Nur wenig war seit dem Verkauf der deutschen Esso-Stationen an die EG Group von dem Unternehmen und seinen Aktivitäten zu hören. Jetzt ist zumindest klar, dass wohl auch im deutschen Markt die Zeichen auf Expansion stehen. So wechselte jüngst die Minera Kraftstoffe – Mineraloelwerk Rempel GmbH mit rund 80 Stationen zu Esso. Das Mannheimer Unternehmen ist in acht Bundesländern aktiv und gehört zu den großen regionalen Mineralölunternehmen. Bereits im Mai und Juni vergangenen Jahres wurden zwei Tankstellen als Pilot-Standorte auf Esso umgeflaggt. Auf dem Tankfeld wurde das Esso Design rund um den Kraftstoff Synergy umgesetzt. Das Convenience-Geschäft firmiert unter der Bezeichnung „Shop“. Ab April 2020 werden die Tankstellen nach und nach ins Netz von Esso aufgenommen und von Minera weiter betrieben. Tim Paulsen, Markenpartner Sales Manager bei Esso Deutschland, sagte dazu: „Das ist ein bedeutendes Wachstum, das in der 130-jährigen Esso Firmengeschichte seines gleichen sucht. Nun wollen wir gemeinsam erfolgreich sein und die positiven Pilot-ergebnisse auf alle neuen Esso Stationen der Minera Gruppe übertragen.“
Dennoch ist die EG Group mit ihrem Convenience-Geschäft in Deutschland im Moment so etwas wie eine unbekannte Größe. Die Esso-Stationen, von denen in den vergangenen 25 Jahren durchaus immer wieder spannende Impulse auch im Convenience-Geschäft ausgingen, machen aktuell diesbezüglich kaum von sich reden. Grund genug, an dieser Stelle noch einmal über die EG Group, von der hier zu Lande nur selten öffentlich etwas zu hören ist, zu berichten und die Hintergründe der Gesellschaft etwas zu beleuchten.
Erfolgsstory Eurogarages
Kern der Unternehmensgruppe ist Eurogarages, das im Jahr 2001 von den Brüdern Zuber und Mohsin Issa gegründet wurde. Sie fingen mit einer Station in Großbritannien an und hatten bis 2016 schließlich 340 Stationen in ihrem Portfolio. 2016 kam TDR Capital ins Spiel, eine europäische Private Equity Gesellschaft, die 2002 gegründet wurde und Fonds mit einem gebundenen Kapital von über acht Milliarden Euro verwaltet. Zu deren Unternehmen gehören auch die Lease Plan Corporation, die weltweit größte Leasinggesellschaft für Firmenwagen in Hurtigruten, ein globales Unternehmen für Expeditionsreisen, Buffalo Grill, die führende Casual-Dining-Kette in Frankreich und in Deutschland der Textildiscounter NKD. In ihrem Besitz befand sich bereits auch die European Forecourt Retail Group (EFR), mit mehr als 1.100 Stationen in den Benelux-Ländern und Frankreich. Aus dem Merger der EFR und Eurogarages entstand schließlich 2016 die EG Group, die sich seitdem erstaunlich schnell zu einem globalen Retailer mit weltweit etwa 6.000 Retail- und Tankstellen-Standorten, beispielsweise in den USA, Australien, den Niederlanden, Italien und Deutschland entwickelt hat. 2018 übernahm diese schließlich alle etwa 1.000 Esso-Stationen in Deutschland.
Führender Betreiber
Inzwischen gehört die EG Group nach eigenen Aussagen zu den führenden Tankstellen-und Shopbetreibern, die darüber hinaus starke Partnerschaften mit weltweit bekannten Marken wie Esso, BP, Shell, Carrefour, Louise Delhaize, Spar, Starbucks, Burger King, KFC, Greggs und Subway eingegangen ist. Die Gruppe beschäftige zurzeit wohl über 40.000 Mitarbeiter.
Was man allerdings konkret mit den Esso Tankstellen in Deutschlands vorhat und wie diese künftig auftreten werden, dazu hat sich das Unternehmen selbst ausdrücklich noch nicht geäußert. Derzeit herrscht bei den Esso-Stationen hier zu Lande eine eher unübersichtliche Vielfalt in die Jahre gekommener Konzepte von Esso Shop, Snack & Shop, Tigermarket und On the run. Von einem einheitlichen Erscheinungsbild kann also nicht die Rede sein.
Der deutlichste Hinweis zur Weiterentwicklung des Shop-Geschäft an Esso-Stationen kam im September 2019, anlässlich des Starts eines Pilotprojekts von Valora Food Service Deutschland und EG Deutschland an drei Standorten in Frankfurt und Köln. Hier sollen „Shops von Backwerk und Ditsch eine Tankstelle zur One-Stop-Shopping-Destination aufwerten“, erklärte Valora. Auf Anfrage von CS teilten die Partner jetzt mit, dass die Kooperation auch nach dem zwölfmonatigen Pilotprojekt fortgesetzt werde. Mittlerweile gebe es einen weiteren Standort in Frankfurt an der Esso-Tankstelle in der Hanauer Landstraße mit der Marke Backwerk.
Expanison mit Burger King
Ein weiterer gastronomischer Partner, mit dem das Unternehmen in Deutschland weiter wachsen will, ist Burger King. In den kommenden Jahren soll die Anzahl an Burger King-Restaurants an Esso-Tankstellen auf 130 Standorte steigen, teilten die beiden Unternehmen 2019 mit. Als Franchise-Nehmer agiert „Echo“, wie das Unternehmen jetzt heißt.
Mediterranes Sortiment
Einen seltenen Einblick in das Sortiments-Konzept bei Esso gab es ebenfalls 2019 angesichts einer neuen Kooperation zwischen Pinar, einem türkischen Lebensmittel-Anbieter für Ayran, Käse, Wasser, Milchprodukte, Sucuk etc. und Echo in Deutschland, über die die türkische Tageszeitung Hürriet berichtete. In ausgesuchten Stationen sollen Produktpaletten von Pinar angeboten werden. Heiko Thieme, Geschäftsführer der Echo Tankstellen GmbH und Yusuf Tekin von der Pinar Foods GmbH starteten die Zusammenarbeit. Thieme erklärte aus diesem Anlass gegenüber Hürriet: „Wir tragen mit der Kooperation der Nachfrage aus dem Markt Rechnung. Dabei geht es nicht ausschließlich um Deutsche, die türkische Wurzeln haben. Allgemein ist in unserer Kundschaft die Nachfrage nach Produkten groß, welche auf die mediterrane Küche anspielen.“
Insgesamt werden in allen Bereichen der Esso-Tankstellen in Deutschland strategische Weiterenwicklungen, neue Partnerschaften und Services sichtbar. Was aktuell fehlt, oder bisher nicht kommuniziert wurde, ist eine klare Positionierung im Shop-Geschäft mit dem entsprechenden Convenience-Marken-Konzept. Hier sollte Echo mit Esso bald mal wieder öffentlich Flagge zeigen.