Weiße Linie Mehr als (Lebens-)mittel zum Zweck

Milchprodukte und -alternativen symbolisieren immer mehr die eigenen Lebenswerte. Das gilt besonders beim Einkauf entsprechender Angebote im Convenience-Store.

Donnerstag, 16. Februar 2023 - Nahversorgung
Sabine Wygas
Artikelbild Mehr als (Lebens-)mittel zum Zweck
Bildquelle: Milram / DMK

Gesunder Mehrwert, hohe Qualität und die Möglichkeit, (umwelt-)bewusst zu leben sowie eigene Werte nach außen zu tragen: Laut Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie, BVE, beeinflussen diese Aspekte verstärkt das Kaufverhalten bei Nahrungsmitteln. Das gilt auch für Milchprodukte oder -alternativen in den C-Stores. Ohne großen Aufwand, sich gesund und lecker zu ernähren, sind laut aktuellem Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL, weitere Kriterien. Milchprodukte mit einem Plus an Eiweiß, also „Gesundheit to go“, sind daher hier zu Lande weiter beliebt. Laut Consumer Index der Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung (GfK) hat die „Weiße Linie“ der Molkereiprodukte 2021 die hohen Umsätze im ersten Pandemie-Jahr um 2,7 Prozent übertroffen. Vor allem Milchgetränke und Fertigdesserts haben demnach vom Proteintrend profitiert. Vergangenes Jahr hat sich dieser, laut GfK, leicht abgeschwächt: Während der Umsatz bei Proteinjoghurt eher rückläufig war, legten Proteinmilchgetränke überdurchschnittlich zu.

Ein Statement des Verbrauchers
„Viele Verbraucher, die in C-Stores scheinbar spontan einkaufen, haben sich vorher mit dem Produkt bewusst beschäftigt, erwarten eine entsprechend hohe Qualität und sind bereit, dafür auch mehr zu zahlen“, sagt Günter Berz-List, Leiter des Familienunternehmens Schwälbchen Molkerei. „Der Convenience-Käufer gibt mit seinem Kauf gewissermaßen etwas über sich preis. Denn das Produkt verschwindet nicht wie beim Discounter in der Anonymität des Einkaufswagens, sondern ist deutlich sichtbar und sagt etwas über die Lebensweise des Käufers aus.“ So bietet das Unternehmen etwa seinen Caffreddo in verschiedenen Varianten auch zuckerfrei an, hergestellt aus hochwertigen Zutaten. Statt auf Bio setzt Schwälbchen auf Regionalität und regelmäßige, neutrale Kontrollen der Milch vom Bauernhof bis zum Handel, gemäß eines zertifizierten Qualitätsmanagementsystems. „Die Vorgaben nähern sich immer mehr an Bio-Standards an“, so Berz-List.

Die Schwälbchen-Produkte gibt es in C-Stores, Tankstellen und Kiosken. Viele der Käufer hätten es eilig. „Ich denke, dass daher auch Automaten vermehrt auf dem Vormarsch sind, etwa an Flughäfen oder in Backwarenfilialen der Innenstädte, wo dann Mopro neben Smoothies angeboten werden“, sagt Berz-List. Die To-go-Getränkesegmente funktionierten in urbanen Ballungsräumen besser als in ländlichen Regionen. Da Kunden aus einigen Kulturkreisen stärker außer Haus orientiert seien, bietet Schwälbchen auch ein ethnisches Körfez-Sortiment an. Bei Joghurts seien zudem immer mehr kleine Gebinde, wie 100-Gramm-Becher, gefragt. Vegane Varianten sind bei Schwälbchen derzeit keine Option. „Wir hatten vor zwei Jahren mal eine Caffredo-Variante als Mandelgetränk auf dem Markt, die nur eine sehr kleine Fangemeinde hatte. Deswegen haben wir das Produkt aus dem Sortiment genommen.“

Konsummilch verliert an Bedeutung
Daß pflanzenbasierte Lebensmittel keine Nischenprodukte sind, zeigt eine Erhebung des Statistischen Bundesamts: So sank der Pro-Kopf-Verbrauch von „Konsummilch“ in 2021 gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent auf 47,8 Kilogramm und lag damit auf dem niedrigsten Wert seit 1991. 2021 wurden demnach mehr als 296 Millionen Liter Pflanzendrinks nach Deutschland importiert. Die wachsende Nachfrage nach Milchalternativen bestätigt auch die Auswertung der Online-Marketing-Plattform Semrush. Denn immer mehr Konsumenten liegt laut BVE das Tierwohl sowie eine klimafreundliche und nachhaltige Ernährung am Herzen.