Schon früh im Gründungsjahr von Convenience Shop, in der zweiten Ausgabe, kümmerte sich die Redaktion auch um den Schweizer Tankstellen- und Convenience-Markt. Mit der Vorreiter-Rollen bei der Einführung von bleifreiem Benzin beispielsweise, hatte sich die Migrol in diesem Markt gut etabliert. Damals wurden aber noch keine Migros-Eigenmarken verkauft und man hatte noch Bedenken, dass zu viel Werbung für das Angebot der Tankstellen-Shops , das Gewerbeaufsichtsamt auf den Plan rufe. Schon damals sprach die Redaktion von CS mit dem „für Tankstellen und Betriebe zuständigen Denker und Lenker“ Daniel Hofer. Dieser ist als Unternehmensleiter nach wie vor an Bord und war im Jubiläumsjahr von Convenience Shop gerne zu einem Update bereit.
Herr Hofer, als wir Sie 1995 interviewten, hatte die Migrol als Tochterunternehmen der Migros 150 Tankstellen mit Shops. Die Shops hatten Größen von 20 bis 100 Quadratmetern. 34 Objekte waren Eigenbetriebe. Was sind seitdem die wichtigsten Entwicklungslinien bei den Migrol-Tankstellen?
Hofer: Heute befinden sich immer noch rund 150 Tankstellen mit Shop in unserem Tankstellennetz, 100 davon sind jedoch Convenience Stores von Migrolino, der Schwestergesellschaft aus der Migros-Gruppe. Diese Tankstellen werden im Franchisesystem und nicht mehr als Filialbetriebe mit Migrol-Personal betrieben.
Was sind die Veränderungen im Schweizer Tankstellenmarkt?
Die Bedeutung der Convenience Stores, also der kleinen Supermärkte an den Tankstellen, hat massiv zugenommen. Der Convenience-Markt an Hochfrequenzlagen wie Bahnhöfen oder Tankstellen ist eine vollwertige und bedeutende Gattung im schweizerischen Detailhandel geworden.
Wie haben sich die Shop-Sortimente entwickelt. Damals gab es ein Grundsortiment von 4.000 Artikeln, das dann noch durch regionale Angebote angereichert wurde. Wie ist das heute?
Diese Zahl hat sich in den Convenience Stores stark ausgeweitet. Im Gegensatz zu früher gibt es vielmehr saisonale Produkte, Frischwaren und Gastroprodukte. Die Gesamtsortimentsliste umfasst rund 20.000 Artikel, wenn auch nie alle Artikel gleichzeitig in den Läden verfügbar sind.
Damals haben wir bereits darüber gesprochen, dass Sie gerne die in der Schweiz sehr beliebten Migros-Eigenmarken ins Geschäft integrieren wollen, was sich aber schwierig gestaltete. Was wurde später aus diesem Wunsch?
Mit dem Migrolino-Konzept wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. In jedem Migrolino-Shop besteht ein wichtiger Teil des Sortiments aus Migros-Produkten.
Sie sprachen sich damals gegen zu viel Werbung für die Shops aus, weil diese gerade auch für den Shop-Bereich das Gewerbeaufsichtsamt auf den Plan locke, da nur bestimmte Artikel außerhalb der gesetzlichen Öffnungszeiten verkauft werden dürften. Hat sich diese Situation entspannt?
Die Ladenöffnungszeiten wurden inzwischen teilweise liberalisiert und an einfachere Kriterien geknüpft als die Sortimentsauswahl. In vielen Kantonen gibt es für Tankstellen-Shops mit langen Öffnungszeiten Begrenzungen der Verkaufsfläche, beispielsweise 100 oder 120 Quadratmeter. Andere Kantone sind vollständig liberal und kennen für keine Ladenart Einschränkungen der Öffnungszeiten wie etwa Baselland oder Zürich von Montag bis Samstag. Beschränkungen gibt es aber von Seiten des Arbeitsrechts für angestellte Mitarbeitende.
Welche Sortimente stehen bei Ihnen aktuell besonders im Fokus, oder ist es bei den Schwerpunkten Zigaretten, Zeitschriften, Süßigkeiten und Getränken geblieben?
Presseerzeugnisse sind eher rückläufig, Tabak ist weit gehend gleich bleibend. Dagegen haben die Umsätze mit Lebensmitteln und Haushaltprodukten, also Food und Near Food, massiv zugenommen, so dass die großen Shops ihren Umsatz markant ausweiten konnten.
Obst und Gemüse erteilten Sie damals eine Absage: ‚Der Benzingeruch würde der Qualität der Waren schaden.‘ Haben Frische-Angebote heute eine Chance bei Ihnen und den Kunden?
Bei den Lebensmitteln sind es gerade die Frischprodukte, die sehr gut nachgefragt werden. Auffallend ist dabei die Entwicklung von frisch gebackenem Brot, ohne das ein Convenience Store heute nicht mehr denkbar wäre. Die heutigen Convenience Stores sind kleine Supermärkte geworden.
1995 stellten Sie bereits fest, dass einige Shops schon „Bistro-Charakter“ hätten. Wie hat sich das Gastro-Geschäft inzwischen an Migrol-Stationen entwickelt und funktionieren bei Ihnen auch noch diejenigen Shops gut , die sich weitestgehend auf das Retail-Angebot beschränken?
Es gibt ein bescheidenes Gastrokonzept, das sich weit gehend auf den Verkauf von Kaffee mit Zusatzsortiment konzentriert. Mehr und mehr kommen weitere Produkte zum Sofortverzehr hinzu und die Planung läuft nun bereits hin zu kleinen Gaststätten.
Bei der Betreibung setzten Sie schon Mitte der 90er Jahre vor allem auf qualifizierte Einzelhändler mit Kenntnissen aus der Lebensmittelbranche. Wie hat sich das Thema bei Ihnen entwickelt?
Haben Sie noch diesen Anspruch an Ihre Partner in diesem Geschäft? Das ist gleich geblieben. Mit dem zusätzlichen Sortiment und der steigenden Komplexität der Bewirtschaftung sind zusätzlich betriebswirtschaftliche Kenntnisse sehr stark gefragt.
Unternehmen in der Schweiz sorgen ja dafür, dass Ihr Land ganz vorne mit dabei ist, wenn es um die Entwicklung moderner Technik-Konzepte, zum Beispiel kassenlose Shops, im Convenience-Geschäft geht. Kundenkarten mit denen im Shop bezahlt werden konnte, hatten Sie damals schon. Was sind aktuelle Entwicklungen beispielsweise bei Technik, Zahlungsverkehr und so weiter in Ihrem Hause?
Die gängigen Zahlungsmittel wie Debit-, Kredit- und Kundenkarten sind bei uns selbstverständlich im Gebrauch. Wir akzeptieren auch Applepay, Samsungpay, Twint und die eigenen Kundenkarten sowie an gewissen Standorten zusätzlich diejenige von Shell.
Zudem bieten wir eine App für alle Smartphone-Typen an, die mit Aktionen, aktuellen Tankstellen- und Heizölpreisen in Echtzeit und anderen Informationen bespielt wird.