Foodsharing oder too good to go
Bildquelle: Too Good To Go

Allein in Deutschland werden pro Jahr nach unabhängigen Schätzungen bis zu elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Studien zufolge wären 40 Prozent davon noch problemlos genießbar. Allerdings ist ihre Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten. Auch in Tankstellen-Shops und anderen Convenience Stores gibt es diese Problematik zweifellos. Besonders Produkte im Bistro-Bereich und Frische-Sortiment sind dafür anfällig, wie nicht zuletzt die Berichterstattung rund um das Rewe-To-go-Format an Aral-Tankstellen immer wiedergezeigt hat. Die Wahrnehmung des allgemein als Food Waste bezeichneten Phänomens in der Öffentlichkeit drängt nun die Convenience-Händler zum Handeln. Aktiv auf diesem Feld sind beispielsweise Shell Deutschland, die Deutsche Tamoil mit ihren HEM-Tankstellen und die Tankstellengesellschaft Oest mit Avia Tankstellen.

Während Tamoil und Shell eine Kooperation mit der Lebensmittelretter-App Too Good To Go eingegangen ist, führt Oest mit der Organisation Foodsharing ein Pilotprojekt durch. „Auslöser für die Kooperation mit Foodsharing war das neue Dorflädle & Stüble Konzept an unserer Schwarzwaldtankstelle in Dornhan. Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung war hier von Planungsbeginn ein wichtiges Thema“, berichte Ann-Cheryl Römpp, Referentin Shop und Carwash bei dem Unternehmen. Doch nicht nur an der Schwarzwaldtankstelle, sondern auch an weiteren Stationen der Gesellschaft werden Lebensmittel gerettet: „Aktuell beteiligt sich ein Teil unserer sechs Regiestationen an der Kooperation mit Foodsharing. Aufgrund der positiven Rückmeldungen unserer Stationsleiter und der problemlosen Abläufe, werden wir die Kooperation im nächsten Schritt auf die restlichen Regiestationen ausrollen und die Kooperation in unserem Partner- und Pächternetz weiterempfehlen,“ sagt Römpp zu CS. Die Tankstellenbetreiber seien sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Foodsharing bringe sein engagiertes Team ein und die Abläufe funktionierten bisher reibungslos.

Empfänger sind Schulen oder Kindergärten
Ehrenamtliche Mitarbeiter von Foodsharing holen sowohl zubereitete als auch verpackte Lebensmittel ab, die aufgrund von Schäden, überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum oder anderen Gründen nicht mehr verkauft werden dürfen. Sie sind aber weiterhin genießbar. Diese werden dann je nach Standort entsprechend kostenfrei von privat zu privat weiter verteilt. Empfänger sind beispielsweise Obdachlosenheime, Schulen oder Kindergärten. Aber die geretteten Lebensmittel werden auch im Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft und über die Plattform foodsharing.de. angeboten. Öffentlich zugängliche Regale und Kühlschränke, so genannte „Fair-Teiler“, stehen darüber hinaus allen zur Verfügung. Zudem will Foodsharing keine Konkurrenz zur Tafel und anderen Organisationen sein, die Lebensmitteln retten, sondern mit diesen zusammenarbeiten.

Anders als Too Good To Go arbeitet Foodsharing nicht mit so genannten Magic Bags. Die Bags können künftig an HEM-Tankstellen abgeholt werden. Dort kommen nicht verkaufte Waren aus dem Bistro Vital kurz vor Ladenschluss zu einem Drittel des Originalpreises hinein, um einer Entsorgung zu entgehen.